Kinder unerwünscht: Neues Phänomen im Tourismus?

Immer mehr namibische Lodges heißen den Nachwuchs ihrer Gäste ganz und gar nicht mehr willkommen. "Kinder unter acht sind in Ongava im Interesse der anderen Gäste und aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen nicht erlaubt", sagt etwa Ivan Knezovich von "Ongava Europe", der für die Ongava Lodge, für das Ongava Tented Camp und für Little Ongava in Etosha zuständig ist. Was genau er damit meint, möchte er nicht erklären: "Ich kann dazu nichts weiter kommentieren."

Ganz anders erklärt es Karis Christophers von "Islands in Africa", zuständig für die Impalila Island Lodge (erlaubt Kinder ab sechs), die Susuwe Island Lodge (ab zwölf) und die Ntwala Island Lodge (ebenso ab zwölf): "Unsere Unterkünfte sind Luxus-Lodges und einige Gäste bevorzugen es, nicht von kleineren Kindern umgeben zu sein, wenn sie im Urlaub sind." Kinder unerwünscht - aus Luxusgründen. Ein Phänomen, das Namibia mehr und mehr prägt?

Der Tourismus-Beauftragte der Stadtverwaltung Windhoek, Ndangi Katoma, erklärt auf AZ-Anfrage: "Die Entscheidung gegen Kinder ist reine Privatsache der Besitzer, darum weiß ich leider weder wie viele Lodges, noch aus welchen Gründen sie keine Kinder zulassen."

Es gibt bisher scheinbar noch keine Erhebungen zu diesem neuen Trend, aber die Zahl derer, die ausschließlich Größeren den Urlaub gönnen, ist nicht gering. Und leider ist das auch nicht Neues.

Die Welle des "kinderfreien Urlaubs" hat bereits Europa erreicht und scheint nun langsam auf den afrikanischen Kontinent zu schwappen. 2005 hatte es noch einen Aufschrei der Medien gegeben, als in Österreich das erste kinderfreie Hotel eröffnete. Mittlerweile stößt das Kleinkind-Verbot aber auf breites Verständnis in der Bevölkerung. Jedenfalls, solange eine Ferienbleibe kinderreiche Familien nicht aus purem Luxus ablehnt, sondern plausible Erklärungen dafür hat.

Die Eagle Tented Lodge & Spa in Etosha etwa, in der junge Menschen erst ab zwölf erlaubt sind, begründet die Entscheidung mit dem hohen Risiko. "Unsere Zelte sind auf vier Meter hohen Stelzen gebaut. Wir könnten es nicht verantworten, dass ein Kind hier hinunterfällt", sagt der Sprecher der Leadinglodges, Olivier Van de Vijver.

Ähnlich erklärt es das Ehepaar Weichhart von der Etosha Aoba Lodge. "Unsere Unterkunft liegt inmitten der namibischen Wildnis...Für einen Erwachsenen geht von unserem Wild keine Gefahr aus. Um unsere kleinen Mitmenschen jedoch sorgen wir uns. Die sonst so schöne Unbedarftheit der Kinder kann in der Wildnis sehr schnell zur Gefahr werden. Darum bitten wir um Verständnis, das wir Kinder erst ab 13 Jahren beherbergen können."

Für diese Ansicht haben sie gute Gründe. Die Weichharts haben selbst zwei Kinder in der Wildnis großgezogen. Als sie vor einigen Jahren eine ausgewachsene Black Mamba im Schlafzimmer fanden, waren sie heilfroh, dass ihre Kinder gerade nicht im Raum herumgekrabbelten. Es war purer Zufall - und reines Glück. Dieses Risiko möchten sie ihren Gästen einfach nicht zumuten.