Dirndl, Durst und Dauerbrenner
Hopfen, Wasser, Gerstenmalz und Hefe. Das sind die Zutaten aus denen das Bier für die Oktoberfeste in Namibia gebraut wird. Wie das genaue Verhältnis ist, das verrät uns der Braumeister Christian Müller aber nicht. Nur so viel: Das Festbier ist stärker gehopft, als das herkömmliche namibische Bier und hat deswegen einen herberen Geschmack und zusätzlich einen höheren Alkoholgehalt. "Das Festbier ist in Deutschland auch stärker. Daran orientieren wir uns", erklärt Christian Müller. Das Bier auf dem Münchener Oktoberfest hat einen Alkoholgehalt von knapp sieben Prozent. Das namibische Festbier liegt bei fünf Prozent. Und das ist schon ein Prozent mehr, als das Windhoek Draught hat. "Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden. Der Prozentsatz ist auch deswegen niedriger als beim Münchener Oktoberfest, weil es in Namibia ja viel wärmer ist. Die Leute würden uns sonst reihenweise umkippen", sagt Müller.
Das Bier auf dem Oktoberfest kommt vom Fass. Insgesamt wurden 100 Fässer abgefüllt. Das entspricht rund 5000 Liter Bier. Über 3000 Liter sind allein für das Windhoeker Oktoberfest nächste Woche vorgesehen. Das eigens für das Event gebraute Bier wird stilecht in Münchener Maßkrügen serviert. Ein Maßkrug fasst das Volumen einer Maß. Damit waren früher 1,069 Liter gemeint. Heute ist es genau ein Liter. "Wir haben sogar echte Maßkrüge aus Deutschland bestellt. Die kann man an den zwei Festtagen in Windhoek kaufen", erzählt Christin van Vuuren, Einkaufsleiterin in der Namibischen Brauerei. Ein Maßglas als Andenken, ohne Inhalt, gibt es für 75 N$. Das Besondere am Oktoberfest hier im Land sind die kleinen Krüge. Wem das Originalglas nämlich zu schwer ist, der kann auch nach der kleineren Variante greifen, in die immerhin 500 Milliliter passen. Auf allen Gläsern prangt das eigens für dieses Jahr entworfene Oktoberfestlogo.
Zum hellen Festbier gibt es allerhand kulinarische Spezialitäten, wie Deutsche Weißwürste, Obatzda, Schweinebraten, Brezeln und traditionelle Lebkuchenherzen. Alles wird nach bayrischem Vorbild zubereitet oder eigens aus Deutschland importiert. Aber auch lokale Produkte dürfen auf dem Volksfest nicht fehlen. "Wir übernehmen gerne viele Traditionen, aber die müssen auch in unser Land passen", erklärt die Einkaufsleiterin weiter. Wie das Bier im Alkoholgehalt angepasst ist, ist auch alles andere namibischen Verhältnissen entsprechend. "Unser Ziel ist es nicht, so authentisch wie möglich das Münchener Fest zu kopieren, sondern ein Event auf unser Land zuzuschneiden", so van Vuuren.
Aber die Oktoberfestfans in Namibia stehen nun einmal auf viel deutsche Tradition. Darum darf auch die passende Musik nicht fehlen. Auch hierfür haben die Organisatoren dieses Jahr gesorgt. Aus Deutschland reist die Oktoberfestband "Die Kirchdorfer" an. Die 16-köpfige Festkapelle ist in München seit vielen Jahren fester Bestandteil. Christin van Vuuren hofft, dass "Die Kirchdorfer" auch den offiziellen Wiesn-Hit 2011 mitbringen. Jedes Jahr wird in Bayern der Oktoberfesthit des Jahres gekürt. Dieser Wettbewerb gehört in München zum Oktoberfest wie Bier und Brezeln. Einen eigenen offiziellen Hit gibt es hierzulande aber nicht. Da schunkelt man doch lieber zum deutschen Original.
Aber warum kopiert man überhaupt ein deutsches Volksfest? "Viele Namibier sehnen sich nach alten Traditionen, dazu gehört auch Karneval", erklärt Norbert Wurm, Zeremonienmeister des diesjährigen Oktoberfests. Traditionell dürfen auch Dirndl und Lederhose nicht fehlen. Wer in klassischen bayrischen Trachten kommt, wird sogar mit einem Freigetränk belohnt, sagt Wurm weiter. Außerdem wird am Ende der Festtage das Paar mit den schönsten Oktoberfesttrachten gekrönt.
Eine Bierkönigin darf natürlich auch nicht fehlen. Welche Kellnerin die meisten Maßkrüge heben kann, holt den begehrten Titel. Die beiden Gewinnerinnen aus dem letzten Jahr hoben je 14 Bierkrüge. Und auch die Männer können ihre bayrischen Fähigkeiten beim Bierstemmen oder Holzsägen unter Beweis stellen. Getanzt wird natürlich auch. Am liebsten der traditionelle Schuhplattlertanz - einem bayrischen Paartanz im Dreivierteltakt, bei dem man sich rhythmisch zur Musik selbst auf Schenkel, Knie und Fußsohlen "plattelt".
Mit all diesen Traditionen wollen die Organisatoren potenzielle Oktoberfestgänger ködern. Erwartet werden bis zu 2500 Besucher. Das sind fast doppelt so viele, wie letztes Jahr gezählt werden konnten. "Dieses Jahr ist einiges anders", erklärt der Zeremonienmeister. "Es wurden zwei Oktoberfeste zusammengelegt, nämlich das des SKW und das der Brauerei." Stattfinden wird das Volksfest auf dem SKW Gelände. Eingeladen sind alle Oktoberfestfans.
Welche Volksgruppe am meisten Bier trinkt, kann der Braumeister Christian Müller nicht abschätzen. Unterschiede findet er eher in der Ausführung: "Im Genuss liegt die Variation, nicht in der Menge. Die deutschsprachigen Oktoberfestgänger mögen zum Beispiel gerne große Schaumkronen, während die nicht Deutschsprachigen ihr Bier am liebsten ohne Schaum und dafür eiskalt genießen", hat Müller beobachtet und fügt lachend hinzu: "Keine Sorge, jedes Bier ist kalt."
Ein Maß Bier kostet 15 N$. Allerdings kann nicht jeder in den Genuss des extra für das Oktoberfest gebrauten Bieres kommen. Christin van Vuuren erklärt: "Teenager unter 18 Jahren haben zwar begrenzten Zutritt, Alkohol bekommen sie aber nicht ausgeschenkt." Kontrolliert wird die Altersgrenze über Armbänder in verschiedenen Farben, die die Besucher am Eingang ums Handgelenk gelegt bekommen. "Es handelt sich schließlich um ein Volksfest und nicht um ein Bierfest", hält van Vuuren fest.
Am nächsten Freitag wird das erste Fass des Windhoeker Oktoberfests offiziell mit dem Anstich des Holzbierfasses eröffnet. Der sogenannte Fasanstich wurde 1950 in München das erste Mal vom damaligen Oberbürgermeister getätigt. Wer diese ehrenvolle Aufgabe zusammen mit Braumeister Christian Müller in Windhoek übernehmen darf, wird noch nicht verraten.
Annika Rammler
Das Bier auf dem Oktoberfest kommt vom Fass. Insgesamt wurden 100 Fässer abgefüllt. Das entspricht rund 5000 Liter Bier. Über 3000 Liter sind allein für das Windhoeker Oktoberfest nächste Woche vorgesehen. Das eigens für das Event gebraute Bier wird stilecht in Münchener Maßkrügen serviert. Ein Maßkrug fasst das Volumen einer Maß. Damit waren früher 1,069 Liter gemeint. Heute ist es genau ein Liter. "Wir haben sogar echte Maßkrüge aus Deutschland bestellt. Die kann man an den zwei Festtagen in Windhoek kaufen", erzählt Christin van Vuuren, Einkaufsleiterin in der Namibischen Brauerei. Ein Maßglas als Andenken, ohne Inhalt, gibt es für 75 N$. Das Besondere am Oktoberfest hier im Land sind die kleinen Krüge. Wem das Originalglas nämlich zu schwer ist, der kann auch nach der kleineren Variante greifen, in die immerhin 500 Milliliter passen. Auf allen Gläsern prangt das eigens für dieses Jahr entworfene Oktoberfestlogo.
Zum hellen Festbier gibt es allerhand kulinarische Spezialitäten, wie Deutsche Weißwürste, Obatzda, Schweinebraten, Brezeln und traditionelle Lebkuchenherzen. Alles wird nach bayrischem Vorbild zubereitet oder eigens aus Deutschland importiert. Aber auch lokale Produkte dürfen auf dem Volksfest nicht fehlen. "Wir übernehmen gerne viele Traditionen, aber die müssen auch in unser Land passen", erklärt die Einkaufsleiterin weiter. Wie das Bier im Alkoholgehalt angepasst ist, ist auch alles andere namibischen Verhältnissen entsprechend. "Unser Ziel ist es nicht, so authentisch wie möglich das Münchener Fest zu kopieren, sondern ein Event auf unser Land zuzuschneiden", so van Vuuren.
Aber die Oktoberfestfans in Namibia stehen nun einmal auf viel deutsche Tradition. Darum darf auch die passende Musik nicht fehlen. Auch hierfür haben die Organisatoren dieses Jahr gesorgt. Aus Deutschland reist die Oktoberfestband "Die Kirchdorfer" an. Die 16-köpfige Festkapelle ist in München seit vielen Jahren fester Bestandteil. Christin van Vuuren hofft, dass "Die Kirchdorfer" auch den offiziellen Wiesn-Hit 2011 mitbringen. Jedes Jahr wird in Bayern der Oktoberfesthit des Jahres gekürt. Dieser Wettbewerb gehört in München zum Oktoberfest wie Bier und Brezeln. Einen eigenen offiziellen Hit gibt es hierzulande aber nicht. Da schunkelt man doch lieber zum deutschen Original.
Aber warum kopiert man überhaupt ein deutsches Volksfest? "Viele Namibier sehnen sich nach alten Traditionen, dazu gehört auch Karneval", erklärt Norbert Wurm, Zeremonienmeister des diesjährigen Oktoberfests. Traditionell dürfen auch Dirndl und Lederhose nicht fehlen. Wer in klassischen bayrischen Trachten kommt, wird sogar mit einem Freigetränk belohnt, sagt Wurm weiter. Außerdem wird am Ende der Festtage das Paar mit den schönsten Oktoberfesttrachten gekrönt.
Eine Bierkönigin darf natürlich auch nicht fehlen. Welche Kellnerin die meisten Maßkrüge heben kann, holt den begehrten Titel. Die beiden Gewinnerinnen aus dem letzten Jahr hoben je 14 Bierkrüge. Und auch die Männer können ihre bayrischen Fähigkeiten beim Bierstemmen oder Holzsägen unter Beweis stellen. Getanzt wird natürlich auch. Am liebsten der traditionelle Schuhplattlertanz - einem bayrischen Paartanz im Dreivierteltakt, bei dem man sich rhythmisch zur Musik selbst auf Schenkel, Knie und Fußsohlen "plattelt".
Mit all diesen Traditionen wollen die Organisatoren potenzielle Oktoberfestgänger ködern. Erwartet werden bis zu 2500 Besucher. Das sind fast doppelt so viele, wie letztes Jahr gezählt werden konnten. "Dieses Jahr ist einiges anders", erklärt der Zeremonienmeister. "Es wurden zwei Oktoberfeste zusammengelegt, nämlich das des SKW und das der Brauerei." Stattfinden wird das Volksfest auf dem SKW Gelände. Eingeladen sind alle Oktoberfestfans.
Welche Volksgruppe am meisten Bier trinkt, kann der Braumeister Christian Müller nicht abschätzen. Unterschiede findet er eher in der Ausführung: "Im Genuss liegt die Variation, nicht in der Menge. Die deutschsprachigen Oktoberfestgänger mögen zum Beispiel gerne große Schaumkronen, während die nicht Deutschsprachigen ihr Bier am liebsten ohne Schaum und dafür eiskalt genießen", hat Müller beobachtet und fügt lachend hinzu: "Keine Sorge, jedes Bier ist kalt."
Ein Maß Bier kostet 15 N$. Allerdings kann nicht jeder in den Genuss des extra für das Oktoberfest gebrauten Bieres kommen. Christin van Vuuren erklärt: "Teenager unter 18 Jahren haben zwar begrenzten Zutritt, Alkohol bekommen sie aber nicht ausgeschenkt." Kontrolliert wird die Altersgrenze über Armbänder in verschiedenen Farben, die die Besucher am Eingang ums Handgelenk gelegt bekommen. "Es handelt sich schließlich um ein Volksfest und nicht um ein Bierfest", hält van Vuuren fest.
Am nächsten Freitag wird das erste Fass des Windhoeker Oktoberfests offiziell mit dem Anstich des Holzbierfasses eröffnet. Der sogenannte Fasanstich wurde 1950 in München das erste Mal vom damaligen Oberbürgermeister getätigt. Wer diese ehrenvolle Aufgabe zusammen mit Braumeister Christian Müller in Windhoek übernehmen darf, wird noch nicht verraten.
Annika Rammler
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Allgemeine Zeitung
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