Erdöl: Viel Hype um Nichts
Ölexplorationsvorhaben verletzt grundlegende Menschenrechte
Von Frank Steffen, Windhoek
Der Gründer der kanadischen Gas- und Ölexplorationsgesellschaft Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) war während seines Besuchs im Staatspalast gebeten worden, sich zu dem kritischen Bericht der Ermittlungsfirma Viceroy Research zu äußern. Diese hatte behauptet, das gesamte Projekt sei nicht mehr als ein Investorenbetrug. Der namibische Präsident Hage Geingob verbot zynisch diese Art der Fragestellung.
Jetzt organisierte das „Women’s Leadership Centre“ eine Pressekonferenz auf der sie den mangelnden Informationsfluss bezüglich der Ölexploration im Okavango-Flussbecken monierte und die fehlende Einbringung der Meinungen indigener Frauen beanstandete (Link zur Aufnahme: https://bit.ly/3gg4L6v). Das WLC sei darauf bedacht die Interessen der Kommunalbevölkerung zu schützen. Entgegen einschlägiger UN-Resolutionen habe man den Frauen nicht das Recht eingeräumt, sich angemessen über die Exploration zu informieren, bevor das Projekt startete. Das sei eine Verletzung der grundlegenden Menschenrechte in Bezug auf den Erhalt von traditionellen Lebensweisen, Landbesitz und Nutzung natürlicher Ressourcen.
Rinaani Musutua vom „Economic & Social Justice Trust“ kritisierte Geingob: „Wenn wir auf dieser Ebene keine Fragen stellen dürfen, wen sollen wir dann fragen?“ Sie betrachtet die Leichtigkeit, mit der die Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) von ReconAfrica im Jahr 2019 akzeptiert wurde und die anschließende Erteilung eines Umweltfreigabezertifikats (ECC) als einen Verstoß gegen das Umweltgesetz 7 von 2007, da die Kommunalbevölkerung zu jener Zeit gar nicht informiert war. ReconAfrica habe gegen jedes Gesetz, das bisher mit ihren Aktivitäten tangiere, verstoßen. Es habe im Februar sogar einem Arbeitsinspektor den Zugang zur Niederlassung ReconAfricas untersagt. Sie befürchtet, dass Namibia seinen Ruf als „Umweltstandort Afrikas“ verliert.
Jauch ist auch skeptisch
Der Moderator des Medienevents, Herbert Jauch (bekannter namibischer Arbeitsexperte und Verfechter von Menschenrechten) stufte die Explorationsaktivitäten als ein zweifelhaftes Projekt ein: „ReconAfrica wird dem namibischen Volk als Retter präsentiert, aber wir haben solche Investitionen schon öfter beobachtet.“ Er wies auf die gescheiterte Autoproduktion (Chevrolet) sowie die Textilfabrik Ramatex, die durch giftige Abwasser langfristige Schäden am Wasser des Goreangab Dammes verursacht hatte: „Gesundheitsrisiken wurden ignoriert und Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten.“
„Es ist schwer nachzuvollziehen, warum eine Petition, die von mindestens 50 Organisationen unterzeichnet wurde, von namibischen Parlamentariern ignoriert wird“, kritisierte Jauch und nahm auch die Medien aufs Korn, die den Aufschrei der Öffentlichkeit missachten würden.
Geologe erlebt Déjà-vu
Der hochqualifizierte Geologe, Matt Totten (Jnr.), ging hart mit ReconAfrica ins Gericht und verglich sie mit vorigen schiefgegangenen Ölexplorationsvorhaben wie die Firma HRT, die im Jahr 2013 für ihre Ölfunde von dem damaligen Premierminister Hage Geingob und dem umstrittenen Geschäftsmanns Knowledge Katti gefeiert worden war. Die neuen Bilder von Craig Steinke im Staatshaus würden denen aus dem Jahr 2013 sehr ähneln.
Totten kritisiert ReconAfricas Ansatz, das Ölvorkommen allein auf historische aeromagnetische Daten zu stützen und damit ein Ölfeld von Milliarden Barrel Öl zu erklären. Die aeromagnetischen Karten hätten größere Chancen im Ovambo-Becken angezeigt, doch sei die dortige Suche in den 60er- und 70-er-Jahren gescheitert: „Wenn es in einem Gebiet mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit letztendlich kein Öl gab, ist die Wahrscheinlichkeit, im Kavango-Becken auf Öl zu stoßen, desto geringer.“
Ihm liege grundsätzlich am Erhalt der knappen Grundwasserressource. Ferner mache die Suche nach Öl keinen Sinn, habe man sich doch mit den USA auf die Entwicklung einer fünf-Gigawatt-Solaranlage geeinigt.
„Eine Dose Bohnen hat mehr Gas“
Mit Bezug auf die wenigen Daten, die ReconAfrica bisher bekanntgegeben hat, staunte Totten über die gefeierten fünf Gaseinheiten einer Probe: „Das läuft auf einen Gehalt von 0,05% Gas bezogen auf die Schlammprobe hinaus. Eine Dose Bohnen hat mehr Gas!“
Die Behauptung, Ölvorkommen identifiziert zu haben, bezweifelt er offen: „Bohrung 6-2 sollte 3800 erreichen und wurde auf 2294 Metern eingestellt. Brunnen 6-1 sollte ebenfalls auf 3800 Meter hinuntergehen und blieb auf 2780 Meter stehen. Kein Quellgestein wird angegeben und der wichtige sogenannte Drill Stem Test fehlt. Dabei hatten sie zuvor angegeben, dass die Ölreserven in Tiefen von bis zu 6000 Metern zu finden sind! Das ergibt dann keinen Sinn.“ Wenn es allerdings Öl gebe, sei das Fracking unumgänglich, da gebe er ReconAfrica Recht.
