Der Erste Weltkrieg und die deutschen Kolonien (1/6)

Wiebke Schmidt
Im Jahr 2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Das Thema fand weltweit Beachtung. Auch auf Afrika und das heutige Namibia hatten die Geschehnisse in Europa einen großen Einfluss. In einer sechsteiligen Serie im Dezember/Januar beleuchtet die AZ den Ersten Weltkrieg mit dem starken Fokus auf die deutsche Kolonien und ihre Entwicklung.


Als Big Ben 11 Uhr schlug - Großbritanniens Rolle im Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg war eine Woche alt, da trat auch Großbritannien in die Kampfhandlungen ein. Viele Historiker sind heute der Meinung: Das war nicht nötig. Großbritannien gewann den Krieg, zahlte aber einen hohen Preis.
Es war ein sehr kurzes Telegramm. „War - Germany - Act!“ stand darauf. Es ging von der Regierung in der Downing Street an die Befehlsstrukturen der britischen Armee. Gut 20 Minuten nach 23 Uhr am Abend des 4. August 1914 war es in London abgeschickt worden. Von da an befand sich Großbritannien mitsamt seinem damaligen Weltreich im Krieg mit Deutschland. Einige Historiker sind heute, 100 Jahre nach Ausbruch des Krieges der Ansicht, dass erst dieser Moment den europäischen Kontinentalkrieg zum Ersten Weltkrieg machte.


Der Kriegseintritt der Briten und die Motive der Regierung von Premierminister Herbert Henry Asquith waren höchst umstritten. Viele Politiker und gesellschaftlich relevante Persönlichkeiten in Großbritannien waren der Ansicht, dass der nach der Ermordung des österreichischen Erbherzogs Franz Ferdinand ausgebrochene Krieg, zwischen Österreich und dem Deutschen Reich auf der einen Seite sowie Frankreich und Russland auf der anderen, mit Großbritannien nichts zu tun habe. Großbritannien hatte jahrzehntelang die Haltung vertreten, sich nicht in Konflikte einzumischen, die nicht unmittelbar die Interessen des Königreichs oder des Empires betreffen.


Die Downing Street hatte Berlin ein Ultimatum gestellt. Bis Mitternacht kontinentaleuropäischer Zeit sollte sich das Deutsche Reich erklären. Den Briten ging es offiziell vor allem um Belgien. Die Truppen des Deutschen Reiches hatten am Morgen die belgische Grenze auf dem Weg nach Frankreich überschritten. Großbritannien gehörte zu den Mächten, die Belgien 1839 immerwährende Neutralität garantiert hatten. Deutschland ließ das Ultimatum verstreichen. Als der Big Ben elf Uhr schlug, schloss Asquith die Parlamentsrunde in der Downing Street. Das Ergebnis war klar.


Wenig später ging das Telegramm an die Truppen auf den Draht. In 100 Jahren Arbeit von Historikern wurde zutage gefördert, dass natürlich nicht Belgien das alleinige Motiv Großbritanniens für den risikoreichen Waffengang war. London wollte das Deutsche Reich auf seinem Weg zur Weltmacht stoppen. Und später nicht zuletzt auch seine eigenen Interessen, etwa im Nahen Osten, durchsetzen.


Viele Historiker sind sich heute einig: Der britische Kriegseintritt war auch ein Ergebnis von politischem Wankelmut. Außenminister Edward Grey hatte mehrmals seine Haltung gewechselt und stand sogar kurz vor seinem Rücktritt, bevor er das Parlament von der Notwendigkeit eines Kriegseintritts überzeugte. Der Krieg „verkörperte keine historische Notwendigkeit, sondern wurde von Entscheidungsträgern in ihrer Verstrickung in Bündnisverpflichtungen gewählt“, schreibt Christopher Clark. Der australische Cambridge-Professor hatte mit seinem Buch „Die Schlafwandler“ die wohl wichtigste Neuerscheinung zum Weltkriegs-Gedenken vorgelegt.


Großbritannien, auch bei der technischen Entwicklung neuer Waffen wie etwa Panzern führend, sollte als Kriegsgewinner aus dem „Great War“ wie er heute bezeichnet wird, hervorgehen. London konnte nicht nur die Nachkriegspolitik in Europa entscheidend mitbestimmen und hatte das auch wirtschaftlich gefährlich groß gewordene Deutschland in die Schranken gewiesen. Es hatte auch seinen Einflussbereich weltweit massiv ausgebaut. Gemeinsam mit Frankreich teilte man sich das zerfallene Osmanische Reich. Deutschland konnte man die Afrika-Kolonien abnehmen, etwa große Teile des heutigen Tansania.


Das britische Volk hatte dafür einen hohen Preis bezahlt. Der schottische Harvard-Professor Niall Ferguson („Der falsche Krieg“) bezeichnet die britische Kriegsbeteiligung als „einen der größten Fehler der Geschichte“. Zwischen 800 000 und 1 000 000 Soldaten verlieren die Briten, je nachdem ob die Empire-Truppen mitgezählt werden. Ein Viertel davon liegt in Flandern begraben. Allein bei der Schlacht von Gallipoli in der Türkei sterben über 20 000 Briten. Die Verluste kosteten den damaligen Marineminister Winston Churchill vorübergehend den Regierungsposten.


Viele Freiwillige waren von der Londoner Regierungspropaganda in den Krieg gehetzt worden. Die Downing Street hatte unter anderem gefälschte Berichte verbreiten lassen, wonach deutsche Soldaten Säuglingen die Hände abgeschnitten und Nonnen gekreuzigt hätten. Auch Tausende Frauen folgten als Lazarett-Schwestern dem Ruf an die Front. Nach Darstellung von Wissenschaftler Ferguson hat der angeblich „große Sieg“ von Großbritannien „einen Blutzoll (gefordert), der die leidvollste Erfahrung war, die England jemals in einem Krieg machen musste“.


Michael Donhauser, dpa



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Allgemeine Zeitung 2024-05-03

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