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Gebührender Abschied mit Comic: African Caf" wechselt Besitzer

Wer es kannte, der hat es geliebt. Und wer es nicht geliebt hat, ist selbst schuld. Das African Caf" in Swakopmund, das vor einer Woche den Besitzer gewechselt hat, war vielleicht nicht jedermanns Sache, aber für Viele hatte die originelle Kneipe Kult-Charakter. So beispielsweise für GTZ-Mitarbeiter Michael Hamp. Bei der Abschiedsfete von Inhaber Heike und Ender Frings am vergangenen Freitag hat Hamp ein Comic über das African Caf" und seine eigenwillige Kneipenkultur vorgestellt.

Encyclopaedia Africanea Culturea" nennt sich das Comic-Heft. Oder auch - in Anlehnung an Douglas Adams kultige Bestseller-Romanserie - "A Hitch-Hikers Guide to Multi-Cultural Understanding of an Organisation". Michael Hamp, der die Idee für diesen Comic im Rahmen einer berufsbegleitenden Fortbildung über "systemische Organisationsentwicklung" ausgebaut hat, porträtiert in dem Heft auf chaotisch-humoristische Weise einige Besonderheiten der "Organisationskultur" des African Caf".


Dazu gehören für den in Windhoek wohnhaften Fan des African Caf" die Bestrebungen der Kneipe, ein (für Swakopmund nicht so selbstverständlich) gemischtes Publikum (schwarz und weiß, jung und alt) anzulocken und dieses zu Selbstunterhaltern zu machen. "Das war doch das Einzigartige am African Caf"", sagt Hamp: "Du konntest jederzeit zum Selbstinitiator werden, wenn Du grad gut und verrückt genug drauf warst."


Hamp erzählt in dem von African-Caf"-Inhaber Ender Frings illustrierten Comic drei Geschichten über die Entwicklung der Live-Performance-Kultur der Kneipe: von den Anfängen, wo der Auftritt einer Rasta-Gruppe vom Publikum noch mit Skepsis aufgenommen wurde, über den Besuch eines Techno-DJs bis zum Erfolgsabend mit einer Marimba-Band. "I told you it won"t work", sagt in der ersten Geschichte noch ein kritischer Kneipengast. Die Gäste stehen da noch in Grüppchen beisammen und beäugen sich misstrauisch. Dann aber beginnt der interkulturelle Dialog ("How do you say ,I love you" in Oshikwanyama?") und am Ende feiern alle gemeinsam "die neuen Werte und das Zusammensein".


Alle? Nein, nicht alle. Nach alter Asterix-Tradition, die dieser Comic übrigens schon ganz am Anfang anzitiert, gibt es nämlich einen Buh-Mann, der nicht mitfeiern darf, der an einen Baum gefesselt dem lustigen Treiben am Lagerfeuer zusehen muss. Allerdings ist das in diesem Falle kein schlecht singender Barde, sondern der Manager eines benachbarten Nobel-Hotels, der mit seinem "Berliner Mauer"-ähnlichen Maschendrahtzaun in diesem Comic zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Dieser Manager nämlich soll sich bei den Inhabern des Caf"s keine Freunde gemacht haben, weil er sich über die Jahre standhaft geweigert hat, in dem Drahtzaun um das Hotel einen Durchgang für Fußgänger zu schaffen. Ein solcher Durchgang hätte Touristen des Hotels einen weiten Umweg um den gesamten Wohnungsblock erspart und auch potentiellen Kneipenbesuchern aus der Stadt den Weg zum African Caf" verkürzen können.


Viele weitere Anspielungen auf die persönliche Geschichte des African Caf" und ihr Klientel finden sich in der "Encyclopaedia Africanea Culturea". In einer extravaganten bezopften Dame mit Visionen über die Universalsprache von Tanz und Musik mag der Eingeweihte eine bekannte deutschsprachige Tänzerin aus Swakopmund wiedererkennen. Auch Albert Einstein, durch seine Formel zur Relativitätstheorie auf einem Giraffenknochen über dem Eingang des African Caf" verewigt, hat in dem Comic ein Wörtchen mitzureden. Genauso der Hund Max, denn, so Hamp, "in einen guten Comic gehört nun mal ein Hund".


Die amüsanten Bildergeschichten, die ja eigentlich - anstelle einer drögen Abhandlung, die nur in den Regalen verstauben würde - als Abschlussarbeit eines panafrikanischen Fortbildungskurses über "systemische Organisationsentwicklung" dienen sollten, sind mit entsprechendem theoretischen Hintergrund unterbaut. Darunter findet der aufmerksame Leser auch interessante Beobachtungen. So zum Beispiel die Feststellung, dass das African Caf" als eine Kneipe, die viel Wert auf das Vermischen der Kulturen legte, genau an der geographischen Grenze zwischen Wohlhabenden und Armen situiert ist - zwischen der Innenstadt und den "schwarzen" Vororten Tamariskia und Mondesa. "Für mich war das African Caf" eine Art ,downtown shebeen", die für Namibia einzigartig ist. So ein richtiger kleiner afrikanischer Minikosmos", sagt Michael Hamp.


Den "afrikanischen Minikosmos" hat unter anderem die originelle Ausstattung der Kneipe ausgemacht - ein Sammelsurium von interessanten Funden aus der Natur, von teils selbstgefertigtem Mobiliar, kuriosen Kunstwerken und Bildern und den witzigen Wegweisern vor dem Eingang nach Rio de Janeiro, Timbuktu und zum "Bad Boys Hotel" (Swakopmunder Gefängnis). Entscheidend geprägt aber hat den Charakter der "downtown shebeen" vor allem das Betreiberpaar, Heike und Ender Frings. Heike, immer fleißig hinter der Bar. Ender, der seine Gäste mit herrlich blödsinnigen Witzen unterhält und zu später Stunde seine Blues-Stimmung über das Mikro röhrt.


Heike und Ender Frings haben die Schlüssel für das African Caf" nach ihrer Abschiedsparty am vergangenen Freitag dem neuen Eigentümer Lars Kristensen übergeben. Heike will in Zukunft weiter ihrer Aufgabe als Leiterin des Johanniter Kindergartens nachgehen. Ender will seine Zeit ganz der Kunst widmen. Das African Caf" aber - das war eine Bedingung des Verkaufsvertrags - bleibt in seiner äußeren Form bestehen.





((im Kasten:))


"Encyclopeadia Africanea Culturea" ist gratis beim African Caf" in Swakopmund oder bei Michael Hamp in Windhoek (e-mail: smeprom@iafrica.com.na) erhältlich. WAZ on verschickt an die ersten zehn interessierten Kandidaten portofrei ein kostenloses Exemplar des Comics. Einfach anrufen unter Tel. (061-225822), ein Fax schicken (061-220225) oder per e-mail (ischreiber@az.com.na) anfragen.





((im Kasten:))


Der neue Inhaber


Lars Kristensen, gebürtiger Däne und in Hamburg aufgewachsen, ist der neue Inhaber des African Caf". Er lebt seit zwei Wochen in Swakopmund, war zuvor aber mehrmals auf Urlaub in Namibia. Dabei sei ihm das Lokal aufgefallen, doch sei es fast immer geschlossen gewesen, erzählt der ansonsten eher wortkarge Deutschsprachige.


Kristensen will die Kneipe täglich außer Montags für Besucher öffnen und die Tradition der Livemusik und Jamsessions beibehalten. Ein Container mit Musikinstrumenten aus Europa sei derzeit nach Swakopmund unterwegs. So bräuchten Musiker nicht unbedingt eigene Instrumente mitbringen, um im African Caf" aufzutreten, sagt Kristensen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-27

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