Empfindlicher Konsens
Es gibt einen breiten Konsens unter Namibiern, den ein außenstehender Deutscher nicht verstehen kann oder will. Die zum Teil von unterschiedlicher Überlegung und unterschiedlichen Ausgangspunkten abgeleitete Übereinstimmung unter Namibiern besagt, dass koloniale Denkmäler in Namibia, allen voran das Reiterstandbild, im Fortgang der Zeitgeschichte neben neuen Denkmälern, die die Opfer des Unabhängigkeitskampfes würdigen, einen festen Platz hätten.
Dieser Konsens ist spontan und ohne Absprache vorhanden, vergleicht man die Aussage von Pastor Michael Rust von der Evangelischen Stadtmission am Freitag in seiner "Feldpredigt" zum Gedenken der Enthüllung des Reiterstandbilds vor 100 Jahren und die Aussage des Otjiherero-sprachigen Politikers Katuutire Kaura im aktuellen Interview, unter Anderem über die Bedeutung des Reiterdenkmals. Pastor Rust mahnt: "Das Reiterdenkmal darf nicht zu einem Stein des Anstoßes werden sondern soll uns helfen aufeinander zuzugehen und uns daran zu erinnern, was passiert ist, damit so etwas nicht wieder geschehen muss." Katuutire Kaura sagt es ähnlich: "Das Standbild soll dazu mahnen, dass niemand mehr Krieg betreiben soll, das sollen alle namibischen Kinder sehen und daher darf es nicht entfernt werden." Das entspricht auch dem Tenor des Textes, den die ehemalige Reiterinitiative an einem Zusatzstein in direktem Bezug zum Standbild errichten wollte. Die Initiative erhielt zeitweilige Zustimmung (später aber Ablehnung) aus der Regierung sowie genügend materielle Unterstützung unter der Mehrzahl der Deutschsprachigen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, zu dokumentieren, dass es gilt das rein kaiserliche Standbild in den gegenwärtigen Kontext zu holen. Die Initiative hatte ähnliche Breitenwirkung unter den Deutschsprachigen erfahren wie die spontane Unterstützung, die die professionelle Versetzung des Standbilds vom Verkehrszirkel an der Christuskirche zum jetzigen Standort an der Alten Feste möglich gemacht hat, wo es nun im Schatten des überdimensionalen neuen Unabhängigkeitsmuseums in einem total neuen, relativierten Bezug steht.
Das Nebeneinander sowie das historische Hintereinander, das in Namibia vielfach konkret mit Händen zu greifen ist, bleibt bis dato eine Aussage der namibischer Toleranz, die jedoch keine Selbstverständlichkeit ist. Diese Toleranz drückt sich auch in dem eingangs angesprochenen Konsens aus, dass die Geschichte durchaus sichtbar bleiben muss, damit daraus gelernt wird und eine friedliche Zukunft gestaltet werden kann.
Demgegenüber steht eine Denkschule, stehen Historiker und auch Kirchenvertreter, die das anders sehen, da sie stark von den totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts geprägt sind, in denen stets nur das aktuell diktierte Geschichtsbild gelten durfte. Namibia hat aber die Chance, den Wandel der Geschichte mit kritischem Blick auf die Zukunft konstruktiver zu behandeln.
Dieser Konsens ist spontan und ohne Absprache vorhanden, vergleicht man die Aussage von Pastor Michael Rust von der Evangelischen Stadtmission am Freitag in seiner "Feldpredigt" zum Gedenken der Enthüllung des Reiterstandbilds vor 100 Jahren und die Aussage des Otjiherero-sprachigen Politikers Katuutire Kaura im aktuellen Interview, unter Anderem über die Bedeutung des Reiterdenkmals. Pastor Rust mahnt: "Das Reiterdenkmal darf nicht zu einem Stein des Anstoßes werden sondern soll uns helfen aufeinander zuzugehen und uns daran zu erinnern, was passiert ist, damit so etwas nicht wieder geschehen muss." Katuutire Kaura sagt es ähnlich: "Das Standbild soll dazu mahnen, dass niemand mehr Krieg betreiben soll, das sollen alle namibischen Kinder sehen und daher darf es nicht entfernt werden." Das entspricht auch dem Tenor des Textes, den die ehemalige Reiterinitiative an einem Zusatzstein in direktem Bezug zum Standbild errichten wollte. Die Initiative erhielt zeitweilige Zustimmung (später aber Ablehnung) aus der Regierung sowie genügend materielle Unterstützung unter der Mehrzahl der Deutschsprachigen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, zu dokumentieren, dass es gilt das rein kaiserliche Standbild in den gegenwärtigen Kontext zu holen. Die Initiative hatte ähnliche Breitenwirkung unter den Deutschsprachigen erfahren wie die spontane Unterstützung, die die professionelle Versetzung des Standbilds vom Verkehrszirkel an der Christuskirche zum jetzigen Standort an der Alten Feste möglich gemacht hat, wo es nun im Schatten des überdimensionalen neuen Unabhängigkeitsmuseums in einem total neuen, relativierten Bezug steht.
Das Nebeneinander sowie das historische Hintereinander, das in Namibia vielfach konkret mit Händen zu greifen ist, bleibt bis dato eine Aussage der namibischer Toleranz, die jedoch keine Selbstverständlichkeit ist. Diese Toleranz drückt sich auch in dem eingangs angesprochenen Konsens aus, dass die Geschichte durchaus sichtbar bleiben muss, damit daraus gelernt wird und eine friedliche Zukunft gestaltet werden kann.
Demgegenüber steht eine Denkschule, stehen Historiker und auch Kirchenvertreter, die das anders sehen, da sie stark von den totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts geprägt sind, in denen stets nur das aktuell diktierte Geschichtsbild gelten durfte. Namibia hat aber die Chance, den Wandel der Geschichte mit kritischem Blick auf die Zukunft konstruktiver zu behandeln.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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