Essen ist nicht gleich Essen
"Das war wie im Traum", erzählt Hock, "neben großen Häusern wie dem Hilton und Am Weinberg so abzuräumen." Acht Tourismusbetriebe aus ganz Namibia gingen am 15. März mit einem Drei-Gänge-Menü an den Start. Dabei wurde die Gesamtleistung bewertet: von der Gestaltung der Tischdekoration und der Menükarte über den Service, die Weinauswahl, die Zubereitung des Essens bis hin zur Einhaltung von Hygienevorschriften. Eine internationale, fünfköpfige Jury mit preisgekrönten Köchen, wie David Higgs aus Südafrika, der sein Land bei den Olympischen Spielen im Kochen und beim Kulinarischen World Cup in der Schweiz vertreten hatte, vergab die Punkte.
Jeder Betrieb hatte einen Tisch mit acht Gästen zu betreuen, die ebenfalls aufgefordert waren, genau hinzuschauen, Fragen zu Essen und Getränken zu stellen und die Leistungen mit Punkten zu bewerten. Sabine und Stephan Hock von der Immanuel Lodge bekamen einen reinen Damentisch von der Firma Toshiba zugeteilt. Dabei drohte bereits beim ersten Gang das Desaster: "Als wir unsere Vorspeise, Fisch im Kartoffelmantel, servieren wollten", erzählt Sabine Hock, "entgegneten unsere Damen, sie essen keinen Fisch". Die Anspannung bei den Hocks fiel erst, als den ersten Bissen positive Kommentare folgten.
Jedes Team hatte drei Stunden Zeit, das Essen vor Ort in der Hotelschule der Fachhochschule zuzubereiten. Es durfte nichts mitgebracht werden, was bereits im Voraus zusammengestellt worden war. "Das waren natürlich erschwerte Bedingungen", erzählt Hock, "man hatte nur vier kleine Kochplatten, mit einer Pfanne waren schon alle belegt".
Das Gericht der Hocks stand erst zwei Tage vor dem Wettbewerb endgültig fest. Da die ursprünglich vorgesehenen Rinderbacken sich nach dem Auftauen als nicht verwertbar erwiesen hatten, fiel die Entscheidung auf ein Wildebeest Sirloin Steak mit Haselnusskruste und Petersilien-Wurzel-Püree. "So ein Menü ist ein Gesamtkunstwerk", sagt Hock, der sich das Kochen selbst angelernt hat. "Die Balance zwischen den Geschmacksnoten muss stimmen, da darf nichts dominieren oder verloren gehen."
Der gebürtige Hesse fing bereits mit sechs Jahren mit dem Kochen an und testete die Ergebnisse an seinen Freunden. Dabei lernte er auch, schnell zu improvisieren: "Als ich zum ersten Mal Spätzle ausprobieren wollte, wurde der Teig ein einziger Klumpen, da habe ich ihnen Pfannkuchen vorgesetzt", erzählt er. Essen - das sei nicht einfach nur Essen. "In meinen Gerichten steckt ein Stück von meinem Herz und meiner Seele", sagt der 45-Jährige.
Ohne das Kochen wäre sein Leben wohl ganz anders verlaufen. Seine Frau Sabine lernte er nämlich in der Küche kennen. Als ihm sein guter Ruf als Gourmet eine Einladung bei Sabines Eltern einbrachte und der Vater seine Tochter in die Küche schickte, damit sie noch was lernt, war für beide klar, dass sie einmal heiraten werden.
Was die gelernte Krankenschwester und der ehemalige Zeitungsverleger damals jedoch noch nicht geahnt haben dürften, ist, dass sie einmal ihre eigene Lodge im Savannenbusch Namibias führen würden. Was die Deutschen letztendlich nach Namibia lockte, hat ausnahmsweise nichts mit Kochen zu tun - sondern mit dem anderen Hobby der Hocks: Karneval. "Wir waren das Prinzenpaar in Gießen und hatten gerade einen Monat mit hundert Terminen hinter uns, die unter die Haut gingen - Besuche in Altenheimen und Krankenhäusern", erzählt Hock. "Als das plötzlich vorbei war, sagte mir ein Freund: Du kannst Karneval doch verlängern - geh nach Namibia. Da habe ich ihn für verrückt erklärt."
Ausprobiert hat er es trotzdem und reiste mit seinem Prinzenkostüm im Gepäck nach Namibia. "Als ich zum ersten Mal namibischen Boden betrat, habe ich ein ganz starkes Gefühl von Heimat verspürt", sagt Hock, "das habe ich zunächst als Urlaubsflirt abgetan". Dass es doch die große Liebe war, zeigte sich beim ersten gemeinsamen Familienurlaub mit den beiden Töchtern vor sechs Jahren in Namibia. Nur ein knappes Jahr später brachen die Hocks alle Zelte in Deutschland ab und flogen mit einem One-Way-Ticket nach Windhoek.
Die Immanuel Lodge, die die Familie unter dem gleichen Namen übernommen hat, war bereits nach einer kurzen Anlaufphase ein Erfolg - nicht zuletzt wegen des Essens, wie ein Blick in das Gästebuch zeigt: "Hier durften wir das beste Essen im ganzen Land genießen", so der Kommentar eines zufriedenen Gastes. Von rückläufigen Zahlen, mit denen zurzeit viele Lodges im Land kämpfen müssen, ist bei Immanuel nichts zu spüren. "Wir haben ein kontinuierliches Wachstum", sagt Hock, "das Wichtigste ist, mit den Preisen nicht abzuheben. So einen Urlaub soll sich auch eine Familie mit zwei Kindern noch leisten können".
Heimweh habe er keins, sagt der Deutsche, er sei ja schließlich hier Zuhause. Dass er die hessischen Traditionen aber nach wie vor pflegt, verrät, wie könnte es auch anders sein, ein Blick in seine Küche: Heute Abend gibt es nämlich "Handkäs mit Musigg", dazu "Abbelwoi".
Julia Kohl
Info:
Das Restaurant der Immanuel Lodge ist auch für Tagesgäste geöffnet. Wer Stephan Hocks gute Küche genießen möchte, sollte sich unbedingt vorher anmelden. Kontakt: 061 260901, Email: [email protected], www.immanuel-lodge.de
Jeder Betrieb hatte einen Tisch mit acht Gästen zu betreuen, die ebenfalls aufgefordert waren, genau hinzuschauen, Fragen zu Essen und Getränken zu stellen und die Leistungen mit Punkten zu bewerten. Sabine und Stephan Hock von der Immanuel Lodge bekamen einen reinen Damentisch von der Firma Toshiba zugeteilt. Dabei drohte bereits beim ersten Gang das Desaster: "Als wir unsere Vorspeise, Fisch im Kartoffelmantel, servieren wollten", erzählt Sabine Hock, "entgegneten unsere Damen, sie essen keinen Fisch". Die Anspannung bei den Hocks fiel erst, als den ersten Bissen positive Kommentare folgten.
Jedes Team hatte drei Stunden Zeit, das Essen vor Ort in der Hotelschule der Fachhochschule zuzubereiten. Es durfte nichts mitgebracht werden, was bereits im Voraus zusammengestellt worden war. "Das waren natürlich erschwerte Bedingungen", erzählt Hock, "man hatte nur vier kleine Kochplatten, mit einer Pfanne waren schon alle belegt".
Das Gericht der Hocks stand erst zwei Tage vor dem Wettbewerb endgültig fest. Da die ursprünglich vorgesehenen Rinderbacken sich nach dem Auftauen als nicht verwertbar erwiesen hatten, fiel die Entscheidung auf ein Wildebeest Sirloin Steak mit Haselnusskruste und Petersilien-Wurzel-Püree. "So ein Menü ist ein Gesamtkunstwerk", sagt Hock, der sich das Kochen selbst angelernt hat. "Die Balance zwischen den Geschmacksnoten muss stimmen, da darf nichts dominieren oder verloren gehen."
