Eine Stammsukkulente wird zum Hoffnungsträger für Namibia
Sie ist klein, unauffällig und stachlig, könnte aber zu einer bedeutenden Einnahmequelle für Namibia werden: Die Hoodia-Pflanze die vor allem hierzulande und in Südafrika, aber vereinzelt auch in Botswana und Angola vorkommt.
Das Gewächs ist durch seine appetithemmenden Inhaltsstoffe inzwischen weltweit ebenso bekannt wie begehrt und soll den Wirkstoff zu einem Diät-Medikament liefern, dem Experten ein ähnliches Profitpotential voraussagen, wie dem Potenzmittel Viagra. Das geplante Schlankheitsmittel, das bereits vor seiner Fertigstellung zum großen Hoffnungsträger für Übergewichtige in aller Welt geworden ist, könnte bereits in zwei Jahren auf dem Markt sein.
"Es steht bisher nicht fest, wie viele der rund zehn Hoodia-Arten in Namibia die appetitzügelnden Substanzen enthalten", sagt Ben Bennett, der als Projektbeteiligter im Landwirtschaftsministerium an der wissenschaftlichen Forschung über und Vorbereitung von einer eventuellen Vermarktung dieser einzigartigen Pflanze mitwirkt. Bisher sei der Wirkstoff in drei Hoodia-Arten nachgewiesen, vom südafrikanischen Rat für Wissenschaftliche und Industrielle Forschung (CSIR) patentiert und dem Pharmaunternehmen Phytopharm zu weiteren Forschung übertragen worden, die das Molekül unter dem Namen P57 registriert habe.
"Bei der Gattung Hoodia die fälschlicher Weise oft als Kaktus bezeichnet wird aber eigentlich eine Stammsukkulente ist, handelt es sich um eine geschützte Pflanze, die nicht ohne Genehmigung des Ministeriums für Umwelt und Tourismus gesammelt, ausgegraben, kultiviert, verkauft oder exportiert werden darf", betont Bennett. Dieses Verbot begündet er damit, dass die Sukkulente besonders selten und anfällig ist, weshalb sie praktisch über Nacht ausgerottet werden könnte, wenn sie nicht nachhaltig genutzt werden sollte.
"Ich erhalte fast täglich Anrufe von Privatpersonen und Unternehmen im Ausland, die mir mitunter tausende Dollar für Hoodiapflanzen oder -extrakte anbieten", erklärt Bennett. Damit liefert er auch gleichzeitig den Grund dafür, warum sein Ministerium derart besorgt über den hiesigen Hoodia-Bestand ist, der nach seiner Berechnung etwa 70 Prozent aller natürlich vorkommenden Exemplare dieser Gattung ausmacht.
Der weltweit unter Fettleibigen bestehende Wunsch nach einer raschen Gewichtsabnahme, den sich Übergewichtige selbst unter großem finanziellen Aufwand erfüllen wollen, weckt Aussicht auf schnelle Profite und damit Begehrlichkeiten. "Wir haben die Befürchtung, dass die Hoodia-Pflanze in Namibia von unbefugten Personen illegal ausgegraben und exportiert werden könnte, sobald sich ihre Wirkung hierzulande rumgesprochen hat", gibt Bennett zu bedenken.
Eine themenbezogene Suche im Internet zeigt, wie berechtigt diese Befürchtung ist. Hunderte von Anfragen für Hoodiapflanzen, -saat oder -keimlinge werden aus allen Ländern der Welt ins Netz gestellt und zum Teil beachtliche Summen für die begehrte Ware geboten. Angesichts dieser großen Nachfrage ist das Ministerium bestrebt, frühzeitig eine nachhaltige Nutzung der Pflanzen zu gewährleisten und einem möglichen Raubbau vorzubeugen.
"Selbst wenn Phytopharm beschließen sollte, den Wirkstoff P57 chemisch zu imitieren und dann als Medikament zu reproduzieren, wird dennoch ein großer Bedarf für das natürliche Pflanzenextrakt bestehen bleiben, weil viele Menschen Bioprodukte den künstlichen Arzneimitteln vorziehen", sagt Bennett. Diesen Sachverhalt will sich das Ministerium zu Nutze machen und Namibia schon vor der Fertigstellung des geplanten Diät-Medikaments als Lieferant von Hoodia-Produkten positionieren.
