Die Guanoinsel auf Bird Rock (2. Folge)
Das Lebenswerk eines Mannes, der durch Fleiß, Ausdauer und den Glauben an seine Idee endlich zum Erfolg gelangt
GUANO: EIN HOCHWERTIGES NATURPRODUKT
Das Düngemittel Guano – Kapitel 1 (Teil1/2)
Guano ist der getrocknete Mist der Seevogel, der sich über eine längere Zeitspanne hinweg an ihren Nist- und Rastplatzen angesammelt hat. Da er ein besonders hochwertiges organisches Düngemittel ist, wird er auch öfters als „weißes Gold” bezeichnet. Ein altes chilenisches Sprichwort lautet: „Obwohl Guano kein Heiliger ist, kann er Wunder bewirken”.
Guano hat eine lange Geschichte, denn schon die alten Inkas wußten ihn zu nutzen. Sie erkannten, daß die Guanoablagerungen an ihren Küsten, als Dünger in ihrem kargen Boden verwendet, ihnen gute Ernten bringen würden. Sie schätzten ihn so sehr, daß sie jeden, der einen guanospendenden Ganneten tötete, mit dem Tode bestraften. Sie bezeichneten den Vogelmist als „Huanu”, die Spanier nannten ihn später Guano.
Mit dem Untergang des Inkareiches geriet dieser Wirtschaftszweig fast drei Jahrhunderte lang in Vergessenheit. Alexander von Humboldt ließ im 19. Jahrhundert eine Probe der riesigen Guanoberge Perus analysieren, und dieser erwies sich als hervorragendes Düngemittel. Denn schon seit Anfang des 19. Jahr-hunderts suchten die Landwirte Europas nach dem gewissen „etwas”, das ihren ausgelaugten Boden wieder fruchtbar machen konnte. In seinem 1840 erschienenen Buch „Organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikulturchemie und Physiologie” machte der Chemiker Justus von Liebig auf die Notwendigkeit der Stickstoffdüngung aufmerksam. Er beschrieb auch den in Peru gewonnenen Guano als vollendetes Düngemittel, da er 33mal mehr Stickstoff enthielt als gewöhnlicher Stalldünger. So begannen die Engländer wieder mit der Guanogewinnung an den Küsten Amerikas und Afrikas, und es entstand ein regelrechter Guanorausch.
Die Voraussetzungen zur Guanoablagerung sind ein regenarmes Küstengebiet und große Schwärme fischfressender Seevögel. Denn nur ohne Regen kann sich Guano ansammeln und bleibt auch für lange Zeit fast unverändert. Regen laugt den wertvollen Stickstoff aus dem Guano. Weltweit gibt es nur zwei Gebiete, die sich zur Guanogewinnung eignen, nämlich die Küste Südamerikas entlang des Humboldtstromes und die Küste Namibias entlang des Benguelastromes. Diese beiden Regionen verdanken ihre Guanoindustrien den kalten Meeressystemen vor ihren Küsten, da diese für die dort herrschenden, besonderen Naturverhältnisse verantwortlich sind.
So ist der geringe Niederschlag entlang der namibischen Küstenlinie eine Folge der ständig kalten Winde, welche vom Atlantik her landeinwärts wehen. Diese Winde verhindern das Eindringen der regenbringenden warmen Luftmassen aus dem Osten.
Auch der große Fischreichtum und die vielen Seevögel, die davon leben, sind eine Folge des Benguelasystems. In dem Auftriebgebiet der kalten Seeströmung wird fortwährend kaltes Wasser an die Oberflache getrieben, das große Mengen Nährsalze (Phosphate, Nitrate usw.) aus der Tiefe mit sich bringt.
Zusammen mit dem Sonnenlicht lässt das reichhaltige Wasser das Phytoplankton üppig gedeihen. Diese mikroskopischen Pflanzen sind wiederum die Basis der Nahrungskette im Meer.
Aber auch die Natur der Küstenlinie spielt eine große Rolle, da sie den Seevogeln sichere Zufluchtsorte bieten muss. Als Schutz gegen eventuelle Feinde, wie zum Beispiel dem Schakal, suchen sich die Vogel nur vom Wasser umspulte Rast- und Niststätten aus. Oder sie brüten auf unzugänglichen Felsenriffen. Heutzutage werden die Vögel jedoch noch eher von der Menschheit als von den Raubtieren bedroht.
Auf den Küsteninseln Perus und Namibias werden diese Bedingungen voll erfüllt, und daher konnten sich über Jahrtausende hinweg meterhohe Guanolager dort ansammeln.
Die Qualität des Guanos ist von Ort zu Ort verschieden. Als Guano später auf künstlichen Stellagen wie Bird Rock gewonnen wurde, stellte sich heraus, daß dieser Guano von viel besserer Qualität war als jener der natürlichen Inseln Perus, Namibias und Südafrikas. Er ist viel „sauberer” in dem Sinne, dass er keinen Sand oder ähnliche Unreinheiten enthält. Vor allem aber ist der Stickstoffgehalt viel höher.
Bevor Guano auf Bird Rock abgebaut wurde, kannte die Wissenschaft noch keinen Guano, der 15 - 16 % Stickstoff enthält. Der „wilde” Guano Perus enthält 12 - 14 % Stickstoff, während der Guano der hiesigen vorgelagerten Regierungsinseln ungefähr 9 % enthalt. Diese Tatsache ist dem Bretterboden der künstlichen Guanoinsel zuzuschreiben und basiert auf dem Grundsatz, dass Phosphorsäure Stickstoff bindet. Der natürliche Boden (Sand oder Felsen) entzieht dem Guano Phosphorsäure, so dass der Stickstoff nicht mehr so stark gebunden ist und dann in Form von Ammoniakgasen in die Luft entweichen kann. Die Bretter aber werden sofort mit Phosphorsäure getränkt, und somit bleibt der Stickstoff gebunden. Aus diesem Grunde ist auch der Ammoniakgeruch auf Bird Rock nicht so penetrant.
Der Guano auf Bird Rock hat ungefähr die folgende Zusammensetzung: 16 % Stickstoff, 9 % Phosphorsäure und 4 % Kali (Pottasche). Außerdem enthält er eine große Vielfalt an Spuren-elementen und viele Mikroben (Edafon). Diese Mikroben sind Kleinorganismen, welche für die Durchsetzung des Bodens sehr wichtig sind. Da die Sonne die Mikroben zerstört, ist Guano in Südafrika ein begehrtes Düngemittel. Der Guano ist auch sehr trocken; er enthalt etwa 10 - 15 % Feuchtigkeit und hat ein spezifisches Gewicht von 1,1.
Der Stickstoffgehalt des Guanos hängt aber auch von der Art der guanospendenden Seevogel ab. So enthält Pelikanguano weniger Stickstoff als Kormoranguano. In früherer Zeit brüteten mehr Pelikane auf Bird Rock als heutzutage. Manches Jahr kamen sie besonders häufig vor, was sich dann sogleich an der Qualität der Guanoernte bemerkbar machte.
Das Düngemittel Guano – Kapitel 1 (Teil1/2)
Guano ist der getrocknete Mist der Seevogel, der sich über eine längere Zeitspanne hinweg an ihren Nist- und Rastplatzen angesammelt hat. Da er ein besonders hochwertiges organisches Düngemittel ist, wird er auch öfters als „weißes Gold” bezeichnet. Ein altes chilenisches Sprichwort lautet: „Obwohl Guano kein Heiliger ist, kann er Wunder bewirken”.
Guano hat eine lange Geschichte, denn schon die alten Inkas wußten ihn zu nutzen. Sie erkannten, daß die Guanoablagerungen an ihren Küsten, als Dünger in ihrem kargen Boden verwendet, ihnen gute Ernten bringen würden. Sie schätzten ihn so sehr, daß sie jeden, der einen guanospendenden Ganneten tötete, mit dem Tode bestraften. Sie bezeichneten den Vogelmist als „Huanu”, die Spanier nannten ihn später Guano.
Mit dem Untergang des Inkareiches geriet dieser Wirtschaftszweig fast drei Jahrhunderte lang in Vergessenheit. Alexander von Humboldt ließ im 19. Jahrhundert eine Probe der riesigen Guanoberge Perus analysieren, und dieser erwies sich als hervorragendes Düngemittel. Denn schon seit Anfang des 19. Jahr-hunderts suchten die Landwirte Europas nach dem gewissen „etwas”, das ihren ausgelaugten Boden wieder fruchtbar machen konnte. In seinem 1840 erschienenen Buch „Organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikulturchemie und Physiologie” machte der Chemiker Justus von Liebig auf die Notwendigkeit der Stickstoffdüngung aufmerksam. Er beschrieb auch den in Peru gewonnenen Guano als vollendetes Düngemittel, da er 33mal mehr Stickstoff enthielt als gewöhnlicher Stalldünger. So begannen die Engländer wieder mit der Guanogewinnung an den Küsten Amerikas und Afrikas, und es entstand ein regelrechter Guanorausch.
