Gordon Brown, Kofi Annan und viele Projekte
Wenn man Elsabe van Vuuren vor Publikum sieht, denkt man kaum, dass sie erst 17 ist. Sie bewegt die Hände wie ein erfahrener Redner, steht sicher vor dem vollbesetzten Raum, und verhaspelt sich nicht ein einziges Mal, als sie im Britischen Rat in Windhoek ihr Konzept vorstellt. Sie spricht von ihren Visionen für Namibia. Für Namibia, Afrika und die Welt. "Zu Afrika muss es doch irgendetwas Positives geben", spricht sie ihre Zuhörer direkt an. Das Schönste an ihrem Heimatland jedenfalls sei der Frieden. Aber Bildung, Alkoholmissbrauch und HIV, das müsse angegangen werden.
Das konnte sie jetzt den Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, WEF) im Schweizer Davos mitteilen. Die Schülerin der Windhoek High School wurde mit fünf anderen Jugendlichen aus über sechzig Bewerbern ausgewählt, den Mächtigen dieser Welt ihre Vision für eine bessere Welt mitzuteilen. Im Rahmen des Programms "Global Changemaker", das vom Britischen Rat organisiert wird, trafen sich ausgewählte Jugendliche, die sich in ihrer Heimat durch besonderes Engagement verdient gemacht haben. Auf einem einwöchigen Treffen in London wählten sie demokratisch die sechs Teilnehmer, die sie in Davos repräsentieren sollten. Elsabe hat es geschafft: Davos - das kleine Städtchen in der Schweiz, das in der Woche der WEF-Tagung von Entscheidern aus der ganzen Welt überschwemmt wird - war für eine Woche ihre Stadt.
Sie hat Bill Gates getroffen, sie hat mit Gordon Brown gesprochen. Doch die 17-Jährige verfällt keineswegs in Aufregung über das prominente Gegenüber, wie es die meisten Teenager tun würden. Sie spricht reflektiert über ihre Erfahrungen auf dem Treffen, bei dem die führenden Politiker und Wirtschaftsexperten der Welt zusammenkommen. "Das Wichtigste daran war, dass ich realisiert habe, dass die Welt gar nicht so unendlich groß ist; dass es wirklich eine Chance für mich gibt, etwas zu tun", sagt die 17-Jährige.
Besonders Gordon Brown hat sie beeindruckt. "Es war hektisch an dem Tag, aber kaum betritt er den Raum, beruhigt sich alles", sagt sie. "Man hat bei ihm das Gefühl, er hätte alle Zeit der Welt für dich, obwohl nur die nächsten zwanzig Minuten für dich freigehalten sind." Und trotzdem: Gordon Brown habe den jungen Menschen wirklich zugehört, habe nachgefragt und sei neugierig gewesen. Im Gegensatz zu etwa Bill Gates, der sehr in Eile gewesen sei. "Hinterher dachte ich natürlich schon: Wow, du hast vor Bill Gates gestanden, du hast ihm in die Augen geschaut!"
Auf einem Vortrag standen nur die sechs jungen "Global Changemaker" auf dem Podium und haben ihre Sicht der Dinge dargestellt. "Dort standen einmal nicht Politiker und haben Reden gehalten: Fakten, Daten, und 'Wir müssen etwas tun'". "Dann tut etwas", lautete die Botschaft der jungen Menschen: "Wegen der Finanzkrise hat mein Vater seinen Job verloren", erzählten sie, oder " Meine Schwester kann nicht mehr zur Schule gehen, weil bei uns Krieg herrscht". "Unsere Ideen waren frisch und originell", sagt die Namibierin, "viele Zuhörer kamen hinterher zu uns und meinten, dass das der beste Vortrag auf dem ganzen Weltwirtschaftsforum gewesen sei", sagt Elsabe.
Auch Namibia konnte sie einbringen. "Als in einem Forum über Afrika, Wahlen und Bildung diskutiert wurde fiel mir auf, dass viele Menschen in Namibia gar nicht das ganze Bild von einem Politiker haben ", berichtet Elsabe. Politiker machten in ihren Kampagnen Versprechen und wollten einen guten Eindruck machen, aber die Menschen müssten besser gebildet werden, um eine eigene Entscheidung zu fällen, so ihre Forderung. "Ich bin ein Schüler, ich sehe jeden Tag, dass den Menschen in der Schule nicht beigebracht wird, wie man wählt".
Bildung war in der vergangenen Woche ein wichtiges Thema für die Schülerin. Sie konnte das namibische mit dem deutschen Bildungssystem vergleichen. "Dort kann man Musik als Schulfach nehmen", berichtet sie. Wenn jemand in Namibia Musiker werden wolle, müsse er seine Begabung nebenbei als Hobby betreiben. Sie denkt: "Schule darf Kinder nicht nur intellektuell fördern".
Aber für die junge Aktivistin war nicht das Treffen des Weltwirtschaftsforums das Wichtigste, für sie war die Auswahlwoche in London entscheidend. "Viele Menschen in Davos waren in ihrer Meinung schon festgelegt", sagt sie. In London hingegen hat sie wertvolle Kontakte für die Zukunft geknüpft. "Ich werde niemals mit Bill Gates befreundet sein, aber ich habe Freundschaft mit einem Teilnehmer aus Nepal geschlossen - in ein paar Jahren ist er vielleicht Präsident von Nepal, und dann sind wir immer noch Freunde."
Die jungen Menschen mussten eine Woche lang Fragen diskutieren, wie etwa "Wenn ihr die letzten sechs Überlebenden wärt, wie würde eure neue Welt aussehen?" Sie mussten neue Gesetze für diese neue Welt entwerfen, und sich überlegen, wie das Zusammenleben funktionieren könnte, damit es eine bessere Welt als die vergangene würde.
"Auch die, die nicht nach Davos gefahren sind, sind nicht mit leeren Händen nach Hause gefahren", sagt die Aktivistin. Sie selbst kam mit einem vollen Paket an neuen Kontakten und Vorhaben zurück: Mit der 19-jährigen Patricia Kaiser, einer Teilnehmerin aus der Schweiz, hat sie eine Kooperation abgeschlossen. Kaiser wird in ihrer Heimat Geld für eines von Elsabes Projekten in Namibia sammeln: dem "CSO Aids Orphan Foundation Trust", einem Projekt für HIV-infizierte Waisenkinder. Außerdem nimmt die Namibierin an einem Petitionsprojekt von Kofi Annan teil. Zum Klimawandel wird sie Nachrichten von Menschen sammeln, die im Dezember nach Kopenhagen weitergeleitet werden. "John aus Opuwo schreibt, es muss Regen geben, weil sonst meine Felder austrocknen", beschreibt sie ihr Vorhaben. Die Nachrichten vieler Johns aus Opuwo sollen eine Forderung der Bevölkerung ergeben.
Aber noch etwas hat Elsabe gelernt: Zeitmanagement. "Schule bleibt meine oberste Priorität", da ist sie sich sicher. "Auch wenn die Welt da draußen verändert werden will, ich muss das nebenher managen."
Bisher hat sie das gut geschafft. Sie war im Junior Stadtparlament aktiv. "Da kann man nicht die Welt verändern, aber zu einem gewissen Grad lässt es einen wachsen", sagt sie. Und wenn die Kinder, die am Juniorparlament teilgenommen haben, erwachsen seien, werden sie ganz andere Fähigkeiten haben.
So sei es auch mit dem Weltwirtschaftsforum gewesen. "Seien wir realistisch: ich bin 17", sagt sie. "Aber ich habe viel dazugelernt". Von diesen Erfahrungen, der Sicherheit, die sie gewonnen hat und den neuen Kontakten kann sie später profitieren: wenn sie mit der Schule fertig ist. Denn in ein paar Jahren sieht Elsabe sich große Projekte verwirklichen, und Namibia wird der Brotkorb Afrikas sein, sagt sie im Scherz. Jemandem, der mit 17 Jahren mit Kofi Annan zusammenarbeitet und Gordon Brown seine Sicht der Welt erklären darf, nimmt man das gerne ab.