"Dabei müssen wir sehr vorsichtig vorgehen und unbedingt den Eindruck vermeiden, dass hierzulande ein Kahlschlag der seltenen Pflanzen erfolgt", betont Bennett. Den Grund dafür erläutert er mit einer Annalogie aus der Fischerei. Hier habe der Bedarf an Tunfisch schlagartig nachgelassen, nachdem bekannt wurde, dass bei deren Fang häufig auch Delphine in die Netze geraten und dort qualvoll verenden.
"Wenn man international einmal den Ruf hat, im Intereresse der Profitmaximierung Raubbau an der Natur zu betreiben, werden Konsumenten schlagartig den Kauf von Produkten einstellen, deren Herstellung scheinbar auf Kosten der Umwelt erfolgt", erläutert Bennett. Vor diesem Hintergrund sei Namibia dringend zu einer nachhaltigen Nutzung der bereits als "Wunderpflanze" bekannt gewordenen Hoodia angehalten.
Ein entsprechend schonender Umgang mit den Sukkulenten ist Bennett zufolge auch deshalb geboten, weil bisher nicht wissenschaftlich erwiesen sei, wie hoch das Nutzungspotential des stacheligen Gewächses ist. "Nach den neusten Erkenntnissen der bisherigen Forschung scheint ein Hoodia-Gewächs die Entnahme von etwa 30 Prozent ihres pflanzlichen Materials zu verkraften - wie wissen aber nicht genau wie lange sie zur Regenerierung braucht, wenn ihr beispielsweise ein Trieb abgenommen wird", sagt Bennett.
Damit spricht er den Bereich der Forschung an, der bei der in England stationierten Firma Phytopharm schon weit fortgeschritten ist. Hier wurden bereits die ersten Tests von P57 durchgeführt, die erstaunliche Resultate erbracht haben. Bei klinischen Versuchen mit menschlichen Probanten wurden neun Teilnehmern der P57-Wirkstoff und neun weiteren ein Plazebo verabreicht.
Nach nur 13 Tagen nahmen die Probanten, denen der P57-Wirkstoff verabreicht wurde nur noch knapp die Hälfte ihrer üblichen Kalorienmenge auf, obwohl sie so viel essen durften wie sie wollten. Im Gegensatz zu den Versuchs-Teilnehmern die das Plazebo schluckten und ihre gewohnte Nahrungsmittelmenge aßen, reduzierte sich die Kalorienaufnahme der neun anderen Probanten auf knapp 2200 Kalorien am Tag und damit auch rapide ihr Gewicht.
Dieser Umstand macht für Bennett das besondere des Hoodia-Moleküls aus. "Die meisten herkömmlichen Diät-Kapseln beschleunigen den Methabolismus und erhöhen damit häufig auch die Nahrungsaufnahme", erklärt er. P57 hingegen sei das einzige bisher bekannte Mittel, dass ohne bisher bekannte Nebenwirkungen ein Sättigungsgefühl vermittele und damit appetithemmend wirke.
Diese Eigenschaft birgt Bennet zufolge das Potential für Milliardengewinne. "Allein in Amerika, wo jüngsten Studien zufolge bereits ein hoher Anteil der Jugend auf Grund von Bewegungsmangel und schlechter Ernährung übergewichtig ist, lässt sich nach meiner Einschätzung mit einem Hoodia-Mittel etwa 1,7 Milliarden Dollar im Jahr umsetzten", ist er sich sicher.
Von diesen Einnahmen sollen auch die San profitieren, die als Entdecker der appetithemmenden Wirkung der Hoodia-Pflanzen betrachtet werden. Auf ihren Jagd-Wanderungen haben sie bereits seit vielen hundert Jahren von der Sukkulente gegessen, um ihren Hunger und Durst zu unterdrücken.
Damit gelten die Buschleute zu Recht als "Entdecker" von P57 und sollen entsprechend an den Profiten beteiligt werden, die Phythopharm bzw. ein bisher nicht feststehender Vermarktungspartner durch den Verkauf einer möglichen Diät-Tablette machen werden.
Aber nicht nur die San (siehe Geschichte auf Seite 1) sondern auch die Einwohner der kargen, ländlichen Gebiete Namibias, in denen die Hoodia bevorzugt vorkommt, sollen von deren einzigartiger Eigenschaft profitieren. "Wir möchten die Bewohner dieser Gebiete dabei unterstützen, durch den Verkauf von Hoodia-Produkten ein Einkommen zu erwirtschaften", sagt Steve Carr, der beim biologischen Landesamt verbunden ist.
