„Ein dreifach kräftiges OSKA!“
Von Lucas Kesselhut, Witvlei
Noch ist es still auf dem Parkplatz an der B6 in Windhoek. Das soll sich aber schnell ändern. Aus der Ferne klingen Töne, die jeder Karnevalsbegeisterte kennt. „Leev Marie, ich bin kein Mann für eine Nacht“, ertönt es in typischem Kölsch aus einem großen Geländewagen. Holger Mentzel, der Präsident des Windhoeker Karneval (WIKA), stimmt sich schon mal auf Witvlei ein. „Wir treffen uns mit anderen Karnevalsbegeisterten hier und fahren gemeinsam in einer Kolonne nach Witvlei, das ist Tradition“, so das WIKA-Oberhaupt.
Mit der Zeit erscheinen immer mehr Autos. Zwei Narren kommen sogar mit ihrer Harley Davidson angefahren. Ein bißchen Smalltalk hier, kräftiges Händeschütteln dort. Dann geht es in der Kolonne in Richtung des 1000-Seelen-Dorfes, das wenigstens für ein Wochenende um mehr als 250 Menschen wachsen wird. Was während der Fahrt nicht fehlen darf? Natürlich die Karnevalsmusik. Egal ob „Su lang die Leechter noch brenne“ oder „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching“ – jedes Lied der diesjährigen Karnevalssaison strömt durch die Lautsprecher der Autos. Als die Kolonne am Hosea-Kutako-Flughafen vorbeifährt, übertönen die Karnevalsbands aus dem Rheinland sogar die startenden Flieger.
Gegen Nachmittag kommt die Gruppe in Witvlei an. Viele andere Narren sind schon längst da und haben ihre Zelte auf dem Platz vor dem Farmerhaus aufgeschlagen. Das Zelten hat hier Tradition. Vor allem, da es im Dorf keine anderen Möglichkeiten zur Übernachtung mehr gibt. Auch die Truppe rund rum Holger Mentzel parkt die Autos (und Motorräder), baut die Zelte auf und sorgt für eine lange Tafel aus Klapptischen. Ein paar Meter weiter fährt ein Mercedes-Bus vor. Auf dem Dach stehen viele junge Leute, die schon mächtig am Feiern sind. Sie werden die „Youngsters“ genannt – die, die jeden OSKA bis zum frühen Morgen durchfeiern.
Doch nicht nur vor dem Farmerhaus herrscht reges Treiben, auch im Innern ist jeder ordentlich am Ackern. Jockel von Marées, OSKA-Präsident bis zu diesem Jahr, steckt voll in den Vorbereitungen. „Ich bin schon einen Tag früher angereist, um hier alles zu managen“, sagt er. Viel zu organisieren gibt es aber nicht mehr. Im Saal sind die Tische schon froschgrün geschmückt, überall liegt Glitzer und von der Decke hängen Münzen und Geldscheine aus Papier, die auf das Motto anspielen. Das lautet dieses Jahr nämlich „Die Kröten geh´n flöten“, unschwer zu erkennen an dem metergroßen Plakat, das an der Bühne angebracht ist. Rechts von der Bühne dampft es aus der Küche. Die Grundlage des OSKA 2016 ist dieses Mal: Wildbraten mit Spätzle und Salat. Langsam wird der Saal immer voller und der Zeltplatz wirkt schon fast wie ausgestorben. Die mehr als 250 Karnevalisten sitzen jetzt nämlich schon ganz hibbelig auf den Bänken und warten darauf, dass der OSKA endlich beginnt.
