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Hochzeitsplaner: letzte Hoffnung für überforderte Heiratswillige

Wer beschlossen hat, in den Bund der Ehe zu treten, dem stehen die vielleicht schwierigsten Entscheidungen erst bevor. Viele Heiratswillige sind dabei schon durch die Frage nach dem wie und wo der Trauung überfordert und brauchen professionelle Hilfestellung. Schließlich misst sich der Erfolg einer Hochzeit vor allem an der Organisation der Veranstaltung.
"Ob die Vermählung tatsächlich zum schönsten Tag des Lebens wird, hängt wesentlich von der Vorbereitung der Feier ab", erklärt Monika Breytenbach. Die gelernte Innenarchitektin arbeitet bereits seit 14 Jahren als Hochzeitsplanerin und muss es wissen. Entgegen der weitläufigen Meinung, die vor allem von Filmromanzen wie "Wedding Planer - verliebt, verlobt, verplant" geprägt wird, ist ihr Berufsalltag jedoch keine glamouröse Dauerparty.

"Die Arbeit macht viel Spaß, kann aber auch sehr mühsam und nervenaufreibend sein", sagt Breytenbach. Grund dafür sind vor allem die Kunden, die den großen Schritt vor den Altar wagen wollen, aber nicht wissen, in welchem Rahmen dies geschehen soll. Dabei ist die Frage, ob es eine standesamtliche oder kirchliche Trauung werden soll, nur eine von zahlreichen Entscheidungen, die wohl durchdacht sein wollen und viel Konfliktpotenzial bergen.

"Viele heiratswillige Paare fühlen sich dem organisatorischen Aufwand einer Hochzeit nicht gewachsen, oder haben keine Zeit dafür", sagt Breytenbach, die damit auch die Mehrheit ihrer Kunden beschreibt. Und diese Klienten brauchen vor allem eins: Orientierungshilfe.
In der Regel ist es die angehende Braut, die sich Breytenbach mitunter bereits einige Monate vor dem großen Ereignis anvertraut. Manche von ihnen haben zur Inspiration einige Bilder aus Hochzeitszeitschriften dabei oder erscheinen in Begleitung der Mutter oder zukünftigen Schwiegermutter, von denen sie sich Rat erhoffen.

Geschmäcker sind verschieden und das gilt besonders für die Gestaltung einer Hochzeitsfeier. Der eine mag eine orientalische Atmosphäre im Festsaal, der andere bevorzugt ein afrikanisches Ambiente. Der Bräutigam wünscht eine schlichte Trauung in kleinem Rahmen, seine Zukünftige träumt von einer prunkvollen Großveranstaltung in prächtig geschmücktem Festzelt. Sie will nach dem Treueschwur zur Rockmusik einer Liveband tanzen, er möchte in gepflegtem Ambiente bei klassischer Musik in Ruhe einen Rotwein genießen. "Es ist nicht immer einfach, bei entgegengesetzten Vorlieben einen Ausgleich zu finden", versichert Breytenbach.

Generell wird in Namibia meist traditionell und kirchlich geheiratet. Deshalb hat Breytenbach auch noch keine Paare erlebt, die sich beim gemeinsamen Fallschirmsprung im freien Fall das Ja-Wort geben, oder mit der Taucherflasche auf dem Rücken unter Wasser die Ringe austauschen wollen. So stuft sie auch den Wunsch eines aktuellen Kunden als "ungewöhnlich" ein, auf dessen Hochzeitsfeier eine Gruppe Bauchtänzerinnen auftreten soll.

Bei Klienten, für die Breytenbach die Planung der Hochzeit komplett übernimmt, muss sie an alles denken. Das schließt die Gestaltung von Einladungs- und Speisekarten ebenso ein, wie den Friseurtermin für die Braut oder das Beratungsgespräch beim Juwelier und Modedesigner. Außerdem muss sie sich um einen Fotografen und Hochzeitskuchen kümmern, einen Speiselieferanten verpflichten, den Saalschmuck organisieren und bei Bedarf Geschenke für die Gäste besorgen oder eine Band engagieren.

