Freund der Antilopen:
Von Stefan Rust
Drei unterscheidbare Unterarten des Graulärmvogels gibt es im südlichen Afrika. Der Corythaixoides concolor concolor, der eine schmutzig wirkende olivgrüne Brust hat, bewohnt den östlichen Teil des Verbreitungsgebietes. Der Corythaixoides concolor bechuanae, bei dem die Brust gar nicht oder nur wenig grün gefärbt ist, besetzt die nordzentralen Teile des südlichen Afrika. Im Caprivi Streifen und in der nordöstlichen Kalahari Namibias ist diese Unterart auch verbreitet. Im restlichen Namibia lebt der Corythaixoides concolor pallidiceps mit einer etwas beigefarbenen anstatt grünlichen Brust.
Geschäftig durch die Baumwipfel, von Zweig zu Zweig hüpfend, auf der Suche nach Früchten, Hülsen, Knospen und Blüten, verrät sich ein Trupp dieser geselligen Vögel oft durch ihren Ruf.
Die volkstümliche Bezeichnung Kwävogel ist eine Nachbildung seines Warnrufs. Zu der Zeit, als die im südlichen Afrika lebenden San Buschmänner noch von der Jagd abhängig waren, war dieser Vogel bei ihnen recht unbeliebt. Dies begründete sich darauf, dass wenn die San mit Pfeil und Bogen auf Jagd gingen und sie sich durch das Pirschen anders als gewöhnlich bewegten, erregte dieses Verhalten die ohnehin von Natur aus mitgegebene Neugier des Graulärmvogels. Von Baum zu Baum fliegend folgte er ihnen.
Hatten die Jäger ein potentielles Beutetier erspäht, galt es für sie, sich mit größter Vorsicht an das Tier zu pirschen. Dieses, in den Augen des Graulärmvogels immer ungewöhnlicher werdende Verhalten, weckte beim Graulärmvogel so sehr den Argwohn, dass er vor Aufregung lauthals anfing zu kreischen: „Kwä, kwä!“ Das Beutetier, bei dem es sich meistens um Antilopen handelte, kannte aus Erfahrung her die Bedeutung dieses Schreies, und ergriff die Flucht. Die enttäuschten Jäger richteten sich auf und schrieen verärgert: „Geh weg Vogel!“ Einige Menschen sind der Meinung, dass hieraus die offizielle englische Bezeichnung Go-away bird (Geh weg Vogel) für diesen Vogel entstand.
Seit einigen Jahrzehnten hat der Graulärmvogel seinen Einzug in menschliche Siedlungen gehalten und gilt somit als Kulturfolger. Seitdem teilen Gärtner ihr Gemüse und Obst mit diesem kecken und klugen Tier. Er beschert uns viele Stunden lustiger und interessanter Tierbeobachtungen vor unserer Haustür.
Der Kulturfolger
Die Taktik eines Kulturfolgers, sich dem Menschen anzuschließen, gefördert durch die nahrungsarmen Trockenzeiten unserer Breiten, verlangt ein hohes Maß der Anpassungsfähigkeit und Kompromissbereitschaft was wiederum die Klugheit dieser Vögel unterstreicht.
Diese Art ist nicht gefährdet. Gefahrquellen seitens des Menschen sind jedoch offene Wasserstellen ohne vogelfreundliche Vorrichtungen. Reservoirs auf den Farmen sollten mit einem vom Rand bis auf den Boden des Reservoirs reichenden verzweigten Stamm ausgestattet sein. Durstige Vögel können hier ihren Durst löschen ohne Gefahr zu ertrinken. Viehtränken sind stückweit vogelfreundlich, sobald sie mit einer im Wasser, nicht zu glatten und nicht zu steil ins Wasser führenden, Insel in Form eines Steins oder Ähnlichem mit einer dementsprechenden Größe, ausgestattet sind.
Die Annahme liegt nahe, dass dieser, sich überwiegend vegetarisch ernährende Graulärmvogel, bekannt als Knospen-, Blüten- und Blattvertilger, mit einer hohen Populationsdichte, einen unterstützenden Nutzen zur Bekämpfung der Verbuschung hat.
Steckbrief
Namen: Corythaixoides concolor (Lateinisch) / Grey Go-away-Bird (Englisch) / Kwevoel (Afrikaans)
Familie: Turakos
Verbreitung: Namibia und Angola bis Mosambik
Lebensraum: Offene Wälder, Savannen, Parks
Größe: 47-50 cm
Gefieder: Einheitlich grau; Geschlechter gleich
Stimme: Lauter, nasaler und abfallender go-away Ruf
Nest: Lockeres Zweignest meistens in einer dornigen Akazie
Brutzeit: Ganzjährig; hauptsächlich Februar-Mai
Nahrung: Meistens Früchte, auch Termiten
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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