Expedition in den Cederbergen

Schon von weitem sehen wir, dass es in den Cederbergen brennt. Um diese Jahreszeit hat es hier manchmal zwischen 40 und 50 Grad Lufttemperatur. Die Einheimischen nehmen das sehr gelassen, sind sie es doch gewöhnt, dass jeden Sommer zwischen Citrusdal, Algeria und Clanwilliam Rauchwolken gegen den tiefblauen Himmel steigen. Die Cederberge, genannt nach der inzwischen selten gewordenen Clanwilliam Ceder, sind ein überaus beliebtes Wander- und Klettergebiet, in nur zwei bis drei Stunden auf der N7 von Kapstadt aus leicht zu erreichen. Die Berge sind ein skurriles Wunderland aus Sandstein mit photogenen Steinskulpturen und ungewöhlichen Felsformationen, mit Buschmann-Malereien, natürlichen Wasserfällen und seltenen Gebirgspflanzen.

Mit Fachleuten unterwegs zu sein, ist immer interessant und lehrreich: Gut ausgerüstet machen wir uns auf den Weg in die Berge, gemeinsam mit einem Paläonthologen, einem Felsmalerei- und einem Insekten-Spezialisten.

Am ersten Morgen: Wir stehen schon bei Morgengrauen auf, wandern durch ein ausgetrocknetes Flußbett. Riesige Felsbrocken, vom Wasser völlig rundgeschliffen, sind ein idealer Unterschlupf für verschiedenste Tiere. Ein kleiner, neugieriger Klippschliefer beäugt uns misstrauisch, als wir beginnen, unsere mitgebrachten Insektenfallen aufzustellen. Kleine Plastikschüsseln mit einer Flüssigkeit, die laufende und kriechende Insekten anziehen soll, werden in den Fluß-Sand gesetzt, Zelte mit Fangflaschen für fliegende Exemplare aufgestellt. Langsam erhebt sich die Sonne über den Cederbergen; die mächtigen Sandstein-Felsen sind in goldenes Licht getaucht. Die Luft ist noch angenehm kühl und voll Vogelgezwitscher, aber bald wird es hier glühend heiß.

Nach dem Frühstück wandern wir los, die erste Höhle mit Felsmalereien zu erforschen. Sie ist weiter oben gelegen, nicht ganz leicht zu erreichen, und das heißt für uns alle klettern. Aber was uns dann erwartet, lohnt die Mühe: bestens erhaltene Buschmann-Malereien, meist mit Ockerfarben ausgeführt, Handabdrücke, einfache Tier- und Menschengestalten?

Seit über 15 Jahren kommt unser Felsmalerei-Experte immer wieder in dieses Gebiet, und hat inzwischen schon viele "Rock-Paintings" entdeckt. Je intensiver man sich mit dieser Materie beschäftigt, umso faszinierender wird sie. Fragen tauchen auf: Was für ein Mensch war dieser steinzeitliche Maler, was wollte er mit seinen Bildern ausdrücken, wie hat er wohl gelebt? Manches weiß man inzwischen schon über die Buschmänner, vieles bleibt aber noch im Dunkeln und der eigenen Fantasie überlassen.

Nach dem Mittagessen erklimmen wir eine Gletscher-Moräne; so unglaublich es uns bei dieser Gluthitze erscheint, aber hier erstreckte sich vor Millionen von Jahren "ewiges Eis". Wir stehen auf einem Felsenabhang und überblicken das unendlich weite Land - ein wunderbares Panorama breitet sich vor uns aus. Der Paläonthologe erklärt, wie einstmals die gesamte Festlandmasse unserer Erde noch als "Gondwanaland" in einem einzigen Kontinent zusammenhing, der erst viel später auseinanderdriftete. Die Vegetation ist hier sehr spärlich, aber man findet Flechten in verschiedenen Farben. Auch die Steinkonglomerate, der durch die Gletscher abgeriebenen Bodenstrukturen lassen sich gut erkennen. Der Wind pfeift uns hier oben kräftig um die Ohren und macht die Hitze so etwas erträglicher?

Am nächsten Tag: Wir fahren mal - nach Wupperthal! Ja, tatsächlich auch hier in Südafrika gibt es einen Ort mit diesem Namen. Allerdings liegt er über 70 Kilometer entfernt, von jeder Zivilisation isoliert, in den Bergen und ist nur über eine steile Schotterstraße erreichbar, die in der Regenzeit oft nicht passierbar ist. Der Ort wurde 1830 durch zwei deutsche Missionare, Baron Theobald von Wurmb und dem Grossvater des berühmten südafrikanischen Poeten Louis Leipold, Johann Gottlieb (einem Schuhmacher aus dem bergischen Land) begründet und nach ihrer Heimatstadt in Deutschland benannt. Noch heute stehen die malerischen, alten Häuschen, die damals gebaut wurden, und auch die Schuhfabrik von einst ist noch in Betrieb. Man fertigt hier so genannte "Velskoene" (Vel=Fell oder Haut / Skoene=Schuhe) noch "hand-made" an und das bereits in der vierten Generation. Das Handwerk wurde von den Vätern an die Söhne weitergegeben. Von einfachen Sandalen bis zu maßgefertigten Wanderschuhen kann man hier erstehen, alles zu einem überaus günstigen Preis und von guter Qualität.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die "Rooibos"-Tee-Erzeugung. Rooibos (rooi=rot / bos=Busch) ist eine einheimische Pflanze, die wild nur hier in den Cederbergen wächst, kultiviert, handgepflückt und weiterverarbeitet wird. Nach der Ernte werden die Ästchen gehäckselt und zum Fermentieren auf einer großen Fläche ausgestreut, wo sie für nur einen Tag in der Sonne liegen bleiben. Die ursprünglich grünen Blättchen bekommen nun während des Trocknens ihre rotbraune Färbung und das typisch fruchtige Aroma. Später werden sie in Säckchen verpackt und in viele Länder als d a s südafrikanische Nationalgetränk exportiert. Rooibostee ist überaus gesund, da er reich an Vitamin C ist und keine Teein enthält, so dass ihn auch kleine Kinder trinken können.

