Harte Kost bekömmlich inszeniert
Vergangene Woche wurde an zwei Abenden das Theaterstück „Fences“ am Nationaltheater in Windhoek gezeigt – und erntete Standing Ovations. Mit viel Fingerspitzengefühl und Komik gelang es Regisseurin Nelago Shilongoh das prämierte Stück von August Wilson zu adaptieren und in einen namibischen Kontext zu setzen.
Das Stück spielt 1995 und thematisiert die schwierige Zeit nach der Unabhängigkeit Namibias. Zum einen ist da die neu errungene Freiheit, zum anderen das Misstrauen in die Gesellschaft und der Alltagstrott aus der Zeit der Apartheid. Shilongoh gelang es, beide Aspekte in einer harmonischen Ausgewogenheit darzustellen: so wurden Freundschaften und Freuden gezeigt, allerdings auch Streit und Betrug.
Konkret wurde das Leben einer namibischen Familie in Katutura dargestellt. Familienvater Pele, von David Ndjavera gespielt, vertraut der neuen Unabhängigkeit nicht. Er ist davon überzeugt, dass sich alte Sitten nicht ändern und hält moderne Ziele wie das seines Sohnes Shetu, der Fußballspieler werden möchte und vom Studieren träumt, für unerreichbar. Der Generationenkonflikt spielt eine wichtige Rolle in dem Stück. Shetu, gespielt von Gift Uzera, hält trotz der Missgunst seines Vaters an seinen Träumen von einer Fußballkarriere fest und zerstreitet sich letztendlich mit seinem Vater. Pele versteht Shetus Bestreben nicht, möchte, dass er als Tagelöhner arbeiten geht und Geld ansammelt, um seine zukünftige Familie ernähren zu können. Auch Shetus älterer Halbbruder Johnny, gespielt von Lee-andro Neshila, steht stellvertretend für eine Generation. Er träumt ebenso von einer Karriere, jedoch als Musiker, verdient damit allerdings keinerlei Geld und muss auf Grund dessen auch mit 30 noch in Abhängigkeit seines Vaters leben – der auch Johnnys Karrierewünsche missbilligt und ihn als Faulenzer abstempelt. Die gute Seele des Stücks ist Shetus Mutter und Peles Ehefrau Rosalia, verkörpert durch Hazel Hinda. Rosalia versucht stets Pele und seine Söhne zu besänftigen, zeigt Gutmütigkeit und kümmert sich um die Familie. Trotzdem wird sie von ihrem Ehemann hintergangen und betrogen – zieht später sogar ein uneheliches Kind Peles auf. Durch die starke Rolle der Rosalia wird die traditionelle Familienordnung hinterfragt, da Rosalia einen starken Charakter beweist und dargestellt wird, dass sie in langen Jahren der Ehe stets ihre Wünsche hinter die der Familie stellte, um die Harmonie zu wahren.
Im Gegensatz dazu steht Pele, der zwar tagtäglich hart arbeiten geht, um seine Familie zu ernähren, trotzdem im Privatleben egoistisch handelt. Er betrügt seine Frau und verbringt viel Zeit beim Trinken in Shebeens. Seine Ansichten sind festgefahren, machen ihn zu einem sehr sturen Charakter. So lebt er in jeden Tag hinein und genießt die feuchtfröhlichen Stunden mit seinem langjährigen Freund, sieht keine Möglichkeiten, aber auch keinen Grund, Veränderungen einzuleiten.
Der hervorragenden Besetzung des Stücks gelang es, eine Stimmung zu erzeugen, in der der Konflikt zwischen neuer Freiheit und noch unbetretenen Zukunftsoptionen deutlich wird. Auch das Original „Fences“-Stück von August Wilson, welches er erstmals 1987 auf dem Broadway in New York präsentierte, konzentriert sich auf diesen Aspekt. Wilson thematisierte im Original die 1950er-Jahre der USA, kritisierte in diesem Zusammenhang den amerikanischen Traum sowie die Beziehung zwischen weißen und afroamerikanischen Einwohnern der USA. Das Stück erhielt noch im selben Jahr der Prämiere den Pulitzer Preis sowie den Tony Award.
Die namibische Adaption des Stücks steht Wilsons Werk in nichts nach. Die inspirierende Rolle der starken Frau als insgeheimes Familienoberhaupt beeindruckt und regt dazu an, mehr Vertrauen in die Frauen Namibias zu stecken. Zudem wird deutlich, dass Veränderung oftmals schneller kommt, als man damit rechnet und dass es wichtig ist, diese anzuerkennen. Denn wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen. Und so verstirbt auch Pele am Ende des Stücks, ohne jemals etwas anderes als das harte Leben eines Tagelöhners kennengelernt zu haben.
