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Eine Richtung geben

Mit Freude habe ich ihre Glosse zur Rechtschreibreform gelesen und mich spontan dazu entschlossen, nur noch richtig oder falsch zu schreiben. Wer kann mir denn schon sagen, hier in Namibia, was richtiges und gutes Deutsch ist? Es sollte doch eine Aufgabe des deutschen Kulturrats sein, uns über die neuen Rechtschreibregeln zu informieren.

Beim Entwurf der neuen Rechtschreibregeln 1994 waren Berater aus Belgien, Dänemark, Italien (Südtirol), Liechtenstein, Luxemburg, Rumänien und Ungarn beteiligt. Alles Länder, die eine deutsche Minderheit haben und die trotzdem ihre Muttersprache pflegen. Von namibischen Teilnehmern ist nichts bekannt. Sollte vielleicht die deutsche Botschaft Windhuk, die wahrscheinlich weniger Deutschsprachige verwaltet als das deutsche Konsulat in Neuyork, die Verantwortung übernehmen? Eine kleine Broschüre herausgeben, die uns die wichtigsten Regeländerungen vorstellt? Immerhin wäre es ja im Interesse der Botschaft, dass Eingaben klar verständlich formuliert und geschrieben werden. Zeitgleich können die Diplomaten die neuen Regeln beim Verfassen ihres Nachrufes, laut Runderlass zur einheitlichen Regelung, anwenden.

Die Schriftleitung der Allgemeinen Zeitung sollte auch einen Anspruch auf die Verfügungsgewalt über die deutsche Sprache in Namibia fordern, stellt sie doch das wohl stärkste Standbein deutscher Sprachkultur in Namibia dar und ist an den täglichen Umgang mit der alten und neuen Version gewöhnt. Eine kleine wöchentliche Rubrik wäre da jedoch sehr hilfreich.

Das Thema ist wichtig, das Thema ist aktuell. Viele junge Südwester gehen nach Deutschland, um Arbeit zu finden. Und dafür brauchen sie nun einmal Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung, sie müssen lesen und schreiben können und zwar richtig, den gültigen Regeln entsprechend. Im Grunde genommen geht es ja gar nicht darum, ob die alte oder die neue Rechtschreibung angewandt werden soll, es geht darum, dass uns deutschsprachigen, in Namibia lebenden Menschen eine Richtung gegeben wird.

Kultur ist nicht nur Karneval und Oktoberfest, Kultur ist auch Sprache. Deshalb, ihr deutschen Kulturfunktionäre, regt euch! Klärt die deutschsprachige Bevölkerung auf, sorgt euch um die Jugend und hängt nicht alten Zöpfen hinterher! Zeit hattet ihr genug und trotzdem habt ihr nichts getan. Traurig.



Henri J. Buller

Windhoek

henribuller@yahoo.de

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-29

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