Eine Aufzeichnung des Vortrags der jungen "Global Changemaker" ist auf www.youtube.com unter "Views of the next generation" zu sehen.
Das konnte sie jetzt den Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, WEF) im Schweizer Davos mitteilen. Die Schülerin der Windhoek High School wurde mit fünf anderen Jugendlichen aus über sechzig Bewerbern ausgewählt, den Mächtigen dieser Welt ihre Vision für eine bessere Welt mitzuteilen. Im Rahmen des Programms "Global Changemaker", das vom Britischen Rat organisiert wird, trafen sich ausgewählte Jugendliche, die sich in ihrer Heimat durch besonderes Engagement verdient gemacht haben. Auf einem einwöchigen Treffen in London wählten sie demokratisch die sechs Teilnehmer, die sie in Davos repräsentieren sollten. Elsabe hat es geschafft: Davos - das kleine Städtchen in der Schweiz, das in der Woche der WEF-Tagung von Entscheidern aus der ganzen Welt überschwemmt wird - war für eine Woche ihre Stadt.
Sie hat Bill Gates getroffen, sie hat mit Gordon Brown gesprochen. Doch die 17-Jährige verfällt keineswegs in Aufregung über das prominente Gegenüber, wie es die meisten Teenager tun würden. Sie spricht reflektiert über ihre Erfahrungen auf dem Treffen, bei dem die führenden Politiker und Wirtschaftsexperten der Welt zusammenkommen. "Das Wichtigste daran war, dass ich realisiert habe, dass die Welt gar nicht so unendlich groß ist; dass es wirklich eine Chance für mich gibt, etwas zu tun", sagt die 17-Jährige.
Besonders Gordon Brown hat sie beeindruckt. "Es war hektisch an dem Tag, aber kaum betritt er den Raum, beruhigt sich alles", sagt sie. "Man hat bei ihm das Gefühl, er hätte alle Zeit der Welt für dich, obwohl nur die nächsten zwanzig Minuten für dich freigehalten sind." Und trotzdem: Gordon Brown habe den jungen Menschen wirklich zugehört, habe nachgefragt und sei neugierig gewesen. Im Gegensatz zu etwa Bill Gates, der sehr in Eile gewesen sei. "Hinterher dachte ich natürlich schon: Wow, du hast vor Bill Gates gestanden, du hast ihm in die Augen geschaut!"
Auf einem Vortrag standen nur die sechs jungen "Global Changemaker" auf dem Podium und haben ihre Sicht der Dinge dargestellt. "Dort standen einmal nicht Politiker und haben Reden gehalten: Fakten, Daten, und 'Wir müssen etwas tun'". "Dann tut etwas", lautete die Botschaft der jungen Menschen: "Wegen der Finanzkrise hat mein Vater seinen Job verloren", erzählten sie, oder " Meine Schwester kann nicht mehr zur Schule gehen, weil bei uns Krieg herrscht". "Unsere Ideen waren frisch und originell", sagt die Namibierin, "viele Zuhörer kamen hinterher zu uns und meinten, dass das der beste Vortrag auf dem ganzen Weltwirtschaftsforum gewesen sei", sagt Elsabe.
Auch Namibia konnte sie einbringen. "Als in einem Forum über Afrika, Wahlen und Bildung diskutiert wurde fiel mir auf, dass viele Menschen in Namibia gar nicht das ganze Bild von einem Politiker haben ", berichtet Elsabe. Politiker machten in ihren Kampagnen Versprechen und wollten einen guten Eindruck machen, aber die Menschen müssten besser gebildet werden, um eine eigene Entscheidung zu fällen, so ihre Forderung. "Ich bin ein Schüler, ich sehe jeden Tag, dass den Menschen in der Schule nicht beigebracht wird, wie man wählt".
