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Lifestyle

Mode aus der Zeit, als es noch Ladies gab

Die drei jungen Frauen machen einen angespannten Eindruck, als sie sich mit der Presse zu einem Fototermin in einem Windhoeker Caf"e treffen. Liezl Louw telefoniert per Handy mit Kapstadt, Melanie Harteveld-Becker verteilt Bündel südafrikanischer Geldnoten an ihre Kolleginnen, Wilmien Venters rotgeschminkter Mund brabbelt ohne Ende. "Wir sind nervös", gibt das Trio unumwunden zu. Die drei Modedesignerinnen sollen am kommenden Montag nach Südafrika fliegen, um an der ersten Cape Town Fashion Week teilzunehmen.





Vorher gibt es noch hundert und ein Details zu organisieren - und vor allem müssen Gelder locker gemacht werden. "Der Spaß kostet uns einen Arm und ein Bein und den halben Körper", sagt Wilmien Venter. "Aber ich hoffe, dass es sich trotzdem lohnt", fügt Harteveld-Becker hinzu.


Insgesamt fünf namibische Modeschöpferinnen sollen in der kommenden Woche ihre Kollektionen auf der Cape Town Fashion Week vorstellen - gemeinsam mit Gianfranco Ferr"e, einem der renommiertesten internationalen Haute-Couture-Designer und der Cr"eme de la Cr"eme der südafrikanischen Modewelt. Offizielles Aushängeschild für das Modeereignis ist das nigerianische Supermodel Oluchi. 1998 hatte sie den ersten "Face of Africa"-Talentwettbewerb gewonnen und seitdem in Europa und New York für Namen wie Gucci, Tommy Hilfinger, Christian Dior und Galliano gemodelt.


Die Einladung zu der ersten Kapstädter Modewoche kam vor einigen Wochen per Anruf: Ob nicht auch ausgewählte namibische Designer bei dem Ereignis ihre Sommerkollektionen vorstellen wollten? Conny Maritz von der Modelagentur Extravaganza gab ihre Vorschläge ein: Melanie Harteveld-Becker, Liezl Louw, Wilmien Venter, Cynthia Schimming und Sweetness Ndwandwa-Mubita sollten Namibia repräsentieren.


Das Quintett akzeptierte - und machte sich an die Arbeit. Venter, hauptberuflich Stewardess bei Air Namibia und übrigens auch Designerin des offiziellen Outfits für Bodenpersonal und Stewardessen der Fluggesellschaft, hat eine Kollektion entworfen, die "an die Zeiten erinnern soll, wo wir noch Ladies waren". Eine Dame, die in den 20er Jahren einem Pferderennen beiwohnt, Zigarre-rauchende und Kognak-nippende Gentlemen - das sei das Bild gewesen, das sie zu einer "legären, sexy und glatten" Kollektion inspiriert habe, sagt Venter.


Liezl Louw, Inhaberin der Boutique "The Design Gallery" in der Maerua Mall, hat die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft als Inspirationsquelle benutzt. Harteveld-Becker, Lektorin für das Fach Modedesign an der Universität Namibia, will in Kapstadt ihre "Five Seasons"-Kollektion präsentieren. Diese hatte sie im vergangenen Jahr in einem Gemeinschaftsprojekt mit Fotokünstlerin Amy Schoemann mit großem Erfolg in Windhoek vorgestellt.


Mit von der Partie sind auch noch Sweetness Ndwandwa-Mubita, Inhaberin der Windhoeker Boutique "An Eye for Fashion", und die mehrfach (u.a. bei der Expo 1998 in Lissabon und der Expo 2000 in Hannover) preisgekrönte Designerin Cynthia Schimming. Schimming sagt, dass sie ihre Inspiration für die neue Sommerkollektion aus "Big Issue" gewonnen hat. "Wer ist schwarz und wer ist weiß - wer ist Afrikaner und wer nicht?", sei in einer Ausgabe der Obdachlosenzeitschrift das Thema gewesen. "Dabei braucht man nur die beiden Farben miteinander zu kombinieren um den Schwarz-Weiß-Charme zu spüren", erklärt Schimming.


Die Cape Town Fashion Week (CTFW) findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Vorher gab es Modeereignisse dieser Größenordnung nur in Johannesburg - und von dort stammt auch die Idee, das Modespektakel ans Kap zu bringen. Aus der renommierten Nederburg SA Designers Collection geboren, soll die CTFW vom 20. bis 24. August stattfinden. "Stündlich gibt es eine andere Modenschau", staunt Harteveld-Becker. "Am Samstag werden dann noch einmal die besten Designs vorgestellt." Und am Sonntag endet das Ereignis mit einem VIP-Gala-Abend, wo auch der Nederburg Young Designer Development Award (Gesamtwert N$ 100000) und der De Beers Shining Light Award verliehen werden.


Die Kapstädter Modewoche soll u.a. jungen Modestudenten die Chance geben, ihre Arbeiten auf einer Weltklasse-Bühne vorzustellen und professionelles Feedback zu erhalten.


Namibias fünf Modeschöpferinnen sind in einer eigenen Vorstellung am Donnerstag Mittag an der Reihe. Sie bekommen Laufstegmodelle und Choreographen gestellt - zahlen müssen sie diese aber aus eigener Tasche. Weshalb das Trio im Caf"e noch letzte Möglichkeiten in Erwägung zieht, Gelder aufzutreiben. "Es ist zum Verzweifeln", lacht Wilmien Venter. "Ich hab mit allen Waffen der Frau gekämpft - sexy Rock, koketter Augenaufschlag usw., aber das alles lässt die potentiellen Sponsoren scheints kalt."


Immerhin: Air Namibia hat sich bereit erklärt, dem Modequintett ermäßigte Flüge zur Verfügung zu stellen. Die restlichen Kosten, so hoffen die Designerinnen, können durch den Verkauf ihrer Kollektionen wieder wettgemacht werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-17

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