Die Macht der Materialität
Massen drängen sich durch halbgeöffnete Türen, Menschen stützen und schreien um Hilfe, doch ihre Not bleibt ungeachtet. Der Weg wird zum Hindernislauf über die zu Boden gerissenen oder gefallenen Gegenstände, doch das Adrenalin treibt die Scharen voran. Durchhalten, bloß keine Panik kriegen, der letzte Funke Rationalität muss jetzt das Handeln steuern. Denn sonst? Sonst hat man verloren. Nicht etwa den Überlebenskampf bei einem Erdbeben oder einem Feuer, sondern den Kampf gegen die anderen konsumwütigen Einkäufer. Es ist Black Friday.
Der britische Autor Matt Haig hat einmal geschrieben: „Glück ist nicht besonders gut für die Wirtschaft. Wenn wir glücklich sind, warum sollten wir mehr wollen?“ Am Freitag wollten so einige dieses Bisschen mehr. Und manchmal um jedem Preis. Es schien: Je kleiner der monetäre Wert, desto größer die Skrupellosigkeit. So wurde ich Zeuge, wie Schuhe aus der Hand gerissen und wie der Preis des Probeexemplars eines Kosmetikprodukts, der sowieso schon gänzlich reduziert war, noch einmal gedrückt wurde. Und schon vor dem Eintritt in das Einkaufszentrum war ich mir eigentlich nicht mehr sicher, ob ich dieses Experiment wagen wollte – denn die Parkplatzsuche erinnerte mich an das Computerspiel Pacman, bei dem man, wenn man nicht schnell genug ist, von den hinter einem her hechtenden Autos regelrecht aufgefressen wird.
Ob es sich wirklich um unglückliche Menschen im Sinne Haigs handelte, die an diesem Tag der Bezeichnung Shoppingrausch alle Ehre machten, sei dahingestellt. Doch empfehlenswert ist mit Sicherheit dessen weiterer Gedanke der Zufriedenheit mit seiner „unaufgewerteten Existenz.“ Denn mehr Würde hat diese allemal.
Nina Cerezo
Der britische Autor Matt Haig hat einmal geschrieben: „Glück ist nicht besonders gut für die Wirtschaft. Wenn wir glücklich sind, warum sollten wir mehr wollen?“ Am Freitag wollten so einige dieses Bisschen mehr. Und manchmal um jedem Preis. Es schien: Je kleiner der monetäre Wert, desto größer die Skrupellosigkeit. So wurde ich Zeuge, wie Schuhe aus der Hand gerissen und wie der Preis des Probeexemplars eines Kosmetikprodukts, der sowieso schon gänzlich reduziert war, noch einmal gedrückt wurde. Und schon vor dem Eintritt in das Einkaufszentrum war ich mir eigentlich nicht mehr sicher, ob ich dieses Experiment wagen wollte – denn die Parkplatzsuche erinnerte mich an das Computerspiel Pacman, bei dem man, wenn man nicht schnell genug ist, von den hinter einem her hechtenden Autos regelrecht aufgefressen wird.
Ob es sich wirklich um unglückliche Menschen im Sinne Haigs handelte, die an diesem Tag der Bezeichnung Shoppingrausch alle Ehre machten, sei dahingestellt. Doch empfehlenswert ist mit Sicherheit dessen weiterer Gedanke der Zufriedenheit mit seiner „unaufgewerteten Existenz.“ Denn mehr Würde hat diese allemal.
Nina Cerezo
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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