Fördern oder weglassen
Aus der Kultur- und Sprachpolitik einer Regierung lassen sich in der Regel Anzeichen zu ihrer Selbsteinschätzung und Selbstbehauptung ablesen.
Die folgende Aussage des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia, AGDS, Dieter Springer, bei der jüngsten Jahreshauptversammlung ist in diesem Rahmen zu überdenken: " ... ausgerechnet für den Erhalt und die Verbreitung der deutschen Sprache in Namibia sollen in Deutschland keine Mittel verfügbar sein, bzw. bestehende kleinere Zuwendungen und personelle Unterstützungen abgeschafft oder drastisch gekürzt werden". Diese Knappheit stehe in starkem Gegensatz zum sonstigen Engagement wirtschaftlicher Zusammenarbeit. -
Die Kultur- und Sprachpolitik der kaiserlichen Kolonialmacht und der Nachfolgestaaten unter der Weimarer Ordnung, dem NS-Staat sowie den zwei deutschen Teilstaaten bis zum wiedervereinigten Deutschland hatte und hat auch jetzt jeweils ihr zeitbezogenes Gepräge, wenn man dies aus der Perspektive vom "Schutzgebiet bis Namibia" betrachtet.
Die ersten kulturellen und sprachlichen Beziehungen zwischen dem kolonisierten Territorium und dem Mutterland, wie es früher hieß, mussten stets den Wandel der Zeiten mitmachen. War die Ansiedlung von Kolonisten samt deutscher Kultur und Sprache zur Kaiserzeit die "zivilisatorisiche Tat", folgte in der Weimarer Zeit das Arrangement (Londoner Abkommen zwischen Britannien und Deutschland von 1923) zur Duldung der deutschen Sprache im Mandatsland für den Restbestand der deutschen Südwester, die nicht ausgewiesen worden waren. Doch dann übertrug das NS-Regime ab 1933 auf Südwestafrika auch politische Ambitionen zur Restauration deutscher Kolonien. Nach dem 2. Weltkrieg ging es für die Deutschsprachigen angesichts der abermalig drohenden Ausweisung und dem Verbot der deutschen Sprache an den Staatsschulen rein um das kulturelle Überleben. Der Kriegsausgang in Europa bescherte ihnen kraft ihrer Sprachzugehörigkeit automatisch den sozial-kulturellen "Underdog"-Status, den sie zunächst durch Privatschulen, die kirchliche Lobby und wiederum einem Arrangement, nunmehr mit der weißen Regierung Südafrikas, und ihren hiesigen Statthaltern in den Nachkriegsjahren langsam überwinden konnten. Ein bescheidenes Maß an deutschen Sprachrechten gewannen sie zurück und nachrückende Generationen übten sich zunehmend in Vielsprachigkeit. Und das Interesse Anderssprachiger am Deutschen als Fach- und Kommunikationsmedium erwachte neu.
Deutschsprachige Namibier kommen mit ihrem Einsatz an hiesigen Staatsschulen und an Privatschulen leidlich mit der Sprachpflege zurecht, aber die beachtliche Anzahl Schüler des Deutschen als Zweit- oder Fremdsprache braucht unbedingt externe Förderung, die aber auf Grund der Kürzung bundesdeutscher Sprachmittel zunehmend mager ausfällt. Dabei kann es heute nicht mehr - wie zu anderen Epochen - um die koloniale Sprachhegemonie gehen. Vielmehr geht es um die Stärkung der vielsprachigen Tradition mit Deutsch als festen Bestandteil und um interkulturelle Kommunikation in Namibia. Gerade dieses Verständnis sollte man bei den Berliner (Kultur)Politikern voraussetzen, die bei der Anrufung des vereinten Europa genau solche Worte gern im Munde führen.
Die folgende Aussage des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine in Namibia, AGDS, Dieter Springer, bei der jüngsten Jahreshauptversammlung ist in diesem Rahmen zu überdenken: " ... ausgerechnet für den Erhalt und die Verbreitung der deutschen Sprache in Namibia sollen in Deutschland keine Mittel verfügbar sein, bzw. bestehende kleinere Zuwendungen und personelle Unterstützungen abgeschafft oder drastisch gekürzt werden". Diese Knappheit stehe in starkem Gegensatz zum sonstigen Engagement wirtschaftlicher Zusammenarbeit. -
Die Kultur- und Sprachpolitik der kaiserlichen Kolonialmacht und der Nachfolgestaaten unter der Weimarer Ordnung, dem NS-Staat sowie den zwei deutschen Teilstaaten bis zum wiedervereinigten Deutschland hatte und hat auch jetzt jeweils ihr zeitbezogenes Gepräge, wenn man dies aus der Perspektive vom "Schutzgebiet bis Namibia" betrachtet.
Die ersten kulturellen und sprachlichen Beziehungen zwischen dem kolonisierten Territorium und dem Mutterland, wie es früher hieß, mussten stets den Wandel der Zeiten mitmachen. War die Ansiedlung von Kolonisten samt deutscher Kultur und Sprache zur Kaiserzeit die "zivilisatorisiche Tat", folgte in der Weimarer Zeit das Arrangement (Londoner Abkommen zwischen Britannien und Deutschland von 1923) zur Duldung der deutschen Sprache im Mandatsland für den Restbestand der deutschen Südwester, die nicht ausgewiesen worden waren. Doch dann übertrug das NS-Regime ab 1933 auf Südwestafrika auch politische Ambitionen zur Restauration deutscher Kolonien. Nach dem 2. Weltkrieg ging es für die Deutschsprachigen angesichts der abermalig drohenden Ausweisung und dem Verbot der deutschen Sprache an den Staatsschulen rein um das kulturelle Überleben. Der Kriegsausgang in Europa bescherte ihnen kraft ihrer Sprachzugehörigkeit automatisch den sozial-kulturellen "Underdog"-Status, den sie zunächst durch Privatschulen, die kirchliche Lobby und wiederum einem Arrangement, nunmehr mit der weißen Regierung Südafrikas, und ihren hiesigen Statthaltern in den Nachkriegsjahren langsam überwinden konnten. Ein bescheidenes Maß an deutschen Sprachrechten gewannen sie zurück und nachrückende Generationen übten sich zunehmend in Vielsprachigkeit. Und das Interesse Anderssprachiger am Deutschen als Fach- und Kommunikationsmedium erwachte neu.
Deutschsprachige Namibier kommen mit ihrem Einsatz an hiesigen Staatsschulen und an Privatschulen leidlich mit der Sprachpflege zurecht, aber die beachtliche Anzahl Schüler des Deutschen als Zweit- oder Fremdsprache braucht unbedingt externe Förderung, die aber auf Grund der Kürzung bundesdeutscher Sprachmittel zunehmend mager ausfällt. Dabei kann es heute nicht mehr - wie zu anderen Epochen - um die koloniale Sprachhegemonie gehen. Vielmehr geht es um die Stärkung der vielsprachigen Tradition mit Deutsch als festen Bestandteil und um interkulturelle Kommunikation in Namibia. Gerade dieses Verständnis sollte man bei den Berliner (Kultur)Politikern voraussetzen, die bei der Anrufung des vereinten Europa genau solche Worte gern im Munde führen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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