Pünktlich um 20.11 Uhr geht es dann los. „Ihr lieben Narren seid willkommen in unserem Reich, egal, ob vielleicht als Kröte oder gar als Scheich“, begrüßt Jockel von Marées die Feierwütigen im Saal, bevor es auch schon zum ersten Höhepunkt des Abends geht. Das „alte“ Prinzenpaar übergibt dem neuen Prinzenpaar das Zepter. Mit zwei Bodyguards werden Prinzessin Heike „Die Tierliebende“ (Neuburg) und Prinz Roland „Der Jagdfrosch“ (Matthaei) auf die Bühne geleitet und bekommen vom Prinzenpaar 2014 das Amt übertragen. „Ob aus nah oder fern, hier in Witvlei haben wir Euch alle gern“, spricht „Der Jagdfrosch“ zu den Karnevalisten. Das Publikum hat sich mittlerweile der Lautstärke der Musik angepasst und klatscht und ruft, was das Zeug hält. In der vordersten Reihe feiert auch die Stuttgarterin Sandra Baumeister mit, die extra aus Deutschland angeflogen ist. „Eigentlich mag ich Fasenit, wie es bei uns heißt, gar nicht so. Aber da ich oft wegen Charity-Projekten in Namibia bin und viele Leute hier kenne, wollte ich mir das nicht entgehen lassen“, sagt die Schwäbin.
Das Programm geht indes fröhlich weiter. Funkemariechen, Sechserrat-Vorstellung, Gardetanz und Büttenreden. Der OSKA hält, was er verspricht. Doch auf einmal betreten zwei Frauen im Bademantel die Bühne. Ulla und Anne Pack haben sich ein besonders intimes Thema für ihre Show ausgesucht: Die Duschgewohnheiten von Frauen und Männern. Während die Frau, gespielt von Anne Pack, ihr Gesicht mit „zerkleinerten Aprikosenkernen“ pflegt und sich danach in ein Handtuch (in der Größe eines kleinen Landes) wickelt, macht der Mann es sich einfacher: Die Dusche beendet er schnell und verbringt mehr Zeit damit, nackt durch die Wohnung zu laufen und jedem sein bestes Stück zu zeigen. Jedenfalls sieht das Ulla Pack in der männlichen Rolle so. Die Frauen im Publikum nicken zustimmend, die Männer lachen beschämt in die Runde. Trotzdem ertönt ein „dreifach kräftiges OSKA“ durch den gesamten Saal.
„Hatten wir doch eben was für die Männerherzen und -ohren, wurden diese Vier jetzt, damals extra für euch Frauen geboren“, sagt von Marées und kündigt den Männertanz an. Mysteriös unter Cowboyhüten versteckt, schreiten die Tänzer auf die Bühne. Auf Illuminati folgen dann plötzlich die Chippendales. Uland Pack, Gunnar Wilckens, Gerald Heiser und Roland Matthaei läuten die „heiße Phase“ des Abends ein und strippen. Es dauert nicht lange, bis der erste weibliche Fan Schlüpfer auf die Bühne wirft. Mit nackten Hintern und Cowboy-Hüten hauen die vier Männer vor allem die Frauen von den Bänken. Mindestens genauso viel Applaus bekommen die drei Tenöre, bestehend aus Kallie von Kühne und seinen Söhnen Jörg und Erik, die mit ihrem Auftritt eine Premiere in Namibia hatten.
Aber auch die beste Show findet irgendwann ihr Ende. Nach mehr als drei Stunden heißt es für das Publikum Abschied nehmen. Nicht vom OSKA 2016, denn nach dem Programm ist vor der Party. Sondern von Jockel von Marées als OSKA-Präsidenten. „Wie ihr seht, bin ich vom Nachwuchs umgeben, und die halten den OSKA garantiert am Leben“, sagt er und übergibt sein Amt dem neuen Präsidenten, Jörg von Kühne.
Mit einem neuen Oberhaupt konnte die After-Show-Party dann starten, die übrigens bis zum frühen Morgen ohne Unterbrechung weiterging. Bis das letzte kölsche Wort aus den Lautsprechern erklang und selbst Helene Fischer (vom Band) langsam der Atem ausging. Sonntagmittag um 13 Uhr konnte dann auch der scheidende Präsident glücklich in Richtung Windhoek fahren. „Der OSKA ist in sehr guten Händen, das macht ihn so besonders“, resümiert er erleichtert und freut sich auf den nächsten OSKA in zwei Jahren. Dann, wenn aufs Neue das „dreifach kräftige OSKA“ aus dem Saal des Farmerhauses ertönt und jeder weiß: Die Narren sind wieder los!
