Hof(f)manns Erzählungen

Die letzten Stunden von 2010 zerrinnen und entlaufen, lassen sich net nich festhalten, steuern auf die Mitternacht der Sektkorken zu. Schon sind wir ein Jahrzehnt von der Jahrtausendwende entfernt, als ein paar gewiefte Computerfritzen den Benutzer des Blechhirns mit dem so genannten Y2K-Spuk lekker Skrik gemacht haben (Wai-tuh-Käi!). Der digitale Schub von drei Neunen (...999: alle Neune!) auf drei Nullen (...000!) würde die Blechhirne mal spielen lassen, hieß es. Darauf kauften die Benutzer jede Menge Zubehör und schafften sich Absicherungsprogramme an, was sich danach als unnötiger Firlefanz herausstellte. Unnötig für die Benutzer, aber nützlich für die Vertreiber der Hysterie-Artikel, die dann mos feixend zur Bank gegangen sind. Und dann kam eine Rezession in der Computerbranche. Aber die kybernetische elektronische Reise geht weiter.

Und wieder kommt eine Wende mit aufgewärmten Vorsätzen und neuen Zielen samt Luftschlössern, was wir gern so hätten, unsere Welt zu verbessern und was nich sein sollte. Am Wetter können wir nich viel ausrichten, aber jeder redet mit, denn alle leben wir darin. Das verlangt keine Vorbildung, sondern leitet sich bei Witterungsumschwung vom schmerzenden Knie ab. Wenn unsere Oukies und Tunten ja mal so viel in der Politik mitreden und ihre Stimme abgeben täten, wie sie über das Wetter laut werden, dann hätten wir schon stief Neujahrsvorsätze geschafft und es ließe sich muhts bessere Politik machen. Aber check moi, jeder, der nich gewählt hat, verdient jetzt die Regierung oder den Stadtrat der Spießbürger, die ihm vorgesetzt wurden. Ein Jahr der Defätisten und Wahlmuffel geht zu Ende. In den Shebeens der Bleichgesichter und der Comräds und der Pinten mit biekie Mischmasch lassen sich am Bartresen trefflich Probleme lösen, "was wenn und was wenn's nich wär' ..."

Weil sich die Volksvertreter aus der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, gerade durch die Behäbigkeit der Kommunal- und Regionalbürger in ihrem eigenen Phlegma bestärkt sehen, is das mos nie zu spät, dennoch den Torheiten, die sowahr wrachtach wieder kommen, gegenzuhalten. Silvester is noch nich Karneval, aber gerade jetzt is mos Zeit, dass der Arzt im Auftrag des Fußvolks allen Volksvertretern und den Omuhonas der Straatsbetriebe - aufs und ins Maul schaut, um die Zeichen nich eingelöster Versprechen und Aufschneiderei zu entfernen, so dass sie im Neuen Jahr mit einem blanken Blatt beginnen können. Und zur weiteren Kontrolle haben die Oberindianer jeglichen Couleurs ihre Fingernägel vorzuzeigen, nich wegen der Trauerränder, sondern ob da was is, oder hier und da - hoffentlich - auch nix is, was sie sich 2010 unter den Nagel gerissen haben. Alle nacheinander sind zum Quacksalber und zum Staatsrat für Staatsunternehmen wie hier nebenan bestellt, der ihnen nich nur ins Maul schaut sondern auch in den Rachen greift, um eben zu sehen, ob sie den nich voll genuch gekriegt haben. Und check moi die schellende Narrenkappe der Patienten.

Neben Quacksalbern ha'm wir noch Sangomas, Gesundbeter, Medizinmänner und Frauen, Shrinks, Teesatzausleger, Kartenleger und sonstige Hellseher. Wie wär's bei gutem Geleittropfen zum Jahresausklang mit einer Selbstprüfung?