Hier werden seit einiger Zeit mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union Setzlinge der Hoodia aufgezogen, die nach dem bisherigen Stand der Planung später in den Gegenden ausgepflanzt werden sollen, die auf Grund ihrer geologischen und klimatischen Bedingungen von der Hoodia-Gattung bevorzugt werden.
Carr zufolge könnten die Bewohner jener Trockengebiete, in denen die Hoodia natürlich vorkommt, die sich auf Grund ihres unfruchtbaren Bodens und geringen Niederschlags jedoch nicht für Viehzucht oder Ackerbau eignen, durch die geplante Nutzung der Stammsukkulenten erstmals eine konkrete Zukunftsperspektive erlangen.
Ob dieser Traum in Erfüllung geht und eine Züchtung der Pflanze in großem Umfang möglich ist, steht bisher nicht fest. "Die sensible Hoodia verträgt nicht viel Wasser und ist anfällig gegen Pilzbefall", sagt Carr. Angesichts der begrenzten Erfahrungswerte die bisher gesammelt worden seien, könne er folglich noch keine Prognose darüber machen, ob sich das Gewächs in großem Umfang kultivieren lässt.
Sollte sich herausstellen, dass dies tatsächlich möglich ist, kann Namibia nach Einschätzung von Bennett einen besonders lukrativen Markt erschließen. "Es besteht kein Grund dafür, warum wir nicht in der Lage seien sollten, ähnlich wie bei der Teufelskralle auch die Hoodia-Pflanze soweit zu verarbeiten, dass wir deren Fruchtfleisch selbst ernten, trocknen, reinigen und in verpackter Form exportieren können", glaubt er.
Gleichzeitig schränkt er jedoch ein, Namibia werde kaum ein Medikament aus der Hoodia entwickeln und damit in den Bereich vorstoßen können, in dem sich das große Geld machen lässt. "Der Vorwurf der Biopiraterie, nach dem sich internationale Pharmakonzerne an dem überlieferten Wissen der San vergreifen und eine seltene Pflanze die in Industriestaaten nicht vorkommt, zu ihren Gunsten ausbeuten, ist nur bedingt zutreffend", betont er.
Bennett zufolge setzt die Entwicklung eines Arzneimittels abgesehen von der erforderlichen Expertise auch Investitionen in Höhe von hunderten Millionen Dollar voraus, was die begrenzten Möglichkeiten Namibias weit übersteige.
"Ein Pharmakonzern wie Pfizer, der ursprünglich die Vermarktung der geplanten Diät-Tablette übernehmen wollte, sich inzwischen aber auf Grund von Konsolidierungsmaßnahmen aus dem Projekt zurückgezogen hat, verfügt über einen jährlichen Umsatz, der den Staatshaushalt Namibias bei weitem übersteigt", macht Bennett die Kräfteverhältnisse deutlich. Vor diesem Hintergrund sei es für Namibia nicht ratsam, vor Gericht über Patentrechte einer Pflanze zu streiten, deren volles Potential das Land ohnehin nicht ausschöpfen könnte. Vielmehr solle die hiesige Regierung versuchen, eine Niesche in dem Markt zu erschließen, der durch die geplante Vermarktung einer auf P57 basierenden Diät-Tablette eröffnet werde könnte.
Die Euphorie, die der Wirkstoff P57 bereits ausgelöst hat, dämpft Bennet mit dem Hinweis darauf, dass ein wirksames Präparat "wahrscheinlich frühestens in zwei Jahren" auf dem Markt sein werde. Dementsprechend sei auch fraglich, ob die bereits angebotenen Produkte tatsächlich den Hoodia-Wirkstoff enthalten und damit auch die versprochene Diät-Wirkung hätten.
"Personen, in deren Steingarten eine Hoodia wächst und die dafür keine entsprechende Genehmigung haben, müssen nicht zwangsläufig eine juristische Verfolgung fürchten", erklärt Bennett abschließend. Solange die Pflanze nicht verkauft werde sondern aus ästethischen Gründen im Garten wachse, sei dies "in Ordnung".
