Die beiden ersten Offiziere in Deutsch-Südwestafrika
Im September 1887 waren in der Nähe von Walvis Bay - aber schon auf deutschem Territorium, also außerhalb des britischen Hoheitsgebietes - Goldfunde gemacht worden, die es nach Ansicht des kaiserlich-deutschen Reichskommissars Dr. Heinrich Ernst Göring dringend erforderlich machten, eine eigene Schutztruppe aufzustellen, um die Ordnung auf den Goldfeldern zu gewährleisten. Er reiste deshalb nach Deutschland, wo er die Angelegenheit mit Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck besprach. Dieser lehnte es jedoch ab, Militär in das Schutzgebiet zu entsenden. Er war vielmehr der Ansicht, die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika sollte eine eigene Truppe aufstellen, was dann auch geschah.
Die Rekrutierung
Als deren Chef warb Göring zu Beginn des Jahres 1888 in Deutschland den Leutnant Hans-Ulrich von Quitzow an, außerdem Unteroffizier Arnold Schad (später Kaufmann und Bürgermeister von Swakopmund). In Kapstadt gelang es dem Reichskommissar im April des Jahres noch, Leutnant a. D. Franz Ludwig Freiherr von Steinäcker, der sich gerade dort aufhielt, sowie vier weitere ehemalige deutsche Unteroffiziere zu engagieren.
Am 2. Mai 1888 trafen die zwei Offiziere und die fünf Unteroffiziere in Begleitung Görings in Walvis Bay ein. Zusammen mit zusätzlich 20 angeworbenen Nama- und Bastard-Soldaten wurde diese kleine Truppe, deren Vertrag bis zum 31. März 1889 lief, am Sitz des Reichskommissars in Otjimbingwe stationiert. Dabei handelte es sich um eine reine Privattruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika (DKGSWA). Die beiden Offiziere hatten auch keinerlei Disziplinargewalt gegenüber ihren Soldaten, denn diese stand allein dem Reichskommissar zu.
Moral am Boden
Die Moral der Truppe ließ sehr zu wünschen übrig, und meistens sollen die Söldner betrunken herumgelungert haben. Als die Ovaherero im Oktober 1888 ihre drei Jahre zuvor mit den Deutschen geschlossenen Schutzverträge widerriefen, war die „Gesellschaftstruppe“ nicht einmal in der Lage, den Schutz des Reichskommissars und seiner Beamten zu gewährleisten. Göring zog sich infolgedessen mit seiner Verwaltung ins sichere britische Walvis Bay zurück, wo die Truppe aufgelöst wurde.
Was aber wurde aus den beiden genannten Offizieren, die diese Truppe befehligten? Sie traten nämlich nicht in die im folgenden Jahr (1889) unter Hauptmann Curt von François gebildete „Privattruppe unter staatlicher Führung“ - sie wurde erst 1894 eine „Kaiserliche Schutztruppe - ein, sondern verließen bald das Schutzgebiet Richtung Südafrika, wo sie höchst unterschiedliche Karrieren einschlugen. Auch wenn nur Bruchstücke ihrer Lebensläufe bekannt sind, so zeigen sie doch die Andersartigkeit ihrer Charaktere.
Hans-Ulrich von Quitzow wurde am 18. Februar 1863 in Neustrelitz geboren und war das älteste Kind aus der 1860 geschlossenen Ehe seines gleichnamigen Vaters (1830-1891), eines königlich-preußischen Majors, mit Rosa von Boeckmann. Obwohl aus einer Familie des märkischen Uradels stammend, fehlen Informationen über die ersten Lebensjahre, über Schul- und Militärausbildung, und so taucht sein Name erst wieder mit der Anstellung als Führer der oben erwähnten Schutztruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika (DKGSWA) im Jahre 1888 auf.
Nach deren Auflösung blieb Leutnant von Quitzow zunächst im Dienst der DKGSWA und arbeitete auf der als Versuchsfarm errichteten „Landwirtschaftlichen Station für Wollschafzucht“ in Kubub bei Aus. Als diese 1893 von den Nama unter Hendrik Witbooi angegriffen und zerstört wurde, ging er nach Transvaal, wo er bei der Landesaufnahme eine Tätigkeit als Landvermesser und Kartograph fand. Hier heiratete er auch die am 13. September 1856 geborene Elizabeth Maria Rawdon Atkinson, und aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor.
Im aktiven Kampf
In Pretoria wirkte von Quitzow maßgeblich im „Deutschen Verband“ mit, als dessen Ausschussvorsitzender er 1899 fungierte. Als im selben Jahr der Zweite Burenkrieg ausbrach, wurde er Feldkornett für Pretoria im 400 Mann zählenden Deutschen Korps, das an etlichen Kämpfen in Natal teilnahm.
Doch schon bald zeigten sich Unstimmigkeiten unter den Deutschen, und es kam zu Differenzen mit dem Oberführer des Freikorps, Oberst Adolf Schiel, der von Quitzow durch Kommandant Paul Krantz ersetzte und das Pretoria-Kommando dem Befehl des Buren-Generals Lukas Meyer unterstellte. Ein britischer Kriegsberichterstatter kommentierte später dazu: „Die deutschen Soldaten kämpften wie die Löwen, ihre Anführer benahmen sich wie Schulmädchen.“ Leutnant von Quitzow stellte daraufhin ein eigenes 50 Mann starkes Kommando auf, das an der Front im Oranje-Freistaat kämpfte. Irgendwann nach dem Krieg scheint von Quitzow wieder nach Deutsch-Südwestafrika gekommen zu sein, denn nach den Diamanten-Funden gründete er die „Von Quitzow Diamantgesellschaft“, in der er sich in den Jahren 1908-1909 u. a. als Landvermesser betätigte. Ende 1910 soll er in Keetmanshoop gestorben sein, seine Witwe lebte noch bis 1926.
Der Lebensweg des anderen der beiden Offiziere, die als erste nach Deutsch-Südwestafrika kamen, hätte kaum unterschiedlicher verlaufen können, denn beide standen sich später im Burenkrieg gegenüber. Während von Quitzow nämlich auf der Seite der Buren kämpfte, diente sein ehemaliger Kamerad bei den Briten. Es ist nicht überliefert, ob sich die zwei im Krieg je begegnet sind. Franz Christian Ludwig Freiherr von Steinäcker wurde am 28. September 1854 in Berlin als ältestes Kind des Majors Franz Eduard Friedrich Wilhelm Julius Freiherr von Steinäcker (1816-1897) und seiner ihm 1853 zu Stangenhagen angetrauten Ehefrau, Adelaide Klara Freiin von Thümen (1816-1909), geboren. Nach der Schulausbildung zog es ihn, wie viele Angehörige seiner Familie, zum Militär. Er absolvierte die königlich-preußischen Kadettenanstalten in Wahlstatt (Schlesien) und Berlin und diente von 1871 bis 1879 als Leutnant beim Leib-Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches Nr. 8) in Frankfurt an der Oder.
Anschließend begleitete er den Prinzen Alexander von Battenberg, der von der Nationalversammlung zum Fürsten von Bulgarien gewählt worden war, und führte von 1880 bis 1885 ein Kommando in Plevna. Im Jahre 1881 hatte er die Tochter des Geheimen Oberregierungsrats Kegler aus Berlin geheiratet. 1886 fuhr er im Dienste der Deutsch-Westafrikanischen Kompagnie nach Deutsch-Südwestafrika, wo er in den folgenden beiden Jahren eine Expedition leitete, die das Innere der Kolonie kartographieren sollte, bis er 1888 als zweiter Offizier der Schutztruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika angestellt wurde.
In Südafrika gewirkt
Nach deren Auflösung reiste von Steinäcker Anfang 1889 nach Südafrika und ließ sich zunächst im Pondoland nieder, wechselte ein Jahr später jedoch nach Port Shepstone, wo er sich als Farmer betätigte. Als Wohnung diente ihm ein Haus in der 52 Aitken Street, außerdem fungierte er bald als Vorsitzender der Politischen Vereinigung des Ortes. Am 5. Juni 1897 legte er seinen Eid auf die britische Krone ab, und am 29. Juni des Jahres erhielt er vom Executive Council of Natal offiziell die britische Staatsbürgerschaft zuerkannt.
Er gründete zusammen mit einem Teilhaber ein Unternehmen, das aber bereits zwei Jahre später Insolvenz anmelden musste. Da kurz darauf der Burenkrieg ausbrach, meldete er sich im November 1899 bei den Natal Colonial Scouts, die ihn als Oberfeldwebel (squadron quartermaster-sergeant) einstellten, doch schon im folgenden Monat trat er als Leutnant in die Nachrichtenabteilung (intelligence department) über. 1900 zum Hauptmann befördert, bildete er eine kleine Privattruppe, die in Komatipoort stationiert wurde und Anschläge auf burische Nachschublinien (z.B. die Eisenbahn-Verbindung zur Delagoabucht im Juni 1900) unternahm und dadurch die Versorgung des Gegners nachhaltig beeinträchtigte. Die Briten ernannten ihn deshalb zum Major, und seine berittene Truppe, die jetzt auf 450 Mann anwuchs, erhielt den Namen „Steinaecker's Horse“.
Mit der Army Order 214 vom 7. November 1900 wurde sie offiziell eine Einheit der Britischen Armee. Erst zu Beginn des Jahres 1903, also nach dem Ende des Krieges, erfolgte ihre Auflösung. Von Steinäcker war 1902 noch zum Oberstleutnant ehrenhalber ernannt worden und nahm mit seiner Truppe, die er jetzt als „Permanent Border Unit“ deklarierte, ohne Einladung an der Krönungszeremonie für König Edward VII. in London teil. Dafür kurzzeitig vom Kommando abgelöst, wurde er jedoch nach seiner Rückkehr nach Südafrika wieder reaktiviert und nahm erst 1912 seinen Abschied. Sein 1907 gestelltes Gesuch auf Übernahme als Berufsoffizier in die Britische Armee war abschlägig beschieden worden.
Kein Erfolg als Farmer
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär versuchte er sich erfolglos als Farmer in der Nähe von Bushbuck Ridge (Farm London). Weil er die Pacht für die Jahre 1910-1912 nicht beglichen hatte, erhielt er am 19. Oktober 1911 einen Bescheid, die Farm zu verlassen. Zwar klagte er am 9. Dezember 1911 dagegen vor Gericht, doch bereits vorher, am 14. November des Jahres, war er gerichtlich aufgefordert worden, sich bis spätestens zum 24. Januar 1912 vom Farmgelände zurückzuziehen. Er kam dann zunächst beim Native Commissioner für Graskop unter, doch nach diversen Auseinandersetzungen zwang dessen Ehefrau ihren Mann schließlich, sich von seinem „Gast“ zu trennen. So zog er zu einem früheren Kameraden auf die Farm Champagne im Distrikt Lydenburg. Aber auch mit diesem geriet er bald in Streit.
Nach Beginn des Ersten Weltkrieges verhielt sich Steinäcker, der inzwischen sein Adelsprädikat abgelegt hatte, zunehmend grob und ausfallend gegenüber seinem Gastgeber und beschimpfte ihn immer wieder. Als der Farmer ihn deshalb aufforderte, seine Sachen zu packen und sich eine neue Bleibe zu suchen, beging Steinäcker am 30. April 1917 mit einer Dosis Strychnin Suizid. Die einzigen irdischen Gegenstände, die er hinterließ, waren ein Revolver und ein Notizbuch. Begraben wurde Francis Christian Ludwig Steinaecker, wie er sich in seinen letzten Jahren nannte, auf dem Farmgelände nahe Acornhoek im Lowveld, wo er bis zu seinem Tode gelebt hatte.
Wolfgang Reith, Neuss & Kapstadt
Die Rekrutierung
Als deren Chef warb Göring zu Beginn des Jahres 1888 in Deutschland den Leutnant Hans-Ulrich von Quitzow an, außerdem Unteroffizier Arnold Schad (später Kaufmann und Bürgermeister von Swakopmund). In Kapstadt gelang es dem Reichskommissar im April des Jahres noch, Leutnant a. D. Franz Ludwig Freiherr von Steinäcker, der sich gerade dort aufhielt, sowie vier weitere ehemalige deutsche Unteroffiziere zu engagieren.
Am 2. Mai 1888 trafen die zwei Offiziere und die fünf Unteroffiziere in Begleitung Görings in Walvis Bay ein. Zusammen mit zusätzlich 20 angeworbenen Nama- und Bastard-Soldaten wurde diese kleine Truppe, deren Vertrag bis zum 31. März 1889 lief, am Sitz des Reichskommissars in Otjimbingwe stationiert. Dabei handelte es sich um eine reine Privattruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika (DKGSWA). Die beiden Offiziere hatten auch keinerlei Disziplinargewalt gegenüber ihren Soldaten, denn diese stand allein dem Reichskommissar zu.
Moral am Boden
Die Moral der Truppe ließ sehr zu wünschen übrig, und meistens sollen die Söldner betrunken herumgelungert haben. Als die Ovaherero im Oktober 1888 ihre drei Jahre zuvor mit den Deutschen geschlossenen Schutzverträge widerriefen, war die „Gesellschaftstruppe“ nicht einmal in der Lage, den Schutz des Reichskommissars und seiner Beamten zu gewährleisten. Göring zog sich infolgedessen mit seiner Verwaltung ins sichere britische Walvis Bay zurück, wo die Truppe aufgelöst wurde.
Was aber wurde aus den beiden genannten Offizieren, die diese Truppe befehligten? Sie traten nämlich nicht in die im folgenden Jahr (1889) unter Hauptmann Curt von François gebildete „Privattruppe unter staatlicher Führung“ - sie wurde erst 1894 eine „Kaiserliche Schutztruppe - ein, sondern verließen bald das Schutzgebiet Richtung Südafrika, wo sie höchst unterschiedliche Karrieren einschlugen. Auch wenn nur Bruchstücke ihrer Lebensläufe bekannt sind, so zeigen sie doch die Andersartigkeit ihrer Charaktere.
Hans-Ulrich von Quitzow wurde am 18. Februar 1863 in Neustrelitz geboren und war das älteste Kind aus der 1860 geschlossenen Ehe seines gleichnamigen Vaters (1830-1891), eines königlich-preußischen Majors, mit Rosa von Boeckmann. Obwohl aus einer Familie des märkischen Uradels stammend, fehlen Informationen über die ersten Lebensjahre, über Schul- und Militärausbildung, und so taucht sein Name erst wieder mit der Anstellung als Führer der oben erwähnten Schutztruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika (DKGSWA) im Jahre 1888 auf.
Nach deren Auflösung blieb Leutnant von Quitzow zunächst im Dienst der DKGSWA und arbeitete auf der als Versuchsfarm errichteten „Landwirtschaftlichen Station für Wollschafzucht“ in Kubub bei Aus. Als diese 1893 von den Nama unter Hendrik Witbooi angegriffen und zerstört wurde, ging er nach Transvaal, wo er bei der Landesaufnahme eine Tätigkeit als Landvermesser und Kartograph fand. Hier heiratete er auch die am 13. September 1856 geborene Elizabeth Maria Rawdon Atkinson, und aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor.
Im aktiven Kampf
In Pretoria wirkte von Quitzow maßgeblich im „Deutschen Verband“ mit, als dessen Ausschussvorsitzender er 1899 fungierte. Als im selben Jahr der Zweite Burenkrieg ausbrach, wurde er Feldkornett für Pretoria im 400 Mann zählenden Deutschen Korps, das an etlichen Kämpfen in Natal teilnahm.
Doch schon bald zeigten sich Unstimmigkeiten unter den Deutschen, und es kam zu Differenzen mit dem Oberführer des Freikorps, Oberst Adolf Schiel, der von Quitzow durch Kommandant Paul Krantz ersetzte und das Pretoria-Kommando dem Befehl des Buren-Generals Lukas Meyer unterstellte. Ein britischer Kriegsberichterstatter kommentierte später dazu: „Die deutschen Soldaten kämpften wie die Löwen, ihre Anführer benahmen sich wie Schulmädchen.“ Leutnant von Quitzow stellte daraufhin ein eigenes 50 Mann starkes Kommando auf, das an der Front im Oranje-Freistaat kämpfte. Irgendwann nach dem Krieg scheint von Quitzow wieder nach Deutsch-Südwestafrika gekommen zu sein, denn nach den Diamanten-Funden gründete er die „Von Quitzow Diamantgesellschaft“, in der er sich in den Jahren 1908-1909 u. a. als Landvermesser betätigte. Ende 1910 soll er in Keetmanshoop gestorben sein, seine Witwe lebte noch bis 1926.
Der Lebensweg des anderen der beiden Offiziere, die als erste nach Deutsch-Südwestafrika kamen, hätte kaum unterschiedlicher verlaufen können, denn beide standen sich später im Burenkrieg gegenüber. Während von Quitzow nämlich auf der Seite der Buren kämpfte, diente sein ehemaliger Kamerad bei den Briten. Es ist nicht überliefert, ob sich die zwei im Krieg je begegnet sind. Franz Christian Ludwig Freiherr von Steinäcker wurde am 28. September 1854 in Berlin als ältestes Kind des Majors Franz Eduard Friedrich Wilhelm Julius Freiherr von Steinäcker (1816-1897) und seiner ihm 1853 zu Stangenhagen angetrauten Ehefrau, Adelaide Klara Freiin von Thümen (1816-1909), geboren. Nach der Schulausbildung zog es ihn, wie viele Angehörige seiner Familie, zum Militär. Er absolvierte die königlich-preußischen Kadettenanstalten in Wahlstatt (Schlesien) und Berlin und diente von 1871 bis 1879 als Leutnant beim Leib-Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches Nr. 8) in Frankfurt an der Oder.
Anschließend begleitete er den Prinzen Alexander von Battenberg, der von der Nationalversammlung zum Fürsten von Bulgarien gewählt worden war, und führte von 1880 bis 1885 ein Kommando in Plevna. Im Jahre 1881 hatte er die Tochter des Geheimen Oberregierungsrats Kegler aus Berlin geheiratet. 1886 fuhr er im Dienste der Deutsch-Westafrikanischen Kompagnie nach Deutsch-Südwestafrika, wo er in den folgenden beiden Jahren eine Expedition leitete, die das Innere der Kolonie kartographieren sollte, bis er 1888 als zweiter Offizier der Schutztruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika angestellt wurde.
In Südafrika gewirkt
Nach deren Auflösung reiste von Steinäcker Anfang 1889 nach Südafrika und ließ sich zunächst im Pondoland nieder, wechselte ein Jahr später jedoch nach Port Shepstone, wo er sich als Farmer betätigte. Als Wohnung diente ihm ein Haus in der 52 Aitken Street, außerdem fungierte er bald als Vorsitzender der Politischen Vereinigung des Ortes. Am 5. Juni 1897 legte er seinen Eid auf die britische Krone ab, und am 29. Juni des Jahres erhielt er vom Executive Council of Natal offiziell die britische Staatsbürgerschaft zuerkannt.
Er gründete zusammen mit einem Teilhaber ein Unternehmen, das aber bereits zwei Jahre später Insolvenz anmelden musste. Da kurz darauf der Burenkrieg ausbrach, meldete er sich im November 1899 bei den Natal Colonial Scouts, die ihn als Oberfeldwebel (squadron quartermaster-sergeant) einstellten, doch schon im folgenden Monat trat er als Leutnant in die Nachrichtenabteilung (intelligence department) über. 1900 zum Hauptmann befördert, bildete er eine kleine Privattruppe, die in Komatipoort stationiert wurde und Anschläge auf burische Nachschublinien (z.B. die Eisenbahn-Verbindung zur Delagoabucht im Juni 1900) unternahm und dadurch die Versorgung des Gegners nachhaltig beeinträchtigte. Die Briten ernannten ihn deshalb zum Major, und seine berittene Truppe, die jetzt auf 450 Mann anwuchs, erhielt den Namen „Steinaecker's Horse“.
Mit der Army Order 214 vom 7. November 1900 wurde sie offiziell eine Einheit der Britischen Armee. Erst zu Beginn des Jahres 1903, also nach dem Ende des Krieges, erfolgte ihre Auflösung. Von Steinäcker war 1902 noch zum Oberstleutnant ehrenhalber ernannt worden und nahm mit seiner Truppe, die er jetzt als „Permanent Border Unit“ deklarierte, ohne Einladung an der Krönungszeremonie für König Edward VII. in London teil. Dafür kurzzeitig vom Kommando abgelöst, wurde er jedoch nach seiner Rückkehr nach Südafrika wieder reaktiviert und nahm erst 1912 seinen Abschied. Sein 1907 gestelltes Gesuch auf Übernahme als Berufsoffizier in die Britische Armee war abschlägig beschieden worden.
Kein Erfolg als Farmer
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär versuchte er sich erfolglos als Farmer in der Nähe von Bushbuck Ridge (Farm London). Weil er die Pacht für die Jahre 1910-1912 nicht beglichen hatte, erhielt er am 19. Oktober 1911 einen Bescheid, die Farm zu verlassen. Zwar klagte er am 9. Dezember 1911 dagegen vor Gericht, doch bereits vorher, am 14. November des Jahres, war er gerichtlich aufgefordert worden, sich bis spätestens zum 24. Januar 1912 vom Farmgelände zurückzuziehen. Er kam dann zunächst beim Native Commissioner für Graskop unter, doch nach diversen Auseinandersetzungen zwang dessen Ehefrau ihren Mann schließlich, sich von seinem „Gast“ zu trennen. So zog er zu einem früheren Kameraden auf die Farm Champagne im Distrikt Lydenburg. Aber auch mit diesem geriet er bald in Streit.
Nach Beginn des Ersten Weltkrieges verhielt sich Steinäcker, der inzwischen sein Adelsprädikat abgelegt hatte, zunehmend grob und ausfallend gegenüber seinem Gastgeber und beschimpfte ihn immer wieder. Als der Farmer ihn deshalb aufforderte, seine Sachen zu packen und sich eine neue Bleibe zu suchen, beging Steinäcker am 30. April 1917 mit einer Dosis Strychnin Suizid. Die einzigen irdischen Gegenstände, die er hinterließ, waren ein Revolver und ein Notizbuch. Begraben wurde Francis Christian Ludwig Steinaecker, wie er sich in seinen letzten Jahren nannte, auf dem Farmgelände nahe Acornhoek im Lowveld, wo er bis zu seinem Tode gelebt hatte.
Wolfgang Reith, Neuss & Kapstadt
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