Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Claudia Reiter
21. Folge

Wildern – Teil 2/2

Auf Onguma gab es Stellen, meist Trockenvleys, die sehr dicht mit kurzen Hackies (Acacia mellifera) bewachsen sind. Da haben wir die Felle auf Holzpflöcken zum Trocknen ausgebreitet, gesalzen und mit Dornenzweigen gegen Schakale, Hyänen und Aasgeier verkleidet. Waren die Felle erst trocken, konnte keiner etwas beweisen und wir brachten die Felle nach Hause. Willie hatte Familienangehörige auf Namutoni, deshalb waren wir immer auf dem Laufenden. Im Laufe der Zeit kam man mir auf die Schliche. Auf Namutoni waren Buschleute bei der Polizei und beim Naturschutz im Dienst. Diese Buschleute mussten im großen Bogen um Namutoni herum vor allem nach Spuren von „Wegläufer Ovambos“ suchen. Das waren Ovambos, die einen Dienstkontrakt mit einem Farmer hatten, aber bei dem Farmer vor Beendigung des Dienstkontrakts wegliefen, um zu Fuß an Namutoni vorbei ins Ovamboland in ihre Heimat zu kommen. Solche Ovambos wurden verfolgt und mussten zu ihrem Arbeitgeber zurückgeschickt werden. Bei ihrer Suche nach Ovambospuren stießen sie manchmal durch Aasgeier auf die Überreste von Löwen; meist erst drei, vier Tage nachdem so ein Löwe von uns erlegt worden war. Die Löwenkadaver wurden ja immer von uns mit Sand und Büschen bedeckt. Solange die Kadaver noch frisch sind, scheuen Schakale sich davor, sie wieder auszugraben. Wenn die Kadaver aber anfingen zu verrotten, wurden sie von den Schakalen und Hyänen zwei, drei Tage später bloßgelegt und angeschnitten. Danach wurden sie durch die Aasgeier gesichtet, die auf ihre Beute niederstießen. Es ist eine Angewohnheit der Buschleute, zu den Stellen zu laufen, wo sich Aasgeier niedertun. Oft jagen sie Löwen mit Steinen vom Riss weg und übernehmen einen Teil des Fleisches. Sie lassen immer das Hüft- und Beckenteil für die später wiederkehrenden Löwen an Ort und Stelle zurück. Das ist eine Art Aberglaube, weil sonst nachts ein Löwe in ihr Lager kommt und sich einen Buschmann holt. Das ist ein Gesetz der Natur! So fanden dann die Buschleute vom Naturschutz und der Polizei durch die Aasgeier meine Löwenkadaver. „Namaquab“ (mein Buschmannname) und Willie haben wieder einen Löwen geklaut!“ pflegten sie zu melden. Meist wurde „Anton“, ein Umbundu Ovambo, der Sergeant bei der Polizei war, nach Onguma geschickt, um zu spionieren und um zu versuchen, etwas über mich und Willie herauszufinden. Auf Onguma arbeitete seit vielen Jahren auch ein Umbundu Ovambo mit dem Namen „Zampa“. Die beiden hatten sich viel zu erzählen. Zampa bekam alles raus, was Anton wollte, aber Anton bekam nie raus, wo Willie und ich gewesen waren. Die Schwarzen auf Onguma haben mich nie verraten.

Der Naturschutzbeamte in Namutoni hätte mich am liebsten verspeist! Zu seinen Buschleuten soll er einmal gesagt haben: „Wenn ich dem verfluchten Deutschen mit seinem langen Messer im Busch begegne und er kommt näher als 50 Meter an mich heran, werde ich ihn abschießen.“

Ich trug damals anstelle einer Pistole ständig ein selbstgeschmiedetes, rasiermesserscharfes Halbschwert mit mir herum. Ich gebrauchte es unter anderem als mein Taschenmesser, es war eigentlich als Notwaffe gedacht, sollte einmal ein Löwe mich mit einem Zebra verwechseln.

Zwischen mir und den Naturschutzbeamten begann ein regelrechtes Katz- und Mausspiel. Durch Willie und dessen Verwandtschaft auf Namutoni wusste ich immer genau, was der Naturschutzbeamte und die Polizei gegen uns planten und wo sie auf uns ansetzten. Wir gingen dann immer extra im Wildreservat wildern, nur überschritten wir die Grenze an Stellen, die für uns günstig waren, und hinterließen auf der Grenze keine Spuren. Wild jagten wir oft mit Hunden, Pfeil und Bogen, oder mit Wurfspeeren. Das Wildbret wurde nach Hause getragen. Auch hätte ich mich nicht einfach abschießen lassen. Schnelligkeit und genaues Zielen waren ausschlaggebend gewesen. Glücklicherweise sind wir uns sechs Jahre lang nie im Busch begegnet. Ich war zu der Zeit wohl der meistgehasste Wilderer. Natürlich habe ich nicht alle meine Löwen im Wildreservat geschossen. Die meisten Löwen erlegte ich entweder auf Onguma selbst, oder im Mangetti Kronland, nördlich von Onguma.

Eines Tages kam Mudschi von dem Posten Goantsas früh nach Onguma. Er wohnte mit seinem Vater Hendrik und seiner ganzen Familie bei ?khoantsâs (Elefantenquelle), wo die Sippe Rinder und Ziegen besaß. Mudschi erzählte mit tränenerstickter Stimme: „Die Löwen haben letzte Nacht alle meine Bokkies (Ziegen) geschlagen. Du musst uns helfen. Ich geh mit dir mit, ich will dabei sein.“ (Das war das erste Mal, dass Mudschi mit uns ging, später begleitete er uns ständig, er war bärenstark, groß und ein guter Reiter.)

Mudschi führte uns zu dem Platz, wo der Hexentanz stattgefunden hatte. In einem Umkreis von ungefähr 100 Metern lagen 32 tote Ziegen, teils angefressen, teils nur totgebissen. Es waren auch junge Löwen in dem Rudel. Die jüngeren Löwen hatten natürlich nur „geübt“ Tiere zu fangen. Wir nahmen die Fährten auf und waren noch nicht weit gelaufen, als wir auf das Rudel stießen. Die Löwen lagen schlafend im Schatten verschiedener Bäume. Ich schoss auf den mir am nächsten liegenden Löwen. Nach dem Schuss wurde der Busch lebendig, überall sprangen Löwen auf. Ich repetierte und schoss wieder, wo ich den nächsten sah. Innerhalb einiger Sekunden war der ganze Spuk verschwunden. Wir gingen zu den verschiedenen Anschussstellen und fanden nach und nach drei tote Löwen. Ich schickte Mudschi zum Farmhaus, um den Ochsenkarren zu holen, um die toten Löwen nach Hause zu befördern. Ich selbst nahm die Verfolgung des übriggebliebenen Rudels auf. Wir verfolgten die Löwen bis zum

Spätnachmittag, in einem sehr dichten Gestrüpp fingen sie an zu zirkeln und dann ist jede Verfolgung aussichtslos. Am nächsten Morgen nahmen wir nochmals die Verfolgung auf. Gegen 14 Uhr stießen wir wieder auf das Rudel und ich konnte noch zwei Löwen erlegen; eine große Löwin und einen jungen männlichen Löwen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-19

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