Gleichzeitig rät Bennett dem Laien auch ab, die Wirkung der Hoodia im Selbstversuch zu testen, weil "sich viele Sukkulenten sehr ähnlich sehen und eine Vielzahl von ihnen ausgesprochen giftig ist".
Das Gewächs ist durch seine appetithemmenden Inhaltsstoffe inzwischen weltweit ebenso bekannt wie begehrt und soll den Wirkstoff zu einem Diät-Medikament liefern, dem Experten ein ähnliches Profitpotential voraussagen, wie dem Potenzmittel Viagra. Das geplante Schlankheitsmittel, das bereits vor seiner Fertigstellung zum großen Hoffnungsträger für Übergewichtige in aller Welt geworden ist, könnte bereits in zwei Jahren auf dem Markt sein.
"Es steht bisher nicht fest, wie viele der rund zehn Hoodia-Arten in Namibia die appetitzügelnden Substanzen enthalten", sagt Ben Bennett, der als Projektbeteiligter im Landwirtschaftsministerium an der wissenschaftlichen Forschung über und Vorbereitung von einer eventuellen Vermarktung dieser einzigartigen Pflanze mitwirkt. Bisher sei der Wirkstoff in drei Hoodia-Arten nachgewiesen, vom südafrikanischen Rat für Wissenschaftliche und Industrielle Forschung (CSIR) patentiert und dem Pharmaunternehmen Phytopharm zu weiteren Forschung übertragen worden, die das Molekül unter dem Namen P57 registriert habe.
"Bei der Gattung Hoodia die fälschlicher Weise oft als Kaktus bezeichnet wird aber eigentlich eine Stammsukkulente ist, handelt es sich um eine geschützte Pflanze, die nicht ohne Genehmigung des Ministeriums für Umwelt und Tourismus gesammelt, ausgegraben, kultiviert, verkauft oder exportiert werden darf", betont Bennett. Dieses Verbot begündet er damit, dass die Sukkulente besonders selten und anfällig ist, weshalb sie praktisch über Nacht ausgerottet werden könnte, wenn sie nicht nachhaltig genutzt werden sollte.
"Ich erhalte fast täglich Anrufe von Privatpersonen und Unternehmen im Ausland, die mir mitunter tausende Dollar für Hoodiapflanzen oder -extrakte anbieten", erklärt Bennett. Damit liefert er auch gleichzeitig den Grund dafür, warum sein Ministerium derart besorgt über den hiesigen Hoodia-Bestand ist, der nach seiner Berechnung etwa 70 Prozent aller natürlich vorkommenden Exemplare dieser Gattung ausmacht.
Der weltweit unter Fettleibigen bestehende Wunsch nach einer raschen Gewichtsabnahme, den sich Übergewichtige selbst unter großem finanziellen Aufwand erfüllen wollen, weckt Aussicht auf schnelle Profite und damit Begehrlichkeiten. "Wir haben die Befürchtung, dass die Hoodia-Pflanze in Namibia von unbefugten Personen illegal ausgegraben und exportiert werden könnte, sobald sich ihre Wirkung hierzulande rumgesprochen hat", gibt Bennett zu bedenken.
Eine themenbezogene Suche im Internet zeigt, wie berechtigt diese Befürchtung ist. Hunderte von Anfragen für Hoodiapflanzen, -saat oder -keimlinge werden aus allen Ländern der Welt ins Netz gestellt und zum Teil beachtliche Summen für die begehrte Ware geboten. Angesichts dieser großen Nachfrage ist das Ministerium bestrebt, frühzeitig eine nachhaltige Nutzung der Pflanzen zu gewährleisten und einem möglichen Raubbau vorzubeugen.
"Selbst wenn Phytopharm beschließen sollte, den Wirkstoff P57 chemisch zu imitieren und dann als Medikament zu reproduzieren, wird dennoch ein großer Bedarf für das natürliche Pflanzenextrakt bestehen bleiben, weil viele Menschen Bioprodukte den künstlichen Arzneimitteln vorziehen", sagt Bennett. Diesen Sachverhalt will sich das Ministerium zu Nutze machen und Namibia schon vor der Fertigstellung des geplanten Diät-Medikaments als Lieferant von Hoodia-Produkten positionieren.
