Demontage Mugabes sorgt für Lichtblick in Simbabwe
Und selbst ganz am Ende, als der greise Diktator eigentlich hätte dankbar sein müssen, dass ihn das Militär nach dessen Machtübernahme am Mittwoch noch mit so viel Respekt behandelte, klammerte sich Mugabe in eben diesem Glauben an das letzte Quäntchen Macht - bis die eigene Partei ihn am Sonntag schließlich offiziell vom Parteivorsitz feuerte und damit sein weiteres Schicksal vorzeichnete. Ein demütigendes Ende. Seine im Volk verhasste Ehefrau Grace wurde bei der Gelegenheit sogar gleich aus der Partei geworfen.
Jugendliga macht Tempo
Damit kulminiert eine Entwicklung, die mit der Intervention des Militärs am Mittwochmorgen begonnen hatte: Nur zwei Tage später hatten am Freitag acht der zehn Regionalverbände der regierenden Zanu PF für Mugabes sofortige Absetzung als Staats- und Parteichef gestimmt. Der 93-Jährige sei zu alt, um Partei und Regierung zu führen, hieß es in der Resolution. Vor allem der Jugendliga der ZANU, die wie alle anderen Parteiverbände Mugabe 37 Jahre lang sklavisch treu ergeben war, konnte es am Ende gar nicht schnell genug gehen: Ihre Mitglieder forderten bereits am Samstag den sofortigen Rauswurf Mugabes aus der Partei.
Statt Mugabe soll künftig Emmerson Mnangagwa die Zanu PF führen, also jener Mann, den Mugabe auf Geheiß seiner machthungrigen Frau erst vor zwei Wochen als Vizepräsident gefeuert und wenig später sogar aus der Partei ausgeschlossen hatte. Die von den Mugabes offenbar völlig eigenmächtig getroffene Entscheidung war vergangene Woche Triebfeder für jene Ereignisse gewesen, die nun im Sturz Mugabes als Staatschef gipfeln werden. Grace Mugabe sei auch für ihre Hassreden und ihre gesellschaftliche Spaltung aus der Partei geworfen worden, hieß es aus Kreisen des Zentralkomitees der Zanu PF.
Bis gestern sollte Mugabe eine Kapitulationsurkunde zum Amtsverzicht unterzeichnen. Weil er das nicht gemacht hat, wird das Parlament ihn wohl spätestens am heutigen Dienstag mit einem Misstrauensvotum stürzen.
Die Macht schwindet
Dass sich Mugabe mit seinem unvermeidlichen Abgang bis zuletzt widersetzte, hatte er am Freitag gezeigt, als er trotz Hausarrests an der Abschlussfeier seiner Universität in der Hauptstadt Harare teilnahm. Anders als früher war Mugabe bereits zu dieser Veranstaltung erstmals nicht mehr mit seiner Motorradstaffel und Präsidialgarde sondern nur mit drei Autos vorgefahren - ein deutliches Indiz für das Schwinden seiner Macht.
Am Samstag waren bei einer Großdemonstration in der Hauptstadt Harare zehntausende Simbabwer zur Unterstützung der Militäraktion gegen Mugabe auf die Straße gegangen. Eine solch farbenfrohe Demonstration wäre noch vor kurzem ohne ein sofortiges Eingreifen der Polizei völlig