Das Dorf-Museum, ein kleines Info-Center und die Kirche mit ihrem alten, aber noch immer klangreinen Harmonium laden zum Besuch ein. Und als Transportmittel dient hier der "donkey-cart" ein Eselskarren, den man auch als Besucher für eine Fahrt mieten kann.

Nach der wohlverdienten Mittagspause und einem erfrischenden Bad in einem natürlichen Felsenpool mit echtem Wasserfall außerhalb des Ortes, wenden wir uns Neuem zu: Wir begeben uns auf Fossilien-Suche.

Normalerweise hätte ich den Berghang, vor dem wir jetzt stehen, für einen ganz einfachen Geröllhaufen gehalten. Unter Anleitung eines führenden Archäologen aber, wird dieser zu einem wahren Fossilien-Paradies. Mit einem Hämmerchen bewaffnet klettere ich den steilen Hang fast bis ganz hinauf. Nach unten bietet sich ein wirklich erheiternder Anblick: Eine Gruppe erwachsener Menschen, die wie Kinder im Geröll buddeln und auf Steinen klopfen. Aber, wie es manchmal so ist, habe ausgerechnet ich - als ahnungsloser Laie - das berühmte Glück des Anfängers und werde fündig. Ein sage und schreibe 340 Mio. Jahre altes Schwanzstück eines Urzeit-Krebses, etwa drei mal vier Zentimeter groß, grabe ich aus und darf es sogar behalten!... Noch heute hat es einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer.

Auf der Rückfahrt zum Lager ergeben sich Probleme. Einige Fahrzeuge, die nicht so geländegängig sind, kommen nicht über eine mit Geröll aufgefüllte Stelle der steilen Schotterpiste. Ein schöner, silbergrauer Mercedes bleibt staubbedeckt nach mehrmaligen Anfahr-Versuchen am Wegesrand hängen. Unter anfeuernden Zurufen und Applaus der Mitfahrenden, wird er schließlich an einen Geländewagen angehängt, den Berghang hinaufgeschleppt.

Die in der Zwischenzeit in den aufgestellten Fallen gefangenen Wespen, Fliegen und Käfer werden heute Abend unter dem Mikroskop eingehend begutachtet und ein Lichtbild-Vortrag vertieft noch unser Wissen über Flora und Fauna dieser Gegend.

Unser letzter Morgen in den Cederbergen ist angebrochen. Wir nutzen ihn für einen besonderen Ausflug: den so genannten "Sevilla-Trail". Er ist rund sechs Kilometer lang und führt zu einigen schön gelegenen Höhlen und Überhängen mit besonders gut erhaltenen Felsmalereien, wie Zebras, Oryx, Eland, Elefanten, Bogenschützen, und sieben tanzenden Frauen, alle vor zwischen 300 und 8000 gezeichnet.

Der Rückmarsch führt durch ein flaches Flußbett, den Brandewyn River. Die Wanderschuhe werden ausgezogen, über den Rucksack gehängt und im meist nur knöcheltiefen Wasser plantschen wir die restlichen Kilometer weiter durch den Busch. Das seichte Wasser, obwohl es warm ist, bietet eine gewisse Erfrischung. Sobald unsere Füße aber auf trockene Steine oder Fluß-Sand berühren, spürt man die Hitze. Am Ufer entlang entdecken wir verschiedene Fuß-Spuren von Tieren. Ganz deutlich lassen sich im Schlamm Otterspuren erkennen, die es hier recht häufig gibt. Völlig erschöpft, aber auch sehr zufrieden erreichen wir schließlich den Ausgangspunkt dieser Wanderung, es ist gleichzeitig das Ende unserer Expedition in die Cederberge.

Wir verabschieden uns von den anderen Teilnehmern und alle sind sich darüber einig, dass diese Tage nicht nur ein schönes Erlebnis waren, sondern, dass jeder eine Menge neues Fachwissen und bleibende Eindrücke mit nach Hause nehmen wird.

Auskünfte: Sevilla-Trail : 027 482 1824,

Clanwilliam Tourism Association: 027 482 2024

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-08

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