Eine Heldenbestattung mit SWAPO-Kehricht
Eine Heldenbestattung mit SWAPO-Kehricht

Eine Heldenbestattung mit SWAPO-Kehricht

Eberhard Hofmann
Am 14. Und 15. Oktober hat Namibia von der Nationalgestalt Hidipo Hamutenya (HH) Abschied genommen. Am Freitag zur Trauerfeier im Garten am Tintenpalast und am Samstag auf dem Heldenacker vor der Kulisse der Auasberge.

Der Freitagnachmittag war mit Trauerreden und Nachrufen ganz besonderer Art ausgefüllt. Es handelt sich schließlich um eine Befreiungsikone des Struggle, um einen geschassten Minister, um einen Gründer einer – eine Zeitlang wenigstens – führenden Oppositionspartei und schließlich um einen verlorenen, heimkehrenden Sohn der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält. Was für eine Trauerfeier auf Staatsebene für Namibia wohl einmalig sein dürfte, ist die exemplarische Abrechnung, mit der einer der Söhne Hamutenyas die hinterlistigen Widersacher seines Vaters konfrontiert hat, der prominenteste darunter der anwesende Altpräsident, Omupräsidente Osema Shafiishuna Nujoma. Und das inmitten huldvoller und bombastischer Nachrufe, die bei solchem Anlass zur Norm gehören.

Comräd Hamutenya und Omupräsidente III, !Gôahesab Hage Gottfried Geingob wurden – jeder für sich - von einem politischen Schicksalsschlag getroffen, den beide mit tiefem Polit- und Machtgespür sowie mit kennzeichnendem Überlebenswillen gemeistert haben. Beide Male ging es um die Nachfolge-Frage für den Unantastbaren, Osema Nujoma. Selbiger wollte die Nachfolge auf keinen Fall dem Zufall oder etwa einer divergierenden Parteifraktion überlassen. Wir erinnern uns, als eine Geingob-Lobby den !Gôahesab Hage Gottfried kurz nach der Jahrtausendwende zum Kronprinzen aufbauen wollte, um Osemas Nachfolge anzutreten Da hat dieser den gefeierten Kandidaten Geingob mos kurzerhand – nach über zehn Jahren - aus dem damaligen Premiersamt enthoben, um ihm das Ressort Regional- und Kommunalverwaltung aufzubinden. Diese Relegierung und Abstufung hat Hage abgelehnt und is darauf sommer so paar Jahre ins freiwillige Exil gegangen, wiederum in die USA. Dann kam er zurück mit einem Doktortitel, hat ein paar vorsichtige öffentliche Reden – katvoet – gehalten und is dann sachte als Hinterbänkler der Partei, die sich net nich von ihrem Kolonial-Kürzel trennen kann, wieder in die Nationalversammlung eingestiegen. Und bei der internen Parteiwahl zwischen drei Männern zur Bestimmung des Nachfolgekandidaten für Nujoma war Geingob sodann überhaupt kein Faktor und keinerlei Bedrohung für Omushamane Osemas Ängster mehr.

Aber halt! Unter den drei Kandidaten Hifikepunye Pohamba, Nahas Angula und Hidipo Hamutenya - Hamutenya? – war für den Gründungspräsidenten auch nich alles koscher. Auf jeden Fall schien ihm, als hätte Hamutenya in den Augen des Präsidenten die falsche Lobby, die ihn ins höchste Amt der Nation befördern könnte. Also hat Omushamane Osema Shafiishuna den Hidipo, zu dem Zeitpunkt Außenminister, wohlüberlegt kurzerhand gedroppt, hat ihn aus dem Kabinett geskoppt. Für die Präsidentschaftskandidatur war das der Todeskuss, kiss of death, woduch sogleich auch die Lobby Hamutenyas verwarnt war. Hamutenya habe sich in die Interna der Partei eingemischt (er war Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros!) und habe Uneinigkeit ausgelöst, hieß die Begründung nach außen. Nujoma bekam wie gewünscht den willfährigen Hifikepunye, den Einzigartigen, als Nachfolger. Aber die Sache war damit noch nich ausgestanden.

Nach innen war dann der Teufel los. HH wurde als „Imperialist“ betitelt. Bei der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, is das mos ´n bleddy kwaies Fluchwort. Ihm wurden Intrigen unterstellt, Skinderstories in Umlauf gebracht, seine Familie und seine Mitläufer kamen alle in die politische „Dogbox“ als seien sie Volksfeinde. Die Dirty-Tricks-Maschine der Partei, die sich nich von ihrem Kolonialkürzel trennen kann, lief auf Hochtouren, um den HH mit Monokko zu bekleistern.

Mach kein´ Fout. HH wurde auf dem Heldenacker begraben, aber er hat seine Kartoffeln auch nur in Wasser gekocht. Er war lange die Macht und Hand hinter dem Thron. Im Exil war er ein ausschlaggebender Entscheidungsträger für Beschlüsse, welche Parteigenossen in die Erdlöcher von Lubango gesteckt und sonstwo festgesetzt werden sollten und welche solchem Schicksal entkommen durften.

Ein Sohn Hamutenyas hat aus der Partei-Büchse über das Mobbing und Kesselreiben gegen HH reichlich ausgepackt, als er bei der Trauerfeier unter den Nachreden auf seinen Vater an der Reihe war. Es kam zu keinem Eklat, denn am Ende kam Alt-Omupräsidente I, Omushamane Nujoma, noch selbst zu Wort und sprach huldvolle Worte unter Weglassung der Hatzgeschichte. Im Lande der Bravourösen leben wir immer mit Extremen und Widersprüchen. Da gibt es eine beachtliche Toleranzbreite, wie Unvereinbares Seite an Seite existiert. Es lebe die bewährte Meinungsfreiheit!

BU

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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