Caroline Niebisch
Das Stück spielt 1995 und thematisiert die schwierige Zeit nach der Unabhängigkeit Namibias. Zum einen ist da die neu errungene Freiheit, zum anderen das Misstrauen in die Gesellschaft und der Alltagstrott aus der Zeit der Apartheid. Shilongoh gelang es, beide Aspekte in einer harmonischen Ausgewogenheit darzustellen: so wurden Freundschaften und Freuden gezeigt, allerdings auch Streit und Betrug.
Konkret wurde das Leben einer namibischen Familie in Katutura dargestellt. Familienvater Pele, von David Ndjavera gespielt, vertraut der neuen Unabhängigkeit nicht. Er ist davon überzeugt, dass sich alte Sitten nicht ändern und hält moderne Ziele wie das seines Sohnes Shetu, der Fußballspieler werden möchte und vom Studieren träumt, für unerreichbar. Der Generationenkonflikt spielt eine wichtige Rolle in dem Stück. Shetu, gespielt von Gift Uzera, hält trotz der Missgunst seines Vaters an seinen Träumen von einer Fußballkarriere fest und zerstreitet sich letztendlich mit seinem Vater. Pele versteht Shetus Bestreben nicht, möchte, dass er als Tagelöhner arbeiten geht und Geld ansammelt, um seine zukünftige Familie ernähren zu können. Auch Shetus älterer Halbbruder Johnny, gespielt von Lee-andro Neshila, steht stellvertretend für eine Generation. Er träumt ebenso von einer Karriere, jedoch als Musiker, verdient damit allerdings keinerlei Geld und muss auf Grund dessen auch mit 30 noch in Abhängigkeit seines Vaters leben – der auch Johnnys Karrierewünsche missbilligt und ihn als Faulenzer abstempelt. Die gute Seele des Stücks ist Shetus Mutter und Peles Ehefrau Rosalia, verkörpert durch Hazel Hinda. Rosalia versucht stets Pele und seine Söhne zu besänftigen, zeigt Gutmütigkeit und kümmert sich um die Familie. Trotzdem wird sie von ihrem Ehemann hintergangen und betrogen – zieht später sogar ein uneheliches Kind Peles auf. Durch die starke Rolle der Rosalia wird die traditionelle Familienordnung hinterfragt, da Rosalia einen starken Charakter beweist und dargestellt wird, dass sie in langen Jahren der Ehe stets ihre Wünsche hinter die der Familie stellte, um die Harmonie zu wahren.
Im Gegensatz dazu steht Pele, der zwar tagtäglich hart arbeiten geht, um seine Familie zu ernähren, trotzdem im Privatleben egoistisch handelt. Er betrügt seine Frau und verbringt viel Zeit beim Trinken in Shebeens. Seine Ansichten sind festgefahren, machen ihn zu einem sehr sturen Charakter. So lebt er in jeden Tag hinein und genießt die feuchtfröhlichen Stunden mit seinem langjährigen Freund, sieht keine Möglichkeiten, aber auch keinen Grund, Veränderungen einzuleiten.
Der hervorragenden Besetzung des Stücks gelang es, eine Stimmung zu erzeugen, in der der Konflikt zwischen neuer Freiheit und noch unbetretenen Zukunftsoptionen deutlich wird. Auch das Original „Fences“-Stück von August Wilson, welches er erstmals 1987 auf dem Broadway in New York präsentierte, konzentriert sich auf diesen Aspekt. Wilson thematisierte im Original die 1950er-Jahre der USA, kritisierte in diesem Zusammenhang den amerikanischen Traum sowie die Beziehung zwischen weißen und afroamerikanischen Einwohnern der USA. Das Stück erhielt noch im selben Jahr der Prämiere den Pulitzer Preis sowie den Tony Award.
Die namibische Adaption des Stücks steht Wilsons Werk in nichts nach. Die inspirierende Rolle der starken Frau als insgeheimes Familienoberhaupt beeindruckt und regt dazu an, mehr Vertrauen in die Frauen Namibias zu stecken. Zudem wird deutlich, dass Veränderung oftmals schneller kommt, als man damit rechnet und dass es wichtig ist, diese anzuerkennen. Denn wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen. Und so verstirbt auch Pele am Ende des Stücks, ohne jemals etwas anderes als das harte Leben eines Tagelöhners kennengelernt zu haben.
Caroline Niebisch
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen