Landesmesse 2009: Ein Besuch lohnt sich
Die Windhoeker Messe geht auf Anfänge vor 1900 zurück, als vor dem nördlichen Eingang nach Windhoek bei Pokkiesdraai Vieh- und Landwirtschaftsprodukte ausgestellt wurden. Später rückte das Messegelände auf das Areal, wo heute die Privatschule DHPS steht. Hier fand die Ausstellung bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs statt. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das heutige Gelände am Jan- Jonker-Weg entwickelt. Das historische Gedächtnis der heutigen Ausstellungsgesellschaft reicht nur bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg zurück, so dass sie lediglich von der 55. Windhoeker Ausstellung sprechen.
Über Jahrzehnte und etliche Jahre nach der Unabhängigkeit Namibias war die Ausstellung Tag für Tag nach einem festen Programm strukturiert, das schriftlich erhältlich war und in allen Medien veröffentlicht wurde. Ein solches Programm gibt es derzeit nicht mehr. Die Organisatoren der gut funktionierenden Lebendvieh-Abteilung gestalten ihr eigenes Programm, wonach sie die Beurteilungen der Nutzviehrassen ablaufen lassen. Kinder und erwachsene Rinderführer marschieren nacheinander, adrett in Overalls gekleidet, mit jeweils einem gestriegelten Zuchttier in die Beurteilungsarena ein. Die Zuchtviehexperten geben ihr Urteil über die Qualität der Tiere ab. Die Eigentümer heften errungene Preise stolz in den Stallungen an, die in diesem Jahr von Züchter zu Züchter zudem noch individuell, hier und da sogar mit Blumenkasten und Kameldornschoten ausgeschmückt sind. Ein Gang durch die Lebendviehabteilung (Rinder, Schafe und Ziegen), dem Herzstück der Messe, lohnt sich allemal. Der traditionelle Karakulsaal bleibt in diesem Jahr leider verschlossen, als ob die Persianerära ganz vorüber sei.
Die Industrie- und Gewerbeabteilung hat ihr Gesicht während der letzten Jahre sehr verändert. Es fehlen die Großen. Der Bergbau ist total abwesend. Der Besucher sucht auch vergeblich nach Exponaten des Uran- und Diamantbergbaus. Auch die größeren Automobilunternehmen von Volkswagen oder der nationale Konzern Ohlthaver & List tritt nicht in Erscheinung. Nähme man in diesem Jahr die Lebendviehabteilung und des Handelsimperium Pupkewitz (Megabuild und Automobilabteilung) heraus, wäre - abgesehen von einigen Ausnahmen wie Agra und Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen - nur noch ein Trödelmarkt und Vergnügungpark übrig. Immerhin hat sich die elektronische Branche eine sichtbare Nische gesichert, denn hier finden laufend Neuerungen statt.
Was dennoch nützlich und lehrreich erscheint, sind die vielen Ministerien und staatlichen Instanzen, die der interessierte und mündige Bürger durchaus aufsuchen und kritisch befragen sollte. Hier und da gibt es direkte Auskunft oder gar etwas Kundendienst wie beim Innenministerium, wo sich der Bürger Antragsformulare für die Passerneuerung oder wie beim Ministerium für Finanzen einen Einblick in das umstrittene staatliche Ausschreibungsverfahren (Tender Board) holen kann. Etliche Ministerien bemühen sich um Bürgernähe. Wenn für einen Stand jedoch das Prädikat der Lieblosigkeit ausgerufen werden sollte, dann muss es der Stand des Ministeriums für Umwelt und Tourismus sein. Ein paar ausgestopfte Tiere, ein paar von Spendern gesponserte Transparente an der Wand und das war's. In diesem für das Ministerium reservierten Lokal hat es über Jahre zahlreiche Höhepunkte aus der Naturforschung und dem Tourismus gegeben. In diesem Jahr dokumentiert das Ministerium lediglich, dass es noch besteht.
Im politischen Wahljahr bedient auch die Namibische Wahlkommission den kritischen Wähler, derweil die DTA und SWAPO von ihrem Parteienstand Informationsmaterial verteilen. In den Sälen findet der Besucher das übliche Sammelsurium an Haus- und Kücheneinrichtungen, Vibriersessel und Souvenirs. Den asiatischen Tingeltangel haben die Organisatoren diskret in eine Budengasse arrangiert. Der früherer Brauereipavillon, wo lange gefeiert wurde, ist als ungenutzte Ruine ausgezäunt. Am Ende steht die Frage. Messe quo vadis?