Die Voraussetzungen zur Guanoablagerung sind ein regenarmes Küstengebiet und große Schwärme fischfressender Seevögel. Denn nur ohne Regen kann sich Guano ansammeln und bleibt auch für lange Zeit fast unverändert. Regen laugt den wertvollen Stickstoff aus dem Guano. Weltweit gibt es nur zwei Gebiete, die sich zur Guanogewinnung eignen, nämlich die Küste Südamerikas entlang des Humboldtstromes und die Küste Namibias entlang des Benguelastromes. Diese beiden Regionen verdanken ihre Guanoindustrien den kalten Meeressystemen vor ihren Küsten, da diese für die dort herrschenden, besonderen Naturverhältnisse verantwortlich sind.
So ist der geringe Niederschlag entlang der namibischen Küstenlinie eine Folge der ständig kalten Winde, welche vom Atlantik her landeinwärts wehen. Diese Winde verhindern das Eindringen der regenbringenden warmen Luftmassen aus dem Osten.
Auch der große Fischreichtum und die vielen Seevögel, die davon leben, sind eine Folge des Benguelasystems. In dem Auftriebgebiet der kalten Seeströmung wird fortwährend kaltes Wasser an die Oberflache getrieben, das große Mengen Nährsalze (Phosphate, Nitrate usw.) aus der Tiefe mit sich bringt.
Zusammen mit dem Sonnenlicht lässt das reichhaltige Wasser das Phytoplankton üppig gedeihen. Diese mikroskopischen Pflanzen sind wiederum die Basis der Nahrungskette im Meer.
Aber auch die Natur der Küstenlinie spielt eine große Rolle, da sie den Seevogeln sichere Zufluchtsorte bieten muss. Als Schutz gegen eventuelle Feinde, wie zum Beispiel dem Schakal, suchen sich die Vogel nur vom Wasser umspulte Rast- und Niststätten aus. Oder sie brüten auf unzugänglichen Felsenriffen. Heutzutage werden die Vögel jedoch noch eher von der Menschheit als von den Raubtieren bedroht.
Auf den Küsteninseln Perus und Namibias werden diese Bedingungen voll erfüllt, und daher konnten sich über Jahrtausende hinweg meterhohe Guanolager dort ansammeln.
Die Qualität des Guanos ist von Ort zu Ort verschieden. Als Guano später auf künstlichen Stellagen wie Bird Rock gewonnen wurde, stellte sich heraus, daß dieser Guano von viel besserer Qualität war als jener der natürlichen Inseln Perus, Namibias und Südafrikas. Er ist viel „sauberer” in dem Sinne, dass er keinen Sand oder ähnliche Unreinheiten enthält. Vor allem aber ist der Stickstoffgehalt viel höher.
Bevor Guano auf Bird Rock abgebaut wurde, kannte die Wissenschaft noch keinen Guano, der 15 - 16 % Stickstoff enthält. Der „wilde” Guano Perus enthält 12 - 14 % Stickstoff, während der Guano der hiesigen vorgelagerten Regierungsinseln ungefähr 9 % enthalt. Diese Tatsache ist dem Bretterboden der künstlichen Guanoinsel zuzuschreiben und basiert auf dem Grundsatz, dass Phosphorsäure Stickstoff bindet. Der natürliche Boden (Sand oder Felsen) entzieht dem Guano Phosphorsäure, so dass der Stickstoff nicht mehr so stark gebunden ist und dann in Form von Ammoniakgasen in die Luft entweichen kann. Die Bretter aber werden sofort mit Phosphorsäure getränkt, und somit bleibt der Stickstoff gebunden. Aus diesem Grunde ist auch der Ammoniakgeruch auf Bird Rock nicht so penetrant.
Der Guano auf Bird Rock hat ungefähr die folgende Zusammensetzung: 16 % Stickstoff, 9 % Phosphorsäure und 4 % Kali (Pottasche). Außerdem enthält er eine große Vielfalt an Spuren-elementen und viele Mikroben (Edafon). Diese Mikroben sind Kleinorganismen, welche für die Durchsetzung des Bodens sehr wichtig sind. Da die Sonne die Mikroben zerstört, ist Guano in Südafrika ein begehrtes Düngemittel. Der Guano ist auch sehr trocken; er enthalt etwa 10 - 15 % Feuchtigkeit und hat ein spezifisches Gewicht von 1,1.
Der Stickstoffgehalt des Guanos hängt aber auch von der Art der guanospendenden Seevogel ab. So enthält Pelikanguano weniger Stickstoff als Kormoranguano. In früherer Zeit brüteten mehr Pelikane auf Bird Rock als heutzutage. Manches Jahr kamen sie besonders häufig vor, was sich dann sogleich an der Qualität der Guanoernte bemerkbar machte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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