Den Blickwinkel verändern
Sichtlich bewegt steht Boetietjie Kavandje vor der Fotowand im Foyer der Nationalgalerie. Auf dem Bild, das er unentwegt fixiert, ist ein hagerer Mann zu sehen, der mit einem Joint in der Hand in die Kamera aufblickt. Es ist sein Bild. "Ihn hier zu sehen...", beginnt er einen Satz mit gleichzeitig trauriger wie auch trotziger Stimme. Der Mann auf dem Bild ist ein Freund - und mittlerweile tot. Vor zwei Jahren starb er an Aids, "nur zwei Monate nachdem ich dieses Bild gemacht habe", sagt Boetietjie. Durch das Bild lebe er weiter - irgendwie.
Wer fotografiert?
Es ist zwischen März 2007 und Mai 2008, dass Boetietjie und hunderte andere Namibier von Oranjemund bis zur Caprivi-Region, Einwegkameras oder Billigapparate in die Hand gedrückt bekommen - mit dem "Auftrag", das Nachleben der Kolonialgeschichte auf Polaroid zu bannen. Ob Kinder oder Rentner, Arbeiter oder Arbeitslose, Studenten, Journalisten, Dragqueens oder Barfrauen - die Aufzählung unterschiedlichster Umfelder ist nahezu unerschöpflich. Herausgekommen sind Momentaufnahmen aus dem alltäglichen Namibia - sowohl mit, als auch oft ohne offensichtlichen Kolonialbezug.
Wer stellt die Fragen?
"Stagings made in Namibia" ist ein Experimentierfeld, so beschreiben es die Initiatoren rund um Evelyn Annuß. Ein Experiment, das sich verselbstständig hat - und bei dem man erkennen musste, dass sich die ursprüngliche Fragestellung nicht mehr aufrechterhalten lässt. "Einigen Namibiern und Namibierinnen kam unsere Ausgangsfrage nach Bildern des Deutschseins, nach deutscher Whiteness im kolonialgeschichtlichen Zusammenhang, etwas befremdlich vor", so Evelyn Annuß, "je weiter das Projekt seine Kreise zog, desto deutlicher wiedersetzten sich viele der von uns ausgelagerten deutschen Nabelschau."
Wer gibt welche Antworten?
Dass die Ausgangsfrage auf die Fotografen und Fotografinnen aus sämtlichen Milieus und gesellschaftlichen Schichten befremdlich gewirkt haben könnte, erschließt sich beim Besuch der Ausstellung. "Die Gäste, die heute Abend hier erschienen sind, sind nicht die, die ich gewöhnlich bei einer Ausstellungseröffnung sehe", meint Politologe Henning Melber und verzichtet auf die standesgemäße Begrüßung der Offiziellen. "Das hier ist Namibia", da sind sich alle Redner einig, "so vielfältig es ist". Boetietjie bestätigt, in dem er am Schluss der eigentlichen Reden das Wort ergreift.
Wer schaut hin?
Eine Gruppe war sogar eigens aus der Caprivi-Region angereist, um ihre Bilder in der Windhoeker Ausstellung zu besichtigen. So wurde die Ausstellungseröffnung zu einem Aufeinandertreffen von verschiedensten Welten: Vom Anzugträger bis zum Selbstversorgern, vom Akademiker bis zum Arbeiter hatten sich Interessierte versammelt.
Wer sieht was?
"Stagings made in Namibia" - zuvor in Berlin ausgestellt- zeigt Bilder, die anders sind als die bundesdeutsche Erwartung. Nicht die namibische Wüste, das Buschland, Sonnenuntergänge oder romantisierende Abbildungen vermeintlich `unberührter Stämme' sind zu sehen. Es sind oft Darstellungen von Menschen, die die Fotografierten selbst zu Akteuren machen - und so eine andere Aufmerksamkeit einfordern. Die Ausstellung wird so zum Gegenentwurf für die derzeit vorherrschende symbolische Besetzung Namibias.
Die Ausstellung "Stagings in Namibia" wird bis zum 26. September 2009 in der Natonalgalerie zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 8 bis 17 Uhr, an Samstagen 9 bis 14 Uhr.
Wer fotografiert?
Es ist zwischen März 2007 und Mai 2008, dass Boetietjie und hunderte andere Namibier von Oranjemund bis zur Caprivi-Region, Einwegkameras oder Billigapparate in die Hand gedrückt bekommen - mit dem "Auftrag", das Nachleben der Kolonialgeschichte auf Polaroid zu bannen. Ob Kinder oder Rentner, Arbeiter oder Arbeitslose, Studenten, Journalisten, Dragqueens oder Barfrauen - die Aufzählung unterschiedlichster Umfelder ist nahezu unerschöpflich. Herausgekommen sind Momentaufnahmen aus dem alltäglichen Namibia - sowohl mit, als auch oft ohne offensichtlichen Kolonialbezug.
Wer stellt die Fragen?
"Stagings made in Namibia" ist ein Experimentierfeld, so beschreiben es die Initiatoren rund um Evelyn Annuß. Ein Experiment, das sich verselbstständig hat - und bei dem man erkennen musste, dass sich die ursprüngliche Fragestellung nicht mehr aufrechterhalten lässt. "Einigen Namibiern und Namibierinnen kam unsere Ausgangsfrage nach Bildern des Deutschseins, nach deutscher Whiteness im kolonialgeschichtlichen Zusammenhang, etwas befremdlich vor", so Evelyn Annuß, "je weiter das Projekt seine Kreise zog, desto deutlicher wiedersetzten sich viele der von uns ausgelagerten deutschen Nabelschau."
Wer gibt welche Antworten?
Dass die Ausgangsfrage auf die Fotografen und Fotografinnen aus sämtlichen Milieus und gesellschaftlichen Schichten befremdlich gewirkt haben könnte, erschließt sich beim Besuch der Ausstellung. "Die Gäste, die heute Abend hier erschienen sind, sind nicht die, die ich gewöhnlich bei einer Ausstellungseröffnung sehe", meint Politologe Henning Melber und verzichtet auf die standesgemäße Begrüßung der Offiziellen. "Das hier ist Namibia", da sind sich alle Redner einig, "so vielfältig es ist". Boetietjie bestätigt, in dem er am Schluss der eigentlichen Reden das Wort ergreift.
Wer schaut hin?
Eine Gruppe war sogar eigens aus der Caprivi-Region angereist, um ihre Bilder in der Windhoeker Ausstellung zu besichtigen. So wurde die Ausstellungseröffnung zu einem Aufeinandertreffen von verschiedensten Welten: Vom Anzugträger bis zum Selbstversorgern, vom Akademiker bis zum Arbeiter hatten sich Interessierte versammelt.
Wer sieht was?
"Stagings made in Namibia" - zuvor in Berlin ausgestellt- zeigt Bilder, die anders sind als die bundesdeutsche Erwartung. Nicht die namibische Wüste, das Buschland, Sonnenuntergänge oder romantisierende Abbildungen vermeintlich `unberührter Stämme' sind zu sehen. Es sind oft Darstellungen von Menschen, die die Fotografierten selbst zu Akteuren machen - und so eine andere Aufmerksamkeit einfordern. Die Ausstellung wird so zum Gegenentwurf für die derzeit vorherrschende symbolische Besetzung Namibias.
Die Ausstellung "Stagings in Namibia" wird bis zum 26. September 2009 in der Natonalgalerie zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 8 bis 17 Uhr, an Samstagen 9 bis 14 Uhr.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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