Zeitgleich und ohne Rücksicht auf die Landesmesse veranstaltet ein Mobiltelefonbetreiber zudem eine rivalisierende "Design for Life Expo" (1. bis 4. Oktober). Die Windhoeker Ausstellung ist in der zunehmend pluralistischen Gesellschaft Namibias aus dem Zentrum nationalen Interesses an die Peripherie gerückt.
Über Jahrzehnte und etliche Jahre nach der Unabhängigkeit Namibias war die Ausstellung Tag für Tag nach einem festen Programm strukturiert, das schriftlich erhältlich war und in allen Medien veröffentlicht wurde. Ein solches Programm gibt es derzeit nicht mehr. Die Organisatoren der gut funktionierenden Lebendvieh-Abteilung gestalten ihr eigenes Programm, wonach sie die Beurteilungen der Nutzviehrassen ablaufen lassen. Kinder und erwachsene Rinderführer marschieren nacheinander, adrett in Overalls gekleidet, mit jeweils einem gestriegelten Zuchttier in die Beurteilungsarena ein. Die Zuchtviehexperten geben ihr Urteil über die Qualität der Tiere ab. Die Eigentümer heften errungene Preise stolz in den Stallungen an, die in diesem Jahr von Züchter zu Züchter zudem noch individuell, hier und da sogar mit Blumenkasten und Kameldornschoten ausgeschmückt sind. Ein Gang durch die Lebendviehabteilung (Rinder, Schafe und Ziegen), dem Herzstück der Messe, lohnt sich allemal. Der traditionelle Karakulsaal bleibt in diesem Jahr leider verschlossen, als ob die Persianerära ganz vorüber sei.
Die Industrie- und Gewerbeabteilung hat ihr Gesicht während der letzten Jahre sehr verändert. Es fehlen die Großen. Der Bergbau ist total abwesend. Der Besucher sucht auch vergeblich nach Exponaten des Uran- und Diamantbergbaus. Auch die größeren Automobilunternehmen von Volkswagen oder der nationale Konzern Ohlthaver & List tritt nicht in Erscheinung. Nähme man in diesem Jahr die Lebendviehabteilung und des Handelsimperium Pupkewitz (Megabuild und Automobilabteilung) heraus, wäre - abgesehen von einigen Ausnahmen wie Agra und Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen - nur noch ein Trödelmarkt und Vergnügungpark übrig. Immerhin hat sich die elektronische Branche eine sichtbare Nische gesichert, denn hier finden laufend Neuerungen statt.
Was dennoch nützlich und lehrreich erscheint, sind die vielen Ministerien und staatlichen Instanzen, die der interessierte und mündige Bürger durchaus aufsuchen und kritisch befragen sollte. Hier und da gibt es direkte Auskunft oder gar etwas Kundendienst wie beim Innenministerium, wo sich der Bürger Antragsformulare für die Passerneuerung oder wie beim Ministerium für Finanzen einen Einblick in das umstrittene staatliche Ausschreibungsverfahren (Tender Board) holen kann. Etliche Ministerien bemühen sich um Bürgernähe. Wenn für einen Stand jedoch das Prädikat der Lieblosigkeit ausgerufen werden sollte, dann muss es der Stand des Ministeriums für Umwelt und Tourismus sein. Ein paar ausgestopfte Tiere, ein paar von Spendern gesponserte Transparente an der Wand und das war's. In diesem für das Ministerium reservierten Lokal hat es über Jahre zahlreiche Höhepunkte aus der Naturforschung und dem Tourismus gegeben. In diesem Jahr dokumentiert das Ministerium lediglich, dass es noch besteht.
Im politischen Wahljahr bedient auch die Namibische Wahlkommission den kritischen Wähler, derweil die DTA und SWAPO von ihrem Parteienstand Informationsmaterial verteilen. In den Sälen findet der Besucher das übliche Sammelsurium an Haus- und Kücheneinrichtungen, Vibriersessel und Souvenirs. Den asiatischen Tingeltangel haben die Organisatoren diskret in eine Budengasse arrangiert. Der früherer Brauereipavillon, wo lange gefeiert wurde, ist als ungenutzte Ruine ausgezäunt. Am Ende steht die Frage. Messe quo vadis?
Zeitgleich und ohne Rücksicht auf die Landesmesse veranstaltet ein Mobiltelefonbetreiber zudem eine rivalisierende "Design for Life Expo" (1. bis 4. Oktober). Die Windhoeker Ausstellung ist in der zunehmend pluralistischen Gesellschaft Namibias aus dem Zentrum nationalen Interesses an die Peripherie gerückt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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