Ein Schwab', ein Schaffer und leckere Pralinen

Eigentlich ist es ein Wunder, dass Dieter Springer so lange durchgehalten hat. Bei all den Problemen, mit denen er zu Beginn seiner Karriere als Pralinen-Produzent in Windhoek zu kämpfen hatte. Die Pralinen wurden alle von Hand angefertigt, die Arbeit rentierte sich kaum, weil zu wenig verkauft wurde. Denn es war schwer, die eigene Pralinenmarke auf dem Markt bekannt zu machen.
Aber von vorne: Mit 14 Jahren machte Dieter Springer eine Ausbildung zum Konditor und arbeitete anschließend drei Jahre als Geselle. Dann kam seine Chance in Namibia zu arbeiten. Das Strandcafé in Swakopmund suchte einen Konditor und die Palmen und Sonne, die Springer von einer Postkarte aus dem Städtchen kannte, klangen für den damals 19-Jährigen mehr als verlockend. Aus den ursprünglich gedachten ein bis zwei Jahren in Namibia wurde der Rest seines Lebens. Springer arbeitete in Cafés in Swakopmund und Windhoek. Als 24-Jähriger führte er ein Café in Mariental. Sieben Tage die Woche, täglich geöffnet von 7 bis 22 Uhr. "Das wurde einfach zu viel", erinnert sich der gebürtige Stuttgarter, der in Esslingen aufgewachsen ist. Nach einem Jahr hörte er auf. Dafür übernahm er 1958 in Windhoek die Räume eines ehemaligen Pralinenherstellers. "Du kannst das doch", hatten Bekannte ihn ermutigt.
Es gab einen kleinen Kühlschrank, einige Pralinenformen. Das war's. Die Pralinen waren echte Handarbeit, Maschinen gab es keine. "Ein Angestellter hat jede einzelne Praline auf eine Gabel gesteckt und in die Schokolade getaucht", erzählt Dieter Springers Frau Inge, die 20 Jahre in der Fabrik mitgearbeitet - und nebenbei noch drei Kinder "großgemacht" hat, ergänzt ihr Mann lachend.
Die Rohschokolade für die Pralinen kam von Nestle und Cadbury aus Südafrika. "Es hat sehr lange gedauert, einen Kundenkreis aufzubauen", erinnert sich der 76-Jährige. Mund-zu-Mund-Propaganda war der Anfang. Doch das Grundproblem blieb: "In Namibia konnte sich nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung überhaupt Schokolade leisten." Und dann war da noch der Schokoladengeschmack: "Unsere Produkte waren mehr auf den Geschmack der Deutschen abgestimmt und waren etwas bitterer. Die Südafrikaner zum Beispiel mögen es viel süßer."
"Mit meinem Verdienst hätte ich keine Frau ernähren können", sagt Ehemann Springer. 1961 hatte er seine Frau kennengelernt, die im selben Jahr als Krankenschwester aus Stuttgart ins Katholische Hospital nach Windhoek gekommen war. Über Bekannte lernten sich die beiden Süddeutschen kennen. 1963 reichte das Geld dann doch zum Heiraten.
Zurück zur Schokolade: "Es war ein Problem, die Ware frisch und in gutem Zustand an den Mann zu bringen ", sagt Springer. Denn damals gab es noch keine Supermärkte, sondern nur die sogenannten Tante-Emma-Läden. "Die hatten kaum Kühlung und keine Klimaanlagen." Teilweise seien die gefüllten Pralinen bei der Hitze ausgelaufen. Von Windhoek nach Tsumeb war die Schokolade dick verpackt in Holzwolle und Papier drei Wochen mit dem Zug unterwegs. "Wir haben die Schokolade vorher 24 Stunden durchgekühlt." Nur so ging es irgendwie.
Dann kam auch noch ein merkwürdiges Gesetz heraus, das den Springers den Verkauf erschwerte: Es durfte in einem "normalen" Laden nichts verkauft werden, was mehr als zwei Prozent Alkohol enthielt. Die Springers mussten ihre Pralinen deswegen in Spirituosenläden verkaufen. Ein Vorteil hatte das: "Dort wurden sie wenigstens gut gekühlt." Aber sie wurden nicht unbedingt gekauft. "Die ersten drei Jahre habe ich ein paar Mal daran gedacht aufzuhören", erinnert sich Dieter Springer. "Aber am Ende war ich stur und wollte nicht aufgeben." Mit der Zeit liefen Produktion und Verkauf immer besser und "Springer Schokolade" wurde bekannter.