"Dabei müssen wir sehr vorsichtig vorgehen und unbedingt den Eindruck vermeiden, dass hierzulande ein Kahlschlag der seltenen Pflanzen erfolgt", betont Bennett. Den Grund dafür erläutert er mit einer Annalogie aus der Fischerei. Hier habe der Bedarf an Tunfisch schlagartig nachgelassen, nachdem bekannt wurde, dass bei deren Fang häufig auch Delphine in die Netze geraten und dort qualvoll verenden.
"Wenn man international einmal den Ruf hat, im Intereresse der Profitmaximierung Raubbau an der Natur zu betreiben, werden Konsumenten schlagartig den Kauf von Produkten einstellen, deren Herstellung scheinbar auf Kosten der Umwelt erfolgt", erläutert Bennett. Vor diesem Hintergrund sei Namibia dringend zu einer nachhaltigen Nutzung der bereits als "Wunderpflanze" bekannt gewordenen Hoodia angehalten.
Ein entsprechend schonender Umgang mit den Sukkulenten ist Bennett zufolge auch deshalb geboten, weil bisher nicht wissenschaftlich erwiesen sei, wie hoch das Nutzungspotential des stacheligen Gewächses ist. "Nach den neusten Erkenntnissen der bisherigen Forschung scheint ein Hoodia-Gewächs die Entnahme von etwa 30 Prozent ihres pflanzlichen Materials zu verkraften - wie wissen aber nicht genau wie lange sie zur Regenerierung braucht, wenn ihr beispielsweise ein Trieb abgenommen wird", sagt Bennett.
Damit spricht er den Bereich der Forschung an, der bei der in England stationierten Firma Phytopharm schon weit fortgeschritten ist. Hier wurden bereits die ersten Tests von P57 durchgeführt, die erstaunliche Resultate erbracht haben. Bei klinischen Versuchen mit menschlichen Probanten wurden neun Teilnehmern der P57-Wirkstoff und neun weiteren ein Plazebo verabreicht.
Nach nur 13 Tagen nahmen die Probanten, denen der P57-Wirkstoff verabreicht wurde nur noch knapp die Hälfte ihrer üblichen Kalorienmenge auf, obwohl sie so viel essen durften wie sie wollten. Im Gegensatz zu den Versuchs-Teilnehmern die das Plazebo schluckten und ihre gewohnte Nahrungsmittelmenge aßen, reduzierte sich die Kalorienaufnahme der neun anderen Probanten auf knapp 2200 Kalorien am Tag und damit auch rapide ihr Gewicht.
Dieser Umstand macht für Bennett das besondere des Hoodia-Moleküls aus. "Die meisten herkömmlichen Diät-Kapseln beschleunigen den Methabolismus und erhöhen damit häufig auch die Nahrungsaufnahme", erklärt er. P57 hingegen sei das einzige bisher bekannte Mittel, dass ohne bisher bekannte Nebenwirkungen ein Sättigungsgefühl vermittele und damit appetithemmend wirke.
Diese Eigenschaft birgt Bennet zufolge das Potential für Milliardengewinne. "Allein in Amerika, wo jüngsten Studien zufolge bereits ein hoher Anteil der Jugend auf Grund von Bewegungsmangel und schlechter Ernährung übergewichtig ist, lässt sich nach meiner Einschätzung mit einem Hoodia-Mittel etwa 1,7 Milliarden Dollar im Jahr umsetzten", ist er sich sicher.
Von diesen Einnahmen sollen auch die San profitieren, die als Entdecker der appetithemmenden Wirkung der Hoodia-Pflanzen betrachtet werden. Auf ihren Jagd-Wanderungen haben sie bereits seit vielen hundert Jahren von der Sukkulente gegessen, um ihren Hunger und Durst zu unterdrücken.
Damit gelten die Buschleute zu Recht als "Entdecker" von P57 und sollen entsprechend an den Profiten beteiligt werden, die Phythopharm bzw. ein bisher nicht feststehender Vermarktungspartner durch den Verkauf einer möglichen Diät-Tablette machen werden.
Aber nicht nur die San (siehe Geschichte auf Seite 1) sondern auch die Einwohner der kargen, ländlichen Gebiete Namibias, in denen die Hoodia bevorzugt vorkommt, sollen von deren einzigartiger Eigenschaft profitieren. "Wir möchten die Bewohner dieser Gebiete dabei unterstützen, durch den Verkauf von Hoodia-Produkten ein Einkommen zu erwirtschaften", sagt Steve Carr, der beim biologischen Landesamt verbunden ist.
