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Helmut Lotti: Berühmt geworden durch Südafrika

Seit Sonntag ist der belgische Sänger Helmut Lotti, der mehr als neun Millionen Exemplare seiner Alben in Europa, Südafrika, den USA und Südamerika verkauft hat, in Namibia zu Besuch. Nicht um Konzerte zu geben, sondern um hier als belgischer Botschafter für Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zu fungieren.

Am Montag hat Lotti einen Scheck über mehr als eine halbe Millionen Namibia Dollar an Unicef überreicht (die AZ berichtete). Das Geld, das bei einem Wohltätigkeitskonzert in Antwerpen eingenommen wurde, soll für Aids-Aufklärungs- und Hilfsprojekte verwendet werden. Lotti, verheiratet, ein Kind aus erster Ehe, ist vielen deutsch- und afrikaanssprachigen Namibiern bekannt - in erster Linie durch seine romantischen Klassik-Adaptionen von bekannten südafrikanischen Liedern wie "Asimbonanga", "Shosholoza" oder "Nkosi Sikelele Africa" auf seinem Album "Out of Africa" (1999). Irmgard Schreiber hat sich mit dem Musiker und Unicef-Botschafter unterhalten.





AZ: Herr Lotti, Sie sind das erste Mal in Namibia und haben am Montag mit Unicef-Mitarbeitern Kindergärten in Katutura besucht. Welchen Eindruck hat dieser Besuch bei Ihnen hinterlassen?


Lotti: Es war traurig. Aber die Kinder schienen sich zu amüsieren. Sie sehen auch nicht zu dreckig aus. Sie hatten anständige Kleider an, und jeder war sehr nett. Ich habe schlimmere Sachen gesehen. In Mosambique zum Beispiel, als da die großen Überflutungen waren. Das war schlimm. Die Leute saßen im Schlamm in Plastikzelten. Die hatten nicht erst Toiletten da, nur Löcher im Boden. Die Townships in Südafrika - da sieht"s ganz ähnlich aus wie hier. Aber das komische ist, dass man den Eindruck hat, als ob diese Leute sehr entspannt sind. Sie haben ein anderes Leben als wir Europäer, aber wenn man nichts anderes gewohnt ist, dann scheint das kein großes Problem zu sein. Unser Leben ist nicht der Durchschnitt. Die Realität sieht anders aus.


AZ: Wie sind Sie dazu gekommen, Unicef-Botschafter für Namibia zu werden?


Lotti: Es gibt viele Botschafter des guten Willens in Belgien. Es ist besser, wenn sie alle verschiedene Projekte haben. Namibia passt mir ganz gut, weil es neben Südafrika liegt.


AZ: Sie haben schon länger eine Verbindung zu Südafrika. Dort haben Sie ja auch ihr Album "Out of Africa" produziert. Wie kam es dazu?


Lotti: Südafrika war das erste Land nach meinem Heimatland Belgien, in dem ich berühmt wurde. Mein Manager hat einen südafrikanischen Produzenten gekannt, der mit mir arbeiten wollte. Das war zu einer Zeit, in der niemand außerhalb Belgiens gedacht hat, dass Helmut Lotti Jemand werden könnte. Ich habe in Südafrika erst meine drei Klassikalben ("Helmut Lotti Goes Classic", 1995-1998) produziert, bevor wir "Out of Africa" herausgebracht haben. "Out of Africa" ist dadurch entstanden, dass wir nach Gospel-Songs gesucht haben. Wir hatten "Kumbaya my Lord", aber wir brauchten mehr afrikanischen Gospel. Jemand hat uns den Tip gegeben, uns traditionelle afrikanische Musik anzuhören. Mein Manager war begeistert: Das ist es: Out of Africa! Klassik aus Afrika. So ist das alles entstanden.


AZ: In ihrem Titelsong "Out of Africa" schlägt - laut Werbetext - "vom ersten bis zum letzten Takt das Herz Afrikas". Was bedeutet Afrika für Sie?


Lotti: Afrika ist wunderschön. Ich war auf einer Safari auf einer Lodge in Südafrika. Ich lag da abends unter dem Sternenhimmel. Es war unglaublich. Man sieht Satelliten und Sternschnuppen. Und ich hab mir den Orion angeschaut und an Gospels gedacht und dann war da diese Melodie in meinem Kopf: Oriongürtel, Oriongürtel, Oriongürtel... (singt). Daraus wurde dann später "Out of Africa". Der Titelsong ist also an diesem Abend unter dem afrikanischen Sternenhimmel entstanden. "Out of Africa" ist mein Lieblingsalbum. Es ist mein modernstes und originellstes Album und auch das bestverkaufte. Diese traditionelle afrikanische Musik wurde vorher noch nie in einer symphonischen Bearbeitung produziert. Ich hatte die Gelegenheit, etwas wirklich originelles daraus zu machen.


AZ: Sie haben bei einer Pressekonferenz am Montag großes Erstaunen darüber gezeigt, dass Leute in Namibia Sie und Ihre Musik kennen. Jetzt, da Sie wissen, dass Sie auch hier Fans haben, ziehen Sie in Erwägung, in Namibia irgendwann einmal ein Konzert zu geben?


Lotti: Ich habe keine Ahnung. Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren keine Tournee mehr nach Südafrika gemacht, weil die Wirtschaftslage dort nicht so gut ist. Es ist schwierig, ein Konzert auszuverkaufen, aber es ist genauso schwierig, Sponsoren zu finden. Unser Promoter kann momentan keine Sponsoren finden, deshalb können wir in naher Zukunft dort keine Konzerte geben. Das heißt auch, dass wir nicht nach Namibia kommen können, weil wir das nur zusammen machen würden, in einer Tournee.


AZ: Das Geld, das Sie am Montag gespendet haben, geht an Aids-Aufklärungsprojekte von Unicef. Haben Sie irgendeine Botschaft in Bezug auf Aids?


Lotti: Die Leute müssen sich gut informieren. Selbst in Europa redet man viel über Aids und dass man Kondome gebrauchen soll usw. Aber die Realität ist, dass die meisten Leute gar nicht genau Bescheid wissen, selbst wir Europäer nicht. Wenn man Sperma schluckt, kann man sich dadurch mit Aids infizieren?


AZ: Ich würde sagen, ja.


Lotti: Das kommt ganz darauf an. Wenn man offene Wunden im Mund hat, ja. Das Sperma selbst ist aber nicht gefährlich, bloß die Flüssigkeit, die es transportiert. Ich wusste das vorher nicht. Das Kind einer HIV-positiven Mutter - ich dachte, das wird Aids haben. Das ist aber nicht so. Die Chance ist 60 %. Mit den richtigen Medikamenten kann man diese Chance auf 30 % reduzieren. Eine HIV-positive Mutter kann also ein gesundes Baby zur Welt bringen. Ich wusste das alles nicht.


AZ: Wann haben Sie"s herausgefunden?


Lotti: Gestern und heute.


AZ: Danke für das Gespräch.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-18

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