"Die Schüler profitieren enorm"

Stimmungsvolle Eröffnung einer Kunst-Ausstellung: Feuertöpfe und Lampions erhellen den Schulhof der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek (DHPS), die Trommel-AG von Stefan Weigel sorgt für die rhythmische Untermalung, Feuerkünstler Jürgen Beyer (elfte Klasse) spuckt Flammen und beeindruckt die Gäste mit einer Feuerjonglage. In der Aula und um die Schule herum sind jede Menge Kunstwerke der Oberstufenschüler der Klassen zehn bis zwölf ausgestellt. "Mit der Ausstellung wollten wir zeigen, was die DHPS im Bereich Kunst und Musik leisten kann", sagt Schuldirektorin Monika Pfänder. Auf Initiative der Fachschaft Kunst sei die Idee entstanden, die Werke der Schüler einmal öffentlich zu präsentieren. "Es wäre wirklich schade gewesen, wenn die Kinder die wundervollen Kunstwerke direkt mit nach Hause genommen hätten, ohne sie vorher der Öffentlichkeit zu zeigen", so die Schulleiterin.Kunst und Musik sind an der DHPS fest im Lehrplan verankert. "Wir sind in Namibia die einzige Schule, bei der diese beiden Fächer zum Pflichtprogramm gehören", erklärt Pfänder. Als Deutsche Auslandsschule richtet sich die DHPS nach deutschen Bildungsrichtlinien. Die sehen die beiden Fächer als Teil eines ganzheitlichen Bildungsangebots vor. "Die Schüler profitieren enorm. In den Bereichen Kunst und Musik kommen gestalterische und kreative Fähigkeiten zum Tragen, die in anderen Fächern weniger gefragt sind", so Pfänder. Die Kreativität werde an der Schule aber über den Unterricht hinaus gefördert. Viele der 45 Arbeitsgemeinschaften hätten einen Bezug zu Kunst und Musik. "Bastelangebote, Radio-AG, Big Band, Trommelkurs und Theater-AG - die Schüler haben viele Möglichkeiten, ihr kreatives Potenzial zu entfalten", sagt Pfänder. Auch für die Lehrer seien die Arbeitsgemeinschaften eine Möglichkeit, Fähigkeiten an Andere weiterzugeben, die über ihr Unterrichtsfach hinausgehen. So unterrichte Trommel-AG-Leiter Stefan Weigel an der DHPS eigentlich Mathe und Physik. Mit der Trommelgruppe zeigte er bei der Ausstellungseröffnung am Montagabend, dass er mehr kann, als mit Zahlen umgehen.

Die Präsentation der Kunstwerke beginnt schon auf dem Schulhof: In den Bäumen hängen kunstvoll aus Weißblech geschnittene Mobile. "Florale Objekte" lautet der Titel des Projekts. In einem Baum hängt ein Rhabarberblatt, rundherum sind kunstvoll Blütenkelche angeordnet - die Lampions und Feuertöpfe werden von dem Blech-Mobile reflektiert. Licht und Schatten erzeugen spannende Effekte. "Die Schüler der zehnten Klasse haben in Gruppen an den Mobiles gearbeitet", sagt Kunstlehrerin Siglinde Haila. "Manchmal sind sie beim Schneiden des zwei Millimeter dünnen Blechs fast verzweifelt, aber die Ergebnisse haben sie dann denke ich selbst davon überzeugt, dass sich die Arbeit gelohnt hat." Auch Schulleiterin Pfänder ist von den Arbeiten beeindruckt: "Die Lichteffekte sind wirklich stimmungsvoll. Wir möchten die Mobiles gerne hängen lassen, damit sie auch über die Ausstellung hinaus den Schulhof verschönern."
In der Aula präsentieren Schüler der 11. Klasse eine ganz andere Form von Kunst: selbst produzierte Musikvideos. Zum Thema "Gegensätze ziehen sich an" haben Kerstin Brandt, Joshua Behrens, Christiane Schuckmann und Nantwin Kuhnmann das Video "Krieg in der Welt" erstellt. Panzer rollen über die Leinwand, Raketen gehen in die Luft, Soldaten marschieren in den Krieg, Häuser brennen, Menschen werden brutal hingerichtet, eine Atombombe explodiert. Die Musik zu den Bildern hat Nantwin Kuhnmann selbst geschrieben. Düster baut sich das Motiv für Saxofon, Klavier, Bass und Schlagzeug auf. Von einem einfachen Thema zu einem dröhnenden Marsch, der zum großen Finale in einer Pop-Hymne endet. Immer wieder rollt ein animierter Hund durch das Video. Die Flagge, die er trägt, ist mal einfach weiß, mal trägt sie Aufschriften wie "Peace" oder "Hope", am Ende ist sie schwarz. "Unser Video endet düster, weil man bei so viel Gewalt und schlechten Dingen in der Welt eigentlich keine Hoffnung haben kann, dass die Menschheit aus ihren Fehlern lernt", sagt Nantwin Kuhnmann."Als wir im Unterricht Filmmusik durchgenommen haben, kamen die Schüler auf die Idee, eigene Videos zu produzieren", sagt Musiklehrer Thomas Jongebloed. Dem Lehrer gefiel die Idee so gut, dass er das Projekt wie eine Klausur wertete. "Die Schüler haben selbstständig an der Musik, an der Dramaturgie und an der filmischen Umsetzung gearbeitet", so Jongebloed. Lediglich bei technischen Herausforderungen, wie Filmschnitt oder Bearbeitung der Musikaufnahmen, habe er die Jugendlichen unterstützt. "Die Schüler haben in dem Projekt eine besondere Kreativität an den Tag gelegt, ihre Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen", findet Jongebloed. Deshalb hat er die Filme auch für zwei deutsche Filmwettbewerbe eingeschickt. Sie gehen ins Rennen um den Jugendfilmpreis des Festivals "Up and Coming" in Hannover und sollen beim Wettbewerb "Kinder zum Olymp" der deutschen Bundesregierung gezeigt werden.

"Das ist eine riesige Ausstellung", findet Hanneliese Kendzia. Die ehemalige DHPS-Schülerin und Tochter des namibischen Malers Dieter Aschenborn eröffnete die Veranstaltung "Mein Vater pflegte zu sagen 'Kunst kommt von Können' und ich finde das kann man hier in der DHPS sehr gut sehen", so Kendzia. Damit Kunst funktioniere, müssten die Künstler Spaß daran haben. Den meisten der rund 70 Ausstellungsstücke der Ausstellung sieht man an, dass die jungen Künstler mit Freude bei der Arbeit waren.

Matthias Mockler