Hier werden seit einiger Zeit mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union Setzlinge der Hoodia aufgezogen, die nach dem bisherigen Stand der Planung später in den Gegenden ausgepflanzt werden sollen, die auf Grund ihrer geologischen und klimatischen Bedingungen von der Hoodia-Gattung bevorzugt werden.
Carr zufolge könnten die Bewohner jener Trockengebiete, in denen die Hoodia natürlich vorkommt, die sich auf Grund ihres unfruchtbaren Bodens und geringen Niederschlags jedoch nicht für Viehzucht oder Ackerbau eignen, durch die geplante Nutzung der Stammsukkulenten erstmals eine konkrete Zukunftsperspektive erlangen.
Ob dieser Traum in Erfüllung geht und eine Züchtung der Pflanze in großem Umfang möglich ist, steht bisher nicht fest. "Die sensible Hoodia verträgt nicht viel Wasser und ist anfällig gegen Pilzbefall", sagt Carr. Angesichts der begrenzten Erfahrungswerte die bisher gesammelt worden seien, könne er folglich noch keine Prognose darüber machen, ob sich das Gewächs in großem Umfang kultivieren lässt.
Sollte sich herausstellen, dass dies tatsächlich möglich ist, kann Namibia nach Einschätzung von Bennett einen besonders lukrativen Markt erschließen. "Es besteht kein Grund dafür, warum wir nicht in der Lage seien sollten, ähnlich wie bei der Teufelskralle auch die Hoodia-Pflanze soweit zu verarbeiten, dass wir deren Fruchtfleisch selbst ernten, trocknen, reinigen und in verpackter Form exportieren können", glaubt er.
Gleichzeitig schränkt er jedoch ein, Namibia werde kaum ein Medikament aus der Hoodia entwickeln und damit in den Bereich vorstoßen können, in dem sich das große Geld machen lässt. "Der Vorwurf der Biopiraterie, nach dem sich internationale Pharmakonzerne an dem überlieferten Wissen der San vergreifen und eine seltene Pflanze die in Industriestaaten nicht vorkommt, zu ihren Gunsten ausbeuten, ist nur bedingt zutreffend", betont er.
Bennett zufolge setzt die Entwicklung eines Arzneimittels abgesehen von der erforderlichen Expertise auch Investitionen in Höhe von hunderten Millionen Dollar voraus, was die begrenzten Möglichkeiten Namibias weit übersteige.
"Ein Pharmakonzern wie Pfizer, der ursprünglich die Vermarktung der geplanten Diät-Tablette übernehmen wollte, sich inzwischen aber auf Grund von Konsolidierungsmaßnahmen aus dem Projekt zurückgezogen hat, verfügt über einen jährlichen Umsatz, der den Staatshaushalt Namibias bei weitem übersteigt", macht Bennett die Kräfteverhältnisse deutlich. Vor diesem Hintergrund sei es für Namibia nicht ratsam, vor Gericht über Patentrechte einer Pflanze zu streiten, deren volles Potential das Land ohnehin nicht ausschöpfen könnte. Vielmehr solle die hiesige Regierung versuchen, eine Niesche in dem Markt zu erschließen, der durch die geplante Vermarktung einer auf P57 basierenden Diät-Tablette eröffnet werde könnte.
Die Euphorie, die der Wirkstoff P57 bereits ausgelöst hat, dämpft Bennet mit dem Hinweis darauf, dass ein wirksames Präparat "wahrscheinlich frühestens in zwei Jahren" auf dem Markt sein werde. Dementsprechend sei auch fraglich, ob die bereits angebotenen Produkte tatsächlich den Hoodia-Wirkstoff enthalten und damit auch die versprochene Diät-Wirkung hätten.
"Personen, in deren Steingarten eine Hoodia wächst und die dafür keine entsprechende Genehmigung haben, müssen nicht zwangsläufig eine juristische Verfolgung fürchten", erklärt Bennett abschließend. Solange die Pflanze nicht verkauft werde sondern aus ästethischen Gründen im Garten wachse, sei dies "in Ordnung".
Gleichzeitig rät Bennett dem Laien auch ab, die Wirkung der Hoodia im Selbstversuch zu testen, weil "sich viele Sukkulenten sehr ähnlich sehen und eine Vielzahl von ihnen ausgesprochen giftig ist".
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Allgemeine Zeitung
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