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Geduld, Nachsicht - Umsatz

Wer es das ganze Jahr über in Swakopmund gewohnt war, vor der Bank, dem Bäcker, Schlachter und dem Café Treff einen Parkplatz zu finden, wird in der Feriensaison Geduld aufbringen und mehrmals um den Häuserblock fahren müssen, in der Hoffnung wenigstens noch in "Laufnähe" einen freiwerdenden Parkplatz zu ergattern. Geduld wird auch verlangt, wenn der Wagen vor einem, der ebenso auf der Suche ist, sich aber die Zeit nimmt im Schneckentempo die Straßen entlang rollt und plötzlich von ganz links nach rechts die dreispurige Fahrbahn wechselt. Da gibt es einfach kein Vorbeikommen.

Nachsicht wird bei den trödelnden Urlaubsgästen benötigt, die nebeneinander den Bürgersteig entlang schlendern und ohne Eile, aber bepackt mit Schirm, Handtuch und Badetasche - auch noch bei Rot - über die Straße gehen. Gleichmut ist bei den Spazierfahrern gefragt. Immer wieder sollte sich der gestresste Geschäftsmann einreden: "Sie sind doch im Urlaub, nur keine Eile." Bei herunter gedrehten Scheiben hängt beim Vordermann der Ellenbogen lässig aus dem Fenster, so erhält er seinen ersten Sonnenbrand. Bei gedrosselter Fahrt wird ein Eis geschleckt und links und rechts werden die Prachtbauten bewundert. An ein Überholen ist, allein der vielen Verkehrsinselchen und "Speedbumps" nicht zu denken.

Am Molenparkplatz drängeln sich die Urlauber allerdings inzwischen um die zweite und sogar dritte Parkreihe. Fährt da vorn nicht gerade einer raus? Der Vordermann wartet gern eine Weile, er hat ja Zeit und braucht vielleicht dann die Badeutensilien nicht so weit zu schleppen. Hinter ihm staut sich derweilen der Verkehr.

Auch wenn die meisten Cafés zusätzlich Tische und Stühle rausgestellt haben, wer es bisher nicht gewohnt war einen Tisch zu reservieren, der muss sich unter Umständen mit einem brummenden Magen abfinden, oder Ausdauer im Warten üben. Das gilt auch an der Mole am Strandcafé, wo die Feriengäste für ein Softeis Schlange stehen. Nicht viel besser sieht es jetzt in den Lebensmittel- und Bekleidungsgeschäften aus. Mal eben noch schnell einen Bikini kaufen ist nicht drin, entweder gibt es keine freie Umkleidekabine mehr oder es dauert an der Kasse Stunden, weil eine Gabe noch in Geschenkpapier eingepackt werden muss.

Der arbeitende Swakopmunder stöhnt und meckert leise vor sich hin. Aber Saison ist Saison! Während sich die Urlauber aus dem Inland am Strand in der Sonne aalen, trägt er zu Weihnachten wieder etwas neidisch die "vornehme Büroblässe". Doch der Küstenbewohner weiß auch, dass diese Urlaubszeit den besten Geschäftsmonat bringt. Und endlich wieder einmal alte Bekannte treffen, Geschehnisse des vergangenen Jahres austauschen, nach Feierabend sich auf ein Bierchen treffen ist auch für den Swakopmunder willkommene Abwechslung.

Also, auf ein Neues: Ranklotzen und Durchhalten. So geht es am besten ins Neujahr. Ganz bestimmt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-08

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