Noch ist es still auf dem Parkplatz an der B6 in Windhoek. Das soll sich aber schnell ändern. Aus der Ferne klingen Töne, die jeder Karnevalsbegeisterte kennt. „Leev Marie, ich bin kein Mann für eine Nacht“, ertönt es in typischem Kölsch aus einem großen Geländewagen. Holger Mentzel, der Präsident des Windhoeker Karneval (WIKA), stimmt sich schon mal auf Witvlei ein. „Wir treffen uns mit anderen Karnevalsbegeisterten hier und fahren gemeinsam in einer Kolonne nach Witvlei, das ist Tradition“, so das WIKA-Oberhaupt.
Mit der Zeit erscheinen immer mehr Autos. Zwei Narren kommen sogar mit ihrer Harley Davidson angefahren. Ein bißchen Smalltalk hier, kräftiges Händeschütteln dort. Dann geht es in der Kolonne in Richtung des 1000-Seelen-Dorfes, das wenigstens für ein Wochenende um mehr als 250 Menschen wachsen wird. Was während der Fahrt nicht fehlen darf? Natürlich die Karnevalsmusik. Egal ob „Su lang die Leechter noch brenne“ oder „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching“ – jedes Lied der diesjährigen Karnevalssaison strömt durch die Lautsprecher der Autos. Als die Kolonne am Hosea-Kutako-Flughafen vorbeifährt, übertönen die Karnevalsbands aus dem Rheinland sogar die startenden Flieger.
Gegen Nachmittag kommt die Gruppe in Witvlei an. Viele andere Narren sind schon längst da und haben ihre Zelte auf dem Platz vor dem Farmerhaus aufgeschlagen. Das Zelten hat hier Tradition. Vor allem, da es im Dorf keine anderen Möglichkeiten zur Übernachtung mehr gibt. Auch die Truppe rund rum Holger Mentzel parkt die Autos (und Motorräder), baut die Zelte auf und sorgt für eine lange Tafel aus Klapptischen. Ein paar Meter weiter fährt ein Mercedes-Bus vor. Auf dem Dach stehen viele junge Leute, die schon mächtig am Feiern sind. Sie werden die „Youngsters“ genannt – die, die jeden OSKA bis zum frühen Morgen durchfeiern.
Doch nicht nur vor dem Farmerhaus herrscht reges Treiben, auch im Innern ist jeder ordentlich am Ackern. Jockel von Marées, OSKA-Präsident bis zu diesem Jahr, steckt voll in den Vorbereitungen. „Ich bin schon einen Tag früher angereist, um hier alles zu managen“, sagt er. Viel zu organisieren gibt es aber nicht mehr. Im Saal sind die Tische schon froschgrün geschmückt, überall liegt Glitzer und von der Decke hängen Münzen und Geldscheine aus Papier, die auf das Motto anspielen. Das lautet dieses Jahr nämlich „Die Kröten geh´n flöten“, unschwer zu erkennen an dem metergroßen Plakat, das an der Bühne angebracht ist. Rechts von der Bühne dampft es aus der Küche. Die Grundlage des OSKA 2016 ist dieses Mal: Wildbraten mit Spätzle und Salat. Langsam wird der Saal immer voller und der Zeltplatz wirkt schon fast wie ausgestorben. Die mehr als 250 Karnevalisten sitzen jetzt nämlich schon ganz hibbelig auf den Bänken und warten darauf, dass der OSKA endlich beginnt.
Pünktlich um 20.11 Uhr geht es dann los. „Ihr lieben Narren seid willkommen in unserem Reich, egal, ob vielleicht als Kröte oder gar als Scheich“, begrüßt Jockel von Marées die Feierwütigen im Saal, bevor es auch schon zum ersten Höhepunkt des Abends geht. Das „alte“ Prinzenpaar übergibt dem neuen Prinzenpaar das Zepter. Mit zwei Bodyguards werden Prinzessin Heike „Die Tierliebende“ (Neuburg) und Prinz Roland „Der Jagdfrosch“ (Matthaei) auf die Bühne geleitet und bekommen vom Prinzenpaar 2014 das Amt übertragen. „Ob aus nah oder fern, hier in Witvlei haben wir Euch alle gern“, spricht „Der Jagdfrosch“ zu den Karnevalisten. Das Publikum hat sich mittlerweile der Lautstärke der Musik angepasst und klatscht und ruft, was das Zeug hält. In der vordersten Reihe feiert auch die Stuttgarterin Sandra Baumeister mit, die extra aus Deutschland angeflogen ist. „Eigentlich mag ich Fasenit, wie es bei uns heißt, gar nicht so. Aber da ich oft wegen Charity-Projekten in Namibia bin und viele Leute hier kenne, wollte ich mir das nicht entgehen lassen“, sagt die Schwäbin.
Das Programm geht indes fröhlich weiter. Funkemariechen, Sechserrat-Vorstellung, Gardetanz und Büttenreden. Der OSKA hält, was er verspricht. Doch auf einmal betreten zwei Frauen im Bademantel die Bühne. Ulla und Anne Pack haben sich ein besonders intimes Thema für ihre Show ausgesucht: Die Duschgewohnheiten von Frauen und Männern. Während die Frau, gespielt von Anne Pack, ihr Gesicht mit „zerkleinerten Aprikosenkernen“ pflegt und sich danach in ein Handtuch (in der Größe eines kleinen Landes) wickelt, macht der Mann es sich einfacher: Die Dusche beendet er schnell und verbringt mehr Zeit damit, nackt durch die Wohnung zu laufen und jedem sein bestes Stück zu zeigen. Jedenfalls sieht das Ulla Pack in der männlichen Rolle so. Die Frauen im Publikum nicken zustimmend, die Männer lachen beschämt in die Runde. Trotzdem ertönt ein „dreifach kräftiges OSKA“ durch den gesamten Saal.
„Hatten wir doch eben was für die Männerherzen und -ohren, wurden diese Vier jetzt, damals extra für euch Frauen geboren“, sagt von Marées und kündigt den Männertanz an. Mysteriös unter Cowboyhüten versteckt, schreiten die Tänzer auf die Bühne. Auf Illuminati folgen dann plötzlich die Chippendales. Uland Pack, Gunnar Wilckens, Gerald Heiser und Roland Matthaei läuten die „heiße Phase“ des Abends ein und strippen. Es dauert nicht lange, bis der erste weibliche Fan Schlüpfer auf die Bühne wirft. Mit nackten Hintern und Cowboy-Hüten hauen die vier Männer vor allem die Frauen von den Bänken. Mindestens genauso viel Applaus bekommen die drei Tenöre, bestehend aus Kallie von Kühne und seinen Söhnen Jörg und Erik, die mit ihrem Auftritt eine Premiere in Namibia hatten.
Aber auch die beste Show findet irgendwann ihr Ende. Nach mehr als drei Stunden heißt es für das Publikum Abschied nehmen. Nicht vom OSKA 2016, denn nach dem Programm ist vor der Party. Sondern von Jockel von Marées als OSKA-Präsidenten. „Wie ihr seht, bin ich vom Nachwuchs umgeben, und die halten den OSKA garantiert am Leben“, sagt er und übergibt sein Amt dem neuen Präsidenten, Jörg von Kühne.
Mit einem neuen Oberhaupt konnte die After-Show-Party dann starten, die übrigens bis zum frühen Morgen ohne Unterbrechung weiterging. Bis das letzte kölsche Wort aus den Lautsprechern erklang und selbst Helene Fischer (vom Band) langsam der Atem ausging. Sonntagmittag um 13 Uhr konnte dann auch der scheidende Präsident glücklich in Richtung Windhoek fahren. „Der OSKA ist in sehr guten Händen, das macht ihn so besonders“, resümiert er erleichtert und freut sich auf den nächsten OSKA in zwei Jahren. Dann, wenn aufs Neue das „dreifach kräftige OSKA“ aus dem Saal des Farmerhauses ertönt und jeder weiß: Die Narren sind wieder los!
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Allgemeine Zeitung
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