Loading svg Please wait while we translate the article
Eingeredete Schuldgefühle
Eingeredete Schuldgefühle

Eingeredete Schuldgefühle

Betr.: Ein Wort zur unerträglich gehegten Mär der Benachteiligung
Es wird nach der SWAPO-Machtübernahme bei uns gezielt von „Benachteiligung“ gesprochen und das Wort dazu genutzt, Eigenversagen ungehindert von sich zu weisen, um sich den Anspruch auf immerwährende Versorgung zu sichern. Mir stellt sich aber die Frage, wie weit solche Aussprüche, wie zur „Dome“ Einweihung (Erwin Leuschner berichtete im Kommentar 8.8.18 davon) oder ähnlichen Anlässen, hilfreich sind.

Ein Blick in die Menschheitsgeschichte zeigt schnell wie kulturell weiterentwickelte Europäer und Asiaten ganze Weltreiche durch Handel, mit Eroberung und Vasallentum gegründet haben. Deren geistig wie technisch zurückgebliebenen Völkern ging es in keiner Weise besser als Afrikanern, die nach Ende des 2. Weltkrieges wegen sogenannter Rassendiskriminierung und Ausbeutung gegen ihre europäischen Kolonialherren in den Aufstand traten. Das konnten sie übrigens allein deswegen tun, weil ein paar von ihnen europäische Förderungen genossen hatten. Afrika von Europäern geleitet, stände heute Asien in Nichts nach.

Hatten denn die Afrikaner keine Talente, ihrerseits Kolonialisierung, d. h. Inbesitznahme fremden Territoriums, mit Gründung eigener Handelsstationen für den wachsenden Konsumgüterverbrauch bei sich in Angriff zu nehmen? Ihr Konsumanspruch war niedriger – und heute? Einsatz zur Arbeit ist in der Trägheit unter der afrikanischen Sonne Jahrtausende lang liegengeblieben, während Portugiesen im 15. Jahrhundert bereits mit Hochseeseglern Entwicklung betrieben und die ersten Sklaven im Königreich Kongo (Luanda) für ihren Zuckeranbau auf Sao Tome verfrachteten. Nicht nur das: Im Lissabon des 16. Jhd. wohnten 10% Afrikaner noch vor Amerikas Vermischung. Was Schwarzafrika in jeder Diskussion um Gerechtigkeit vergessen hat, ist: Dem wer hat, wird gegeben werden; aber dem, wer nicht hat, wird noch das genommen werden, was er hat.

Was Namibia betrifft, hat sich die Mehrheit mit einseitiger Schuldzuweisung durch einen institutionalisierten Mythos der Benachteiligung durch fremde Mächte kritiklos eingerichtet und fordert Rechenschaft für sogenannte Unterdrückung. Weil dieses eingeredete Schuldgefühl in einer von Menschenrechten und Humanismus geblendeten Welt auf fruchtbaren Boden fällt, fließen die Entwicklungsgelder ohne Ende. Für eine Rebellenbewegung, die heute im Land die Regierung stellt, ist es undenkbar einen Satz, wie „Ich bin erfreut, daß ehemalige Bevorzugte in Namibia investieren“ (Geingob), sein zu lassen; es würde das Ziel ihres Kampfes um sogenannte Freiheit und damit ihren Anspruch auf Macht in Frage stellen. Wie weit ist eine ideologische Phrase hilfreich, wenn „Disadvanged“-sein gebetsmühlenhaft, selbstbestätigend zur Lebensgrundlage wird? Sie hilft niemandem. Am wenigsten Namibia. Investoren investieren aus Beutementalität und nichts anderem. Der Glaube, unterdrückt gewesen zu sein, nährt unersättliche Bettlermentalität, die Selbstbereicherung an fremdem Eigentum, wie staatlichen Töpfen, die Zuteilung von staatlichen Posten trotz fehlender Qualifikation und die Forderung nach Nicht-Selbsterwirtschaftetem. Die ausbleibende Beendigung der Verschwendung in staatlichen Betrieben, die Haushaltsschuldenzunahme seit zehn Jahren um 714%, das Urteil internationaler Agenturen zur Wirtschaft, der Schlettwein 2020/21 einen Schuldenberg von 99 Milliarden zumutet, zeigen die vertanen Chancen der Regierung dieses Volkes. Ihre manische Selbstbemitleidung ist die eigentliche existierende, selbst produzierte Benachteiligung. Die Ärmel hochkrempeln, sich bislang eigener ungenutzter Fähigkeiten besinnen, beharrliche Lernwilligkeit und Güterproduktion auf dem Weltmarkt hilft, aus Ausbeutung herauszukommen und Sklaverei abzustreifen.

Bernd Seefeldt, Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-29

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen