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"Kind dieser Stadt"

"Ich war der Goldene Reiter. Ich bin ein Kind dieser Stadt, (...) doch dann fiel ich ab, ja dann fiel ich ab." Dieser Liedrefrain gehört zwar zum "Neue-Deutsche-Welle"-Hit von Joachim Witt. Aber er passt auch auf das Schicksal des Reiterstandbildes. Auch dieses kolonial-kriegerische Relikt ist ein Kind dieser Stadt - und schon längst in Ungnade bei den neuen namibischen Machthabern gefallen. Jedoch nur bei diesen! Denn deren Umsetzungspläne scheinen bei der Bevölkerung auf nicht viel Gegenliebe zu stoßen. Das ergab jetzt eine Umfrage der AZ. Das Erstaunliche: Nicht nur die Deutschsprachigen sind dieser Meinung, sondern auch andere Namibier.
Hauptkritikpunkt ist dabei nicht die Verschiebung des Denkmals um die wenigen Meter, sondern dass dafür kein Geld da ist - im Gegensatz zum Neubau des Unabhängigkeitsmuseums an dieser Stelle (60 Mio. N$). Deshalb solle die Regierung doch lieber einen neuen Standort für das Museum suchen, sagen die meisten Befragten. Gut zu hören, dass es in dem Land auch noch vernünftige Ansichten gibt. Der Reiter mag kein Ruhmesblatt sein, aber er ist ein großes Stück namibischer Geschichte. Ohne dieses wäre vielleicht der spätere Unabhängigkeitskampf - und somit das Museum - gar nicht nötig gewesen. Die Machthaber sollten deshalb auf ihre Bürger hören, sich endlich ihrer Geschichte stellen und sie nicht verschieben wollen. Noch ist es nicht zu spät.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-18

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