Der Gründer der kanadischen Gas- und Ölexplorationsgesellschaft Reconnaissance Energy Africa (ReconAfrica) war während seines Besuchs im Staatspalast gebeten worden, sich zu dem kritischen Bericht der Ermittlungsfirma Viceroy Research zu äußern. Diese hatte behauptet, das gesamte Projekt sei nicht mehr als ein Investorenbetrug. Der namibische Präsident Hage Geingob verbot zynisch diese Art der Fragestellung.
Jetzt organisierte das „Women’s Leadership Centre“ eine Pressekonferenz auf der sie den mangelnden Informationsfluss bezüglich der Ölexploration im Okavango-Flussbecken monierte und die fehlende Einbringung der Meinungen indigener Frauen beanstandete (Link zur Aufnahme: https://bit.ly/3gg4L6v). Das WLC sei darauf bedacht die Interessen der Kommunalbevölkerung zu schützen. Entgegen einschlägiger UN-Resolutionen habe man den Frauen nicht das Recht eingeräumt, sich angemessen über die Exploration zu informieren, bevor das Projekt startete. Das sei eine Verletzung der grundlegenden Menschenrechte in Bezug auf den Erhalt von traditionellen Lebensweisen, Landbesitz und Nutzung natürlicher Ressourcen.
Rinaani Musutua vom „Economic & Social Justice Trust“ kritisierte Geingob: „Wenn wir auf dieser Ebene keine Fragen stellen dürfen, wen sollen wir dann fragen?“ Sie betrachtet die Leichtigkeit, mit der die Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) von ReconAfrica im Jahr 2019 akzeptiert wurde und die anschließende Erteilung eines Umweltfreigabezertifikats (ECC) als einen Verstoß gegen das Umweltgesetz 7 von 2007, da die Kommunalbevölkerung zu jener Zeit gar nicht informiert war. ReconAfrica habe gegen jedes Gesetz, das bisher mit ihren Aktivitäten tangiere, verstoßen. Es habe im Februar sogar einem Arbeitsinspektor den Zugang zur Niederlassung ReconAfricas untersagt. Sie befürchtet, dass Namibia seinen Ruf als „Umweltstandort Afrikas“ verliert.
Jauch ist auch skeptisch
Der Moderator des Medienevents, Herbert Jauch (bekannter namibischer Arbeitsexperte und Verfechter von Menschenrechten) stufte die Explorationsaktivitäten als ein zweifelhaftes Projekt ein: „ReconAfrica wird dem namibischen Volk als Retter präsentiert, aber wir haben solche Investitionen schon öfter beobachtet.“ Er wies auf die gescheiterte Autoproduktion (Chevrolet) sowie die Textilfabrik Ramatex, die durch giftige Abwasser langfristige Schäden am Wasser des Goreangab Dammes verursacht hatte: „Gesundheitsrisiken wurden ignoriert und Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten.“
„Es ist schwer nachzuvollziehen, warum eine Petition, die von mindestens 50 Organisationen unterzeichnet wurde, von namibischen Parlamentariern ignoriert wird“, kritisierte Jauch und nahm auch die Medien aufs Korn, die den Aufschrei der Öffentlichkeit missachten würden.
Geologe erlebt Déjà-vu
Der hochqualifizierte Geologe, Matt Totten (Jnr.), ging hart mit ReconAfrica ins Gericht und verglich sie mit vorigen schiefgegangenen Ölexplorationsvorhaben wie die Firma HRT, die im Jahr 2013 für ihre Ölfunde von dem damaligen Premierminister Hage Geingob und dem umstrittenen Geschäftsmanns Knowledge Katti gefeiert worden war. Die neuen Bilder von Craig Steinke im Staatshaus würden denen aus dem Jahr 2013 sehr ähneln.
Totten kritisiert ReconAfricas Ansatz, das Ölvorkommen allein auf historische aeromagnetische Daten zu stützen und damit ein Ölfeld von Milliarden Barrel Öl zu erklären. Die aeromagnetischen Karten hätten größere Chancen im Ovambo-Becken angezeigt, doch sei die dortige Suche in den 60er- und 70-er-Jahren gescheitert: „Wenn es in einem Gebiet mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit letztendlich kein Öl gab, ist die Wahrscheinlichkeit, im Kavango-Becken auf Öl zu stoßen, desto geringer.“
Ihm liege grundsätzlich am Erhalt der knappen Grundwasserressource. Ferner mache die Suche nach Öl keinen Sinn, habe man sich doch mit den USA auf die Entwicklung einer fünf-Gigawatt-Solaranlage geeinigt.
„Eine Dose Bohnen hat mehr Gas“
Mit Bezug auf die wenigen Daten, die ReconAfrica bisher bekanntgegeben hat, staunte Totten über die gefeierten fünf Gaseinheiten einer Probe: „Das läuft auf einen Gehalt von 0,05% Gas bezogen auf die Schlammprobe hinaus. Eine Dose Bohnen hat mehr Gas!“
Die Behauptung, Ölvorkommen identifiziert zu haben, bezweifelt er offen: „Bohrung 6-2 sollte 3800 erreichen und wurde auf 2294 Metern eingestellt. Brunnen 6-1 sollte ebenfalls auf 3800 Meter hinuntergehen und blieb auf 2780 Meter stehen. Kein Quellgestein wird angegeben und der wichtige sogenannte Drill Stem Test fehlt. Dabei hatten sie zuvor angegeben, dass die Ölreserven in Tiefen von bis zu 6000 Metern zu finden sind! Das ergibt dann keinen Sinn.“ Wenn es allerdings Öl gebe, sei das Fracking unumgänglich, da gebe er ReconAfrica Recht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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