Bildung war in der vergangenen Woche ein wichtiges Thema für die Schülerin. Sie konnte das namibische mit dem deutschen Bildungssystem vergleichen. "Dort kann man Musik als Schulfach nehmen", berichtet sie. Wenn jemand in Namibia Musiker werden wolle, müsse er seine Begabung nebenbei als Hobby betreiben. Sie denkt: "Schule darf Kinder nicht nur intellektuell fördern".
Aber für die junge Aktivistin war nicht das Treffen des Weltwirtschaftsforums das Wichtigste, für sie war die Auswahlwoche in London entscheidend. "Viele Menschen in Davos waren in ihrer Meinung schon festgelegt", sagt sie. In London hingegen hat sie wertvolle Kontakte für die Zukunft geknüpft. "Ich werde niemals mit Bill Gates befreundet sein, aber ich habe Freundschaft mit einem Teilnehmer aus Nepal geschlossen - in ein paar Jahren ist er vielleicht Präsident von Nepal, und dann sind wir immer noch Freunde."
Die jungen Menschen mussten eine Woche lang Fragen diskutieren, wie etwa "Wenn ihr die letzten sechs Überlebenden wärt, wie würde eure neue Welt aussehen?" Sie mussten neue Gesetze für diese neue Welt entwerfen, und sich überlegen, wie das Zusammenleben funktionieren könnte, damit es eine bessere Welt als die vergangene würde.
"Auch die, die nicht nach Davos gefahren sind, sind nicht mit leeren Händen nach Hause gefahren", sagt die Aktivistin. Sie selbst kam mit einem vollen Paket an neuen Kontakten und Vorhaben zurück: Mit der 19-jährigen Patricia Kaiser, einer Teilnehmerin aus der Schweiz, hat sie eine Kooperation abgeschlossen. Kaiser wird in ihrer Heimat Geld für eines von Elsabes Projekten in Namibia sammeln: dem "CSO Aids Orphan Foundation Trust", einem Projekt für HIV-infizierte Waisenkinder. Außerdem nimmt die Namibierin an einem Petitionsprojekt von Kofi Annan teil. Zum Klimawandel wird sie Nachrichten von Menschen sammeln, die im Dezember nach Kopenhagen weitergeleitet werden. "John aus Opuwo schreibt, es muss Regen geben, weil sonst meine Felder austrocknen", beschreibt sie ihr Vorhaben. Die Nachrichten vieler Johns aus Opuwo sollen eine Forderung der Bevölkerung ergeben.
Aber noch etwas hat Elsabe gelernt: Zeitmanagement. "Schule bleibt meine oberste Priorität", da ist sie sich sicher. "Auch wenn die Welt da draußen verändert werden will, ich muss das nebenher managen."
Bisher hat sie das gut geschafft. Sie war im Junior Stadtparlament aktiv. "Da kann man nicht die Welt verändern, aber zu einem gewissen Grad lässt es einen wachsen", sagt sie. Und wenn die Kinder, die am Juniorparlament teilgenommen haben, erwachsen seien, werden sie ganz andere Fähigkeiten haben.
So sei es auch mit dem Weltwirtschaftsforum gewesen. "Seien wir realistisch: ich bin 17", sagt sie. "Aber ich habe viel dazugelernt". Von diesen Erfahrungen, der Sicherheit, die sie gewonnen hat und den neuen Kontakten kann sie später profitieren: wenn sie mit der Schule fertig ist. Denn in ein paar Jahren sieht Elsabe sich große Projekte verwirklichen, und Namibia wird der Brotkorb Afrikas sein, sagt sie im Scherz. Jemandem, der mit 17 Jahren mit Kofi Annan zusammenarbeitet und Gordon Brown seine Sicht der Welt erklären darf, nimmt man das gerne ab.
Eine Aufzeichnung des Vortrags der jungen "Global Changemaker" ist auf www.youtube.com unter "Views of the next generation" zu sehen.
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Allgemeine Zeitung
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