Bei einigen Kunden ist Breytenbach auch für den Ablauf des Programms zuständig und muss in Rücksprache mit dem Zeremonienmeister und den vorgesehenen Rednern festlegen, wer wann zu Wort kommen soll. Vor allem Brautpaare aus dem Ausland, die in Namibia heiraten wollen, überlassen ihr sogar die Auswahl des Pfarrers und bitten sie in der Kirche einen Termin für ihre Trauung zu vereinbaren.

"Die meisten Kunden kommen zu mir, weil sie sich den Stress der Organisation vor und während der Hochzeit ersparen wollen oder nicht wissen, wen sie für welche Dienstleistungen ansprechen müssen", sagt Breytenbach und ergänzt: "Erfahrungsgemäß ist das Brautpaar am Tag der Trauung auch so nervös, dass sie Dinge übersehen und sich nicht um organisatorische Dinge kümmern können."

Damit angesichts dieser Nervosität nichts schief geht, wird der Ablauf der Trauung vorher bei einer Art Generalprobe im Beisein des Pfarrers geübt. Die beiden Hauptdarsteller werden dabei mit dem Ablauf der Zeremonie vertraut gemacht und können ihre Rollen in dem Festakt verinnerlichen.
Am größten ist der Planungsaufwand für Breytenbach bei Hochzeitsfeiern, die in freier Natur oder am Strand stattfinden. In solchen Fällen muss sie nicht nur ein Festzelt, sondern auch die Bestuhlung, Getränke und Gerichte für die Gäste organisieren. Deshalb ist sie bei solchen Freiluft-Hochzeiten auch meist persönlich anwesend, um für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sorgen.

Auch bei den von ihr betreuten Hochzeitsfeiern, die im Hotel oder auf einer Lodge erfolgen, übernimmt sie die Dekoration, die Auswahl des Geschirrs sowie der Musik und bespricht den Menüplan mit dem Hochzeitspaar.
"Bei der Hochzeitsvorbereitung kann man viel falsch machen", weiß Breytenbach aus Erfahrung, die deshalb im Vorfeld gern jedes Detail klärt. Das fängt schon bei der Sitzordnung an. "Viele Kunden bedenken zum Beispiel nicht ob sich Gäste, denen ein Platz am selben Tisch zugedacht ist, gegenseitig leiden können", sagt sie. Zu dieser Detailplanung gehört auch der so genannte Probetisch, samt Dekoration, Geschirr und Tischdecke, "damit das angehende Brautpaar vor der Trauung einen optischen Eindruck der Tafel bekommt".

In den 14 Jahren ihrer Tätigkeit hat Breytenbach nicht nur über 500 Hochzeiten organisiert, sondern auch die Planung von anderen Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern, Taufen und Firmenveranstaltungen übernommen.
Demnächst wird sie mit ihrer Firma Piccolo Mondo ein eigenes Büro im südlichen Industriegebiet von Windhoek beziehen. Von da aus kann sie die ständig wachsenden Anfragen mit ihrem Team besser koordinieren. Vier bis acht Personen stehen der Hochzeitsplanerin zeitweise bei ihrer Arbeit zur Seite. So übernehmen dies je nach größe des Auftrages beispielsweise das Eindecken der Tische und unterstützen Breytenbach bei der Herstellung von Blumengestecken.

In den neuen Büroräumen beabsichtigt die Namibierin einen Blumenladen einzurichten und einige Mitarbeiter anzustellen. Vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda ist die Anzahl ihrer Kunden inzwischen nämlich derart gewachsen, dass sie ihre Arbeit voll in Anspruch nimmt. "Ich habe bereits Aufträge bis April kommenden Jahres." Auch wenn dadurch so manches Wochenende mit Arbeit ausgefüllt ist, geht Monika in ihrem Beruf voll auf und freut sich über jede weitere Feier, mit der sie die Wünsche und Träume der Anderen realisieren kann.
Dann klingelt ihr Telefon. Am anderen Ende meldet sich eine Heiratswillige, die nicht weiß, wo und wie sie ihre Vermählung feiern will.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-02

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