1976 baute er seine erste eigene Fabrik auf. Doch es gab einen herben Rückschlag. "Eine Nacht bevor wir mit der Produktion in den neuen Räumen anfangen wollten, brannte die Firma ab." Zum Glück waren nicht alle Maschinen beschädigt und die vorhergehende Produktionsstätte war noch nicht wieder bezogen. "Wir konnten mit dem, was noch übrig war wieder zurück und auf primitivste Art und Weise weitermachen. Trotzdem hat uns das ganz schön zurückgeworfen." Ein halbes Jahr dauerte es bis alles wieder aufgebaut war. "Aber von da an lief es sehr ordentlich."
Springer verkaufte seine Produkte auch in Südafrika, hatte Agenten vor Ort, um seine Kreationen bekannt zu machen. Die Pralinen lieferte Springer anfangs "zähneknirschend" mit dem Flugzeug in den Süden, später mit Kühllastwagen. "Ein Lastwagen konnte eigentlich 28 Tonnen laden, aber bei sechs Tonnen war er schon voll." Einen großen Deal machte er ab 1980 mit der amerikanischen Handelskette Woolworths, indem er für Südafrika eigene Pralinenkreationen herausbrachte.
Ganz in deutscher Tradition stellte der Konditor auch Weihnachtsmänner und Engel aus Schokolade her. Doch die kamen weder in Namibia noch in Südafrika besonders gut an. Noch weniger Schneemänner, aber es war klar warum: "Man kannte das einfach nicht." Statt Nikoläusen wurden zu Weihnachten eher große Schachteln mit Pralinen verschenkt. Dafür seien aber vor allem die Ostereier und die Osterhasen in verschiedenen Varianten ein richtiger Rennen gewesen, erinnert er sich.
Zu viel Süßes schmeckte ihm auf Dauer auch nicht: "Wenn ich von der Arbeit heimgekommen bin, hab ich erstmal eine saure Gurke gegessen oder ein Schluck Bier getrunken", erzählt Springer schmunzelnd.
Bis 1994 führte Dieter Springer seine Fabrik, dann ging er in den Ruhestand. Bis dahin, sagt seine Frau Ingeborg, "war mein Mann ein richtiger Schwab' und ein Schaffer". Seit 15 Jahren nun bleibt mehr Zeit für Freizeit. "Wir reisen sehr gerne", erzählt der 76-Jährige. Das Ehepaar war zum Beispiel schon in Äthiopien, Mosambik, Botswana, Sambia. Es ging aber auch nach Australien, Neuseeland und Kanada. Außerdem werkeln die beiden gern im Garten. Und jeden Morgen dreht Dieter Springer seine Runden im Swimming-Pool.
Der Ruhestand brachte ihm aber auch viele neue Aufgaben. Was er vorher nebenbei gemacht hatte, wurde plötzlich zur Hauptaufgabe. Zum Beispiel sein Engagement im Vorstand der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) Windhoek, weil seine Kinder dort auf die Schule gingen. Von der DHPS wurde er auch in die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulvereine (AGDS) "geschickt", fast 20 Jahre war er dort Vorsitzender. Schmunzelnd gibt er zu, dass er sich zu vielen Aufgaben habe überreden lassen. Auch als Barmann bei Festen war er mehr als beliebt. "Weil ich billiger den Alkohol besorgen konnte", sagt er lachend. Inzwischen ist er froh, dass er viele der großen Aufgaben abgegeben hat. Doch er wurde auch belohnt. Ende Oktober wurde er zum Ehrenmitglied der AGDS ernannt.
Übrigens vermisst Dieter Springer seine selbst produzierten Schokoladenweihnachtsmänner nicht. "Bei uns gibt es keine Schokolade an Weihnachten. Wir backen unser eigenes Weihnachtsgebäck - zum Beispiel Stollen, Zimtsterne oder Makronen", erzählt der Konditor. "Einen Teil macht meine Frau, den anderen Teil mache ich." Nicht nur in der Ehe, sondern auch in der Küche herrscht bei Springers also "Gewaltenteilung".

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Allgemeine Zeitung 2024-05-19

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