Der gebürtige Hesse fing bereits mit sechs Jahren mit dem Kochen an und testete die Ergebnisse an seinen Freunden. Dabei lernte er auch, schnell zu improvisieren: "Als ich zum ersten Mal Spätzle ausprobieren wollte, wurde der Teig ein einziger Klumpen, da habe ich ihnen Pfannkuchen vorgesetzt", erzählt er. Essen - das sei nicht einfach nur Essen. "In meinen Gerichten steckt ein Stück von meinem Herz und meiner Seele", sagt der 45-Jährige.
Ohne das Kochen wäre sein Leben wohl ganz anders verlaufen. Seine Frau Sabine lernte er nämlich in der Küche kennen. Als ihm sein guter Ruf als Gourmet eine Einladung bei Sabines Eltern einbrachte und der Vater seine Tochter in die Küche schickte, damit sie noch was lernt, war für beide klar, dass sie einmal heiraten werden.
Was die gelernte Krankenschwester und der ehemalige Zeitungsverleger damals jedoch noch nicht geahnt haben dürften, ist, dass sie einmal ihre eigene Lodge im Savannenbusch Namibias führen würden. Was die Deutschen letztendlich nach Namibia lockte, hat ausnahmsweise nichts mit Kochen zu tun - sondern mit dem anderen Hobby der Hocks: Karneval. "Wir waren das Prinzenpaar in Gießen und hatten gerade einen Monat mit hundert Terminen hinter uns, die unter die Haut gingen - Besuche in Altenheimen und Krankenhäusern", erzählt Hock. "Als das plötzlich vorbei war, sagte mir ein Freund: Du kannst Karneval doch verlängern - geh nach Namibia. Da habe ich ihn für verrückt erklärt."
Ausprobiert hat er es trotzdem und reiste mit seinem Prinzenkostüm im Gepäck nach Namibia. "Als ich zum ersten Mal namibischen Boden betrat, habe ich ein ganz starkes Gefühl von Heimat verspürt", sagt Hock, "das habe ich zunächst als Urlaubsflirt abgetan". Dass es doch die große Liebe war, zeigte sich beim ersten gemeinsamen Familienurlaub mit den beiden Töchtern vor sechs Jahren in Namibia. Nur ein knappes Jahr später brachen die Hocks alle Zelte in Deutschland ab und flogen mit einem One-Way-Ticket nach Windhoek.
Die Immanuel Lodge, die die Familie unter dem gleichen Namen übernommen hat, war bereits nach einer kurzen Anlaufphase ein Erfolg - nicht zuletzt wegen des Essens, wie ein Blick in das Gästebuch zeigt: "Hier durften wir das beste Essen im ganzen Land genießen", so der Kommentar eines zufriedenen Gastes. Von rückläufigen Zahlen, mit denen zurzeit viele Lodges im Land kämpfen müssen, ist bei Immanuel nichts zu spüren. "Wir haben ein kontinuierliches Wachstum", sagt Hock, "das Wichtigste ist, mit den Preisen nicht abzuheben. So einen Urlaub soll sich auch eine Familie mit zwei Kindern noch leisten können".
Heimweh habe er keins, sagt der Deutsche, er sei ja schließlich hier Zuhause. Dass er die hessischen Traditionen aber nach wie vor pflegt, verrät, wie könnte es auch anders sein, ein Blick in seine Küche: Heute Abend gibt es nämlich "Handkäs mit Musigg", dazu "Abbelwoi".
Julia Kohl
Info:
Das Restaurant der Immanuel Lodge ist auch für Tagesgäste geöffnet. Wer Stephan Hocks gute Küche genießen möchte, sollte sich unbedingt vorher anmelden. Kontakt: 061 260901, Email: [email protected], www.immanuel-lodge.de
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen