Der Schatz von Tsumeb
Ihr zu Ehren hat der in Deutschland lebende Unternehmer Reinhard Balzer ein Buch herausgebracht, das die Landesgeschichte, die Gründung der Minenstadt Tsumeb sowie das Leben von Ilse Schatz und ihrer Familie beleuchtet: "Ilse Schatz - Aus Briefen einer Namibianerin".
Seit über 15 Jahren besteht ein enger Briefkontakt zwischen Reinhard Balzer und Ilse Schatz. Man kennt sich persönlich und schätzt sich sehr, und die Familie Balzer unterstützt das Museum seit vielen Jahren. Aus dem Fundus der jahrelangen Brieffreundschaft und zahlreichen Besuchen wurde das vorliegende Buch von dem Namibia-Freund aus Marburg an der Lahn zusammengestellt.
"Es war mir ein wichtiges Anliegen, die wunderbaren Geschichten von Ilse Schatz für die Nachwelt zu erhalten", berichtet Balzer, der zahlreiche Bücher unter anderem über Mineralien veröffentlicht hat und durch seine Sammelleidenschaft 1994 erstmals nach Namibia kam - und damit auch nach Tsumeb. "Im September 1994 kam ich nach Tsumeb und stellte fest, dass es dort keine Mineralien zu kaufen gibt", erzählt er. "Vielleicht war es auch gut so, denn was ich dann entdeckte und zu erforschen begann, war weitaus mehr als Mineralien. Es war ein wunderschönes Land mit herrlichen Landschaften und netten, gastfreundlichen Menschen. Beim ersten Museumsbesuch entdeckte ich die Historie von Tsumeb und Umgebung, die mich als Halb-Siegerländer in Beschlag nahm."
Siegerländer Bergmänner nämlich waren es, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Tsumeb kamen, und so entdeckte Balzer in dem vermeintlich fernen Land viel Gewohntes und Geliebtes aus seiner deutschen Heimat.
Mehrfach kam Balzer später nach Tsumeb, doch es dauerte einige Jahre, bis er Ilse Schatz persönlich kennenlernte, denn mal war sie auf Deutschland-Besuch, ein anderes Mal schwer erkrankt. "Ich hatte bereits meine Unterstützung für das Museum zugesagt, doch dann kam alles ganz anders", sagt Balzer. "Die freiwillige Liquidierung der Mine war gescheitert und der Kaufvertrag des Museumsgeländes mit den Gebäuden nicht rechtskräftig. Die Existenz des Museums war ernsthaft gefährdet." Durch die Familie Balzer und weitere Sponsoren konnte das Tsumeber Museum schließlich gerettet und erweitert werden, und so setzte sich der rege Briefaustausch über die Jahre hinweg fort.
Ilse Schatz wurde als Tochter der deutschen Auswanderer Franz und Marie Meng am 14. Februar 1929 in Grootfontein geboren. 1953 heiratete sie Wolfgang Schatz, Sohn des Minendirektors Gustav Schatz aus Tsumeb, mit dem sie fünf gemeinsame Kinder in die Welt setzte. "Schon früh hatte Ilse Schatz damit begonnen, Tagebuch zu führen und alles aufzuschreiben, was in ihrer Umgebung passierte und was ihr zugetragen wurde", schreibt Balzer. Farmgeschichten, Berichte über Kanonen und andere Funde aus dem Otjikoto-See, Erzählungen aus Tsumeb und über die OMEG, die im Jahre 1900 die Minenstadt begründete, beschrieb Ilse Schatz mit lebendigen Worten.
"Was sich so alles in meiner Straße abspielt!", schildert die Museumsgründerin die Begebenheiten in der "Ilse-Schatz-Straße" in Tsumeb: "Die Straße ist 1,8 Kilometer lang, sie ist für unser Dörfchen eine lange Straße. Oben am Ende befindet sich das Landbauamt. Dort gehen vor allem am Freitag die Farmer ein und aus, da es eine Beratungsstelle ist. Nebenan gibt es das SOS-Kinderdorf (...). Dann schließt sich das große Schulsport-Stadion an (...). Mir gegenüber gibt es die Etosha Highschool. Morgens, wenn ich um sieben Uhr mein Tor aufschließe, strömen Hunderte von Kindern zur Schule. Dort werde ich immer begrüßt mit ,Gooie Môre Tannie', ,Good Morning Madam' oder ,Môre Meme'. ,Guten Morgen' höre ich nicht oft, weil hier kaum deutsche Kinder zur Schule gehen. Manchmal höre ich auch 'Haaiii Mrs. Schatz', das ist dann die Victoria Castellic, welche ihre Tochter zu Schule fährt..." - Und so setzt sich die gesamte Ilse-Schatz-Straße entlang eine heitere Schilderung von Anwohnern und Begebenheiten fort, die ein illustres Bild der Gesellschaft widerspiegelt.
"Auch fahre ich täglich mit meinem alten Kombi die Straße entlang", schreibt sie weiter. "Er ist schon 24 Jahre alt und läuft noch flott. Bloß das Türschloss ist kaputt, und Fritz hat sich da etwas einfallen lassen. Jedenfalls bekomme ich die Tür ohne Schlüssel auf. Wir staunen immer wieder, was der Mister Fritz alles kann, dann sagt er: ,Ich habe mein Leben lang mit den Augen gestohlen und nicht mit den Händen, wie das heute so gang und gäbe ist.'"
Eine "Buschhochzeit" sowie "Eine Warzenschweingeschichte" sind ebenso lebendig beschrieben wie die Beerdigungszeremonien der Damara und Ovambo sowie der Aberglaube über Zwillingsgeburten unter anderem bei den Himba. Ilse Schatz lebt inzwischen im Altersheim in Windhoek, doch das Museum, ihr "Dorf", ihre Familie und das Farmleben bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Das Buch "Ilse Schatz - Aus Briefen einer Namibianerin", 230 Seiten stark, gebunden und mit zahlreichen Fotos illustriert, gibt einen tiefen Einblick in ihr Leben und Wirken und ist jedem ans Herz zu legen, der das Besondere an unserem Land liebt. Das Buch ist über das Museum Tsumeb erhältlich.
Seit über 15 Jahren besteht ein enger Briefkontakt zwischen Reinhard Balzer und Ilse Schatz. Man kennt sich persönlich und schätzt sich sehr, und die Familie Balzer unterstützt das Museum seit vielen Jahren. Aus dem Fundus der jahrelangen Brieffreundschaft und zahlreichen Besuchen wurde das vorliegende Buch von dem Namibia-Freund aus Marburg an der Lahn zusammengestellt.
"Es war mir ein wichtiges Anliegen, die wunderbaren Geschichten von Ilse Schatz für die Nachwelt zu erhalten", berichtet Balzer, der zahlreiche Bücher unter anderem über Mineralien veröffentlicht hat und durch seine Sammelleidenschaft 1994 erstmals nach Namibia kam - und damit auch nach Tsumeb. "Im September 1994 kam ich nach Tsumeb und stellte fest, dass es dort keine Mineralien zu kaufen gibt", erzählt er. "Vielleicht war es auch gut so, denn was ich dann entdeckte und zu erforschen begann, war weitaus mehr als Mineralien. Es war ein wunderschönes Land mit herrlichen Landschaften und netten, gastfreundlichen Menschen. Beim ersten Museumsbesuch entdeckte ich die Historie von Tsumeb und Umgebung, die mich als Halb-Siegerländer in Beschlag nahm."
Siegerländer Bergmänner nämlich waren es, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Tsumeb kamen, und so entdeckte Balzer in dem vermeintlich fernen Land viel Gewohntes und Geliebtes aus seiner deutschen Heimat.
Mehrfach kam Balzer später nach Tsumeb, doch es dauerte einige Jahre, bis er Ilse Schatz persönlich kennenlernte, denn mal war sie auf Deutschland-Besuch, ein anderes Mal schwer erkrankt. "Ich hatte bereits meine Unterstützung für das Museum zugesagt, doch dann kam alles ganz anders", sagt Balzer. "Die freiwillige Liquidierung der Mine war gescheitert und der Kaufvertrag des Museumsgeländes mit den Gebäuden nicht rechtskräftig. Die Existenz des Museums war ernsthaft gefährdet." Durch die Familie Balzer und weitere Sponsoren konnte das Tsumeber Museum schließlich gerettet und erweitert werden, und so setzte sich der rege Briefaustausch über die Jahre hinweg fort.
Ilse Schatz wurde als Tochter der deutschen Auswanderer Franz und Marie Meng am 14. Februar 1929 in Grootfontein geboren. 1953 heiratete sie Wolfgang Schatz, Sohn des Minendirektors Gustav Schatz aus Tsumeb, mit dem sie fünf gemeinsame Kinder in die Welt setzte. "Schon früh hatte Ilse Schatz damit begonnen, Tagebuch zu führen und alles aufzuschreiben, was in ihrer Umgebung passierte und was ihr zugetragen wurde", schreibt Balzer. Farmgeschichten, Berichte über Kanonen und andere Funde aus dem Otjikoto-See, Erzählungen aus Tsumeb und über die OMEG, die im Jahre 1900 die Minenstadt begründete, beschrieb Ilse Schatz mit lebendigen Worten.
"Was sich so alles in meiner Straße abspielt!", schildert die Museumsgründerin die Begebenheiten in der "Ilse-Schatz-Straße" in Tsumeb: "Die Straße ist 1,8 Kilometer lang, sie ist für unser Dörfchen eine lange Straße. Oben am Ende befindet sich das Landbauamt. Dort gehen vor allem am Freitag die Farmer ein und aus, da es eine Beratungsstelle ist. Nebenan gibt es das SOS-Kinderdorf (...). Dann schließt sich das große Schulsport-Stadion an (...). Mir gegenüber gibt es die Etosha Highschool. Morgens, wenn ich um sieben Uhr mein Tor aufschließe, strömen Hunderte von Kindern zur Schule. Dort werde ich immer begrüßt mit ,Gooie Môre Tannie', ,Good Morning Madam' oder ,Môre Meme'. ,Guten Morgen' höre ich nicht oft, weil hier kaum deutsche Kinder zur Schule gehen. Manchmal höre ich auch 'Haaiii Mrs. Schatz', das ist dann die Victoria Castellic, welche ihre Tochter zu Schule fährt..." - Und so setzt sich die gesamte Ilse-Schatz-Straße entlang eine heitere Schilderung von Anwohnern und Begebenheiten fort, die ein illustres Bild der Gesellschaft widerspiegelt.
"Auch fahre ich täglich mit meinem alten Kombi die Straße entlang", schreibt sie weiter. "Er ist schon 24 Jahre alt und läuft noch flott. Bloß das Türschloss ist kaputt, und Fritz hat sich da etwas einfallen lassen. Jedenfalls bekomme ich die Tür ohne Schlüssel auf. Wir staunen immer wieder, was der Mister Fritz alles kann, dann sagt er: ,Ich habe mein Leben lang mit den Augen gestohlen und nicht mit den Händen, wie das heute so gang und gäbe ist.'"
Eine "Buschhochzeit" sowie "Eine Warzenschweingeschichte" sind ebenso lebendig beschrieben wie die Beerdigungszeremonien der Damara und Ovambo sowie der Aberglaube über Zwillingsgeburten unter anderem bei den Himba. Ilse Schatz lebt inzwischen im Altersheim in Windhoek, doch das Museum, ihr "Dorf", ihre Familie und das Farmleben bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Das Buch "Ilse Schatz - Aus Briefen einer Namibianerin", 230 Seiten stark, gebunden und mit zahlreichen Fotos illustriert, gibt einen tiefen Einblick in ihr Leben und Wirken und ist jedem ans Herz zu legen, der das Besondere an unserem Land liebt. Das Buch ist über das Museum Tsumeb erhältlich.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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