Die Explosion gebändigt

Wie ein Namibier mit einem Patent weltweit Menschenleben im Bergbau rettet
Stefan Fischer
Von Stefan Fischer, Windhoek

Das Video mit dem Titel „ExploSpot 18/06/2015“ ist gerademal eine Minute lang. Es zeigt eine große Röhre mit Fenstern, ca. 15 Meter in der Länge und 1200 Millimeter im Durchmesser – so steht es auf der Außenwand geschrieben, auf der ebenfalls chinesische Schriftzeichen zu erkennen sind. Das Rohr, das fest auf dem Boden installiert ist, hat eine Öffnung, vor der eine Puppe in Menschengestalt sitzt. Plötzlich schießt explosionsartig Feuer durch die Röhre. Noch bevor die Flammen die Öffnung erreichen, wird die Puppe durch eine gewaltige Druckwelle in Stücke gerissen. Das alles passiert in weniger als einer halben Sekunde, wie die eingeblendete Zeitanzeige verrät. Nur durch die extreme Zeitlupe ist die Bildabfolge zu erkennen.

Dann ein zweites Video. Gleiches Rohr, gleiche Puppe, gleiche Kameraeinstellung. Das Wort „suppressed“ wird eingeblendet. Wieder eine Explosion. Diesmal aber breitet sich das Feuer nur wenige Meter aus, wird dann wie auf wundersame Weise gelöscht. Plötzlich ist nur noch weißer Rauch zu sehen, die Puppe bekommt ein leichtes Lüftchen ab und bleibt völlig unversehrt.

Ein kleiner Film, der für große Aufmerksamkeit sorgt. Denn er zeigt die Wirkung eines Patents, das die Sicherheit im Bergbau regelrecht revolutioniert hat. Unternehmen aus der ganzen Welt nutzen inzwischen diese Technologie, die von einer Firma in Südafrika stammt. Was die Wenigsten wissen: Der Chef der Firma und Entwickler dieses Patents ist Helmut Späth aus Namibia.

Genau genommen war das südafrikanische Militär der Wegbereiter für die Erfindungen und den Werdegang von Späth. Der hatte zunächst in Karibib und später in Windhoek die Schule besucht, wo er an der HPS seinen Abschluss machte. Danach folgten das Studium und der Abschluss als Mechanischer Ingenieur an der Technischen Fachschule in Pretoria.

Späth arbeitete in den 1970er Jahren bei der Behörde Amscor, sein Spezialgebiet war Fahrzeugdesign. So stammt die Vorlage zum militärischen Einsatzfahrzeug „Ratel“ von ihm. Auch am Design des Panzers „Olifant“ war er beteiligt, hatte die Aufsicht für die Produktionslinie. Kreativität und Initiative waren damals unverzichtbar. Denn Südafrika war wegen der Apartheid weltweit isoliert, Boykotte waren an der Tagesordnung. „Wir mussten alles eigenständig machen“, erinnert sich Späth. Eine gute Schule für künftige Herausforderungen.

Zwei Jahrzehnte später war alles vorbei, denn die Geschichte nahm ihren bekannten Lauf: Südafrika wandelte sich, und ausgerechnet das Militär lieferte Späth die zündende Idee zum Einstieg ins Zivilleben und ins Unternehmertum. Denn die militärischen Fahrzeuge hatten ein Explosionsschutzsystem, das der Ingenieur weiterentwickelte. Dafür meldete er 1996 ein internationales Patent an, 1998 gründete er seine eigene Firma mit dem Namen ExploSpot Systems und Sitz in Pretoria. Von dort aus wurden Explosionsschutzsysteme für Bergbaufahrzeuge gebaut und verkauft. Heute unterhält die Firma Niederlassungen in Australien, China, Deutschland und bald auch in Kanada.

Der Erfolg des Patents und des Unternehmens gründet sich auf einem wachsenden Sicherheitsbedürfnis im Bergbau, wie Späth erklärt. Dort wird beim Abbau von Kohle Methan frei. Wenn sich der Bohrer nun unter Tage durch das Gestein frisst, besteht stets die Gefahr des Funkenflugs, der das Gas entzünden und für eine Staubexplosion im Schacht sorgen würde. Wer sich dann in der Nähe befindet, ist chancenlos. „Eine Methanexplosion kann innerhalb von 17 Millisekunden eine Temperatur von 2500 Grad Celsius erreichen, das Feuer breitet sich schneller aus als Schallgeschwindigkeit“, erklärt Späth.

Genau solch ein Horrorszenario verhindert die von dem Unternehmer verfeinerte Technik. Und die funktioniert so: Die Geräte der Firma ExploSpot sind im Bergbau auf der Vorschubmaschine installiert, weitere folgen in Abständen dahinter. Ein optisches Auge erkennt den Funkenflug in einer Millisekunde, leitet einen Befehl an ein Kontrollsystem weiter, wonach sich ein Zylinder öffnet und Löschmittel in Pulverform über ein Sprühsystem freisetzt. Die Explosion ist gelöscht, bevor sie ihre tödliche Wucht entfalten kann. Das alles passiert in einem Sekundenbruchteil, was für das menschliche Auge nur in Zeitlupe nachvollziehbar ist.

Alle Geräte werden am Firmenhauptsitz in Südafrika hergestellt, wo 23 Menschen beschäftigt sind. Käufer finden sich überall in der Welt, vor allem in China, wo viel unter Tage gearbeitet wird und wo es laut Späth durchschnittlich jede Woche zu mindestens einer Gasexplosion kommt; insgesamt rund 12000 Bergleuten lassen dabei pro Jahr ihr Leben. Für deren Angehörige gibt es nicht einmal eine Entschädigung, weiß Späth.

In Südafrika kommt es trotz verbesserter Sicheitsvorkehrungen immerhin noch zu einer Explosion in drei Monaten. Die Statistik spricht für Helmut Späth und seine Arbeit, der zu Recht behaupten kann: „Wir retten Menschenleben und helfen, Stillstand im Betrieb zu vermeiden.“

Die Technik finde auch beim Militär Anwendung, genauer in Panzern. Zum Beispiel in Ägypten, Syrien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Schweiz, zählt Späth auf. Darüber hinaus werde die Technik in Treibstoffdepots, Getreide- und Zucker-Silos sowie Anlagen zur Flüssiggasverarbeitung genutzt.

Für den gebürtigen Namibier hat der Herbst seiner beruflichen Karriere begonnen. Seit einem Jahr zieht er sich schrifttweise zurück, macht Platz für die nächste Generation. Sein Sohn Arend, der ausgebildeter Mechatroniker ist und in Deutschland in der Automobilindustrie arbeitet, bereitet den Umzug nach Südafrika vor und soll das Unternehmen fortan führen. Der Vater blickt auf ein erfülltes Berufsleben mit vielen Erfolgen und Begegnungen zurück. Er nimmt Abschied. Ganz leise. In aller Bescheidenheit.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-04

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