Genozid: Zeit für klaren Tisch

Ob Deutschland versucht, das Thema Genozid aus der Welt zu schweigen? Je länger ein ordentlicher Abschluss dieses Themas aufgeschoben wird, je mehr verhärten sich die Fronten und für Namibia viel schlimmer: Es polarisiert eine Bevölkerung, die bereits seit 27 Jahren versucht miteinander auszukommen, wobei die unangenehmen Kapitel unserer Geschichte einfach abgehakt werden. Anstatt immer wieder von einer einzelnen Episode auf die nächste überzuwechseln in einem Versuch, sich selbst eine reine Weste zu besorgen, wäre es vielleicht an der Zeit, die namibische Geschichte allerseits gründlich aufzuarbeiten und dabei das angeblich Gute sowie das behauptete Böse zu untersuchen, bevor angebliche Fakten in die Welt getragen werden. Es geht dabei um die deutsche Kolonialzeit bis 1915, die südafrikanische Unionszeit bis 1961 sowie die Zeit des aktiven Unabhängigkeitskampfes in der Zeit der SA-Republik danach.

Jeder halbwegs renommierte Historiker, der sich den Film „Skulls of my People“ anschaut, kann wohl schwerlich diesen einseitigen Bericht als seriöse Untersuchung mit bewiesenen Tatsachen akzeptieren. Beide, das Dokumentarfilmfestival IDFA sowie der Al Jazeera Nachrichtensender, ließen sich scheinbar vor den Karren einer Fraktion der Herero spannen; es mag sogar die Mehrheit gewesen sein.

Mit jedem Jahr werden die Behauptungen und Forderungen dreister und wahrheitsfremder, doch solange sich keiner mit Tatsachen wehrt , wird sich die internationale Meinung aus Gewohnheit gegen Deutschland richten, was durch den gezielt abstrusen Ausschnitt von Nazi-Soldaten in die Vorschau seitens des Fernsehsenders prädestiniert ist.

Frank Steffen