Deutsche Prunksitzung landet mit scharfen Spitzen
Erfolg und Niveau des Windhoeker Karnevals (WIKA) werden in hohem Maße an den deutschen und internationalen Büttenabenden gemessen - am wirksamen Wechselspiel zwischen dem närrischen und prunkvollen Rahmenprogramm und am Geist und Witz der Büttenredner. Dazu kommt anfangs stets ein Element der Unwägbarkeit - wie kommt das Programm denn beim Publikum an? Die aufkommende Stimmung oder Mangel derselben stehen nicht immer im direkten Verhältnis zur Anstrengung und Mühe der Darsteller und Veranstalter.
Die Prunksitzung am deutschen Büttenabend, Freitag, 8. April, dürfen die Karnevalisten auf beiden Seiten, bei den Veranstaltern und dem Publikum als rauschenden Erfolg verbuchen. Das lag einmal am vielseitigen Rahmenprogramm sowie am flotten protokollarischen Ablauf unter Sitzungspräsident Jörg Finkeldey mit Prinz Holger II Löwenherz (Sicoulomb) und Prinzessin Silvia von Finanz und Bilanz (Neuburg) in bewährter schmissiger musikalischer Begleitung der Wikaphoniker, unter Leitung von Hu-de San Erfreulich dazu die fürstlichen Narrendelegationen aus Walvis Bay, Otjiwarongo, Witvlei und Swakopmund (die Delegation aus Deutschland war schon erwähnt). Den Kern und die Essenz des Büttenabends sucht ein Großteil des anspruchsvollen Publikums jedoch über das Rahmenprogramm hinaus in gewürzten, närrischen, ja satirischen Reden aus der Bütt. Büttenredner holt man nicht schnell 'mal von der Straße. Verlangt werden Spitzfindigkeit, Rednergabe, Publikumskontakt, dazu spitzfindigen Einblick in die jeweilige Materie, ob es um namibisch-ethnische Mentalität, Lokalkolorit, Regierungsautoritäten, internationale politische Zusammenhänge oder das - für viele - beim Karneval unerlässliche Mann-Frau-Thema geht.
Als bewährter Chef des Protokolls eröffnete Jockel von Marees souverän den Abend - von den Witvleier Narren ist er eine Leihgabe aus der Omaheke - als bunter Gockel auf dem namibischen Misthaufen, mit köstlichen Anspielungen auf das nationale Farbenspiel, da er schwarze, weiße und braune Hühner "zu betreuen" hat. Dabei ging er in gut durchformulierter Rede aktuell in die Vollen, indem er den Konfrontationspolitiker der Omaheke im Stabreim herbeizitierte: "Kilus kümmert sich um Farmerhetze". Ihm folgte der Märchenerzähler Heiner Dillmann, außerhalb der Bütt im Vorsitz des Karnevalsvereins. Er gab zum Besten, was man unter bekannten Automarken in verschiedenen Lebenslagen alles verstehen und missverstehen kann. Hier war Konzentration angesagt. In diese Kategorie gehört auch der Karnevalist Holger Menzel in der Rolle des (recht versöhnlichen) Frauenfeinds, der die Steigerung von "Lebensgefahr" unter der Nummer "Lebensgefährtin" zu bieten hatte. Mit dem EU-Parlamentarier Michael Gahler, in Windhoek zum ersten Mal in der Bütt, präsentierte der Elferrat eine Überraschung. Gahler, - im Bereich Namibia und Afrika nicht unbewandert - ansonsten bei diversen EU-SADC-Konferenzen engagiert, entpuppte sich - "am besten weit weg von zu Haus" - als scharfsinniger Beobachter der europäischen und afro-namibischen Welt. Dabei hat er dem hiesigen Volk bereits aufs Maul geschaut und sich mit einer gewürzten Portion Wellblechdeutsch schnell integriert. Folgerichtig übernahm dann Dirk Wolters die Bütt mit einem unverwechselbaren Thema, nämlich wie der Gartengehilfe Petrus aus dem Squatterviertel im Nordwesten der Stadt per Taxi nach Windhoek in den reichen weißen Haushalt kommt und sich Gedanken über die Marotten hellhäutiger Wohlhabender macht. Zu Hause sind bei denen alle Luxuseinrichtungen bis zur High-Tech-Küche vorhanden, aber die Herrschaft fährt wiederholt in den Busch, um primitiv auf dem Feuer abzukochen! Treffsicher kommt Petrus' Kehrreim an: "Die armen Tshirumbus sind so gestresst, sie träumen wohl immer noch von Südwest."
Nach längerer Abwesenheit in der Bütt meldete sich Hans Feddersen als Dirigent im Zylinder zurück, um dem Karnevalsmotto "der Ton macht die Musik" jede erdenkliche Wortspielerei und namibische Zweideutigkeit abzuluchsen. Obwohl schon zu vorgerückter Stunde konnte Feddersen dennoch den Großteil des Publikums fesseln.
Ein gelungener Abend mit Unterhaltung, vielen Spitzen und einem notwendigen Maß an satirischer Selbstkritik im Narrenspiegel - Namibia braucht das an allen Fronten. Die bevorstehenden internationalen Büttenabende, Mittwoch, 13. April, und Freitag, 15. April, dürften den Ton nur noch steigern.
Die Prunksitzung am deutschen Büttenabend, Freitag, 8. April, dürfen die Karnevalisten auf beiden Seiten, bei den Veranstaltern und dem Publikum als rauschenden Erfolg verbuchen. Das lag einmal am vielseitigen Rahmenprogramm sowie am flotten protokollarischen Ablauf unter Sitzungspräsident Jörg Finkeldey mit Prinz Holger II Löwenherz (Sicoulomb) und Prinzessin Silvia von Finanz und Bilanz (Neuburg) in bewährter schmissiger musikalischer Begleitung der Wikaphoniker, unter Leitung von Hu-de San Erfreulich dazu die fürstlichen Narrendelegationen aus Walvis Bay, Otjiwarongo, Witvlei und Swakopmund (die Delegation aus Deutschland war schon erwähnt). Den Kern und die Essenz des Büttenabends sucht ein Großteil des anspruchsvollen Publikums jedoch über das Rahmenprogramm hinaus in gewürzten, närrischen, ja satirischen Reden aus der Bütt. Büttenredner holt man nicht schnell 'mal von der Straße. Verlangt werden Spitzfindigkeit, Rednergabe, Publikumskontakt, dazu spitzfindigen Einblick in die jeweilige Materie, ob es um namibisch-ethnische Mentalität, Lokalkolorit, Regierungsautoritäten, internationale politische Zusammenhänge oder das - für viele - beim Karneval unerlässliche Mann-Frau-Thema geht.
Als bewährter Chef des Protokolls eröffnete Jockel von Marees souverän den Abend - von den Witvleier Narren ist er eine Leihgabe aus der Omaheke - als bunter Gockel auf dem namibischen Misthaufen, mit köstlichen Anspielungen auf das nationale Farbenspiel, da er schwarze, weiße und braune Hühner "zu betreuen" hat. Dabei ging er in gut durchformulierter Rede aktuell in die Vollen, indem er den Konfrontationspolitiker der Omaheke im Stabreim herbeizitierte: "Kilus kümmert sich um Farmerhetze". Ihm folgte der Märchenerzähler Heiner Dillmann, außerhalb der Bütt im Vorsitz des Karnevalsvereins. Er gab zum Besten, was man unter bekannten Automarken in verschiedenen Lebenslagen alles verstehen und missverstehen kann. Hier war Konzentration angesagt. In diese Kategorie gehört auch der Karnevalist Holger Menzel in der Rolle des (recht versöhnlichen) Frauenfeinds, der die Steigerung von "Lebensgefahr" unter der Nummer "Lebensgefährtin" zu bieten hatte. Mit dem EU-Parlamentarier Michael Gahler, in Windhoek zum ersten Mal in der Bütt, präsentierte der Elferrat eine Überraschung. Gahler, - im Bereich Namibia und Afrika nicht unbewandert - ansonsten bei diversen EU-SADC-Konferenzen engagiert, entpuppte sich - "am besten weit weg von zu Haus" - als scharfsinniger Beobachter der europäischen und afro-namibischen Welt. Dabei hat er dem hiesigen Volk bereits aufs Maul geschaut und sich mit einer gewürzten Portion Wellblechdeutsch schnell integriert. Folgerichtig übernahm dann Dirk Wolters die Bütt mit einem unverwechselbaren Thema, nämlich wie der Gartengehilfe Petrus aus dem Squatterviertel im Nordwesten der Stadt per Taxi nach Windhoek in den reichen weißen Haushalt kommt und sich Gedanken über die Marotten hellhäutiger Wohlhabender macht. Zu Hause sind bei denen alle Luxuseinrichtungen bis zur High-Tech-Küche vorhanden, aber die Herrschaft fährt wiederholt in den Busch, um primitiv auf dem Feuer abzukochen! Treffsicher kommt Petrus' Kehrreim an: "Die armen Tshirumbus sind so gestresst, sie träumen wohl immer noch von Südwest."
Nach längerer Abwesenheit in der Bütt meldete sich Hans Feddersen als Dirigent im Zylinder zurück, um dem Karnevalsmotto "der Ton macht die Musik" jede erdenkliche Wortspielerei und namibische Zweideutigkeit abzuluchsen. Obwohl schon zu vorgerückter Stunde konnte Feddersen dennoch den Großteil des Publikums fesseln.
Ein gelungener Abend mit Unterhaltung, vielen Spitzen und einem notwendigen Maß an satirischer Selbstkritik im Narrenspiegel - Namibia braucht das an allen Fronten. Die bevorstehenden internationalen Büttenabende, Mittwoch, 13. April, und Freitag, 15. April, dürften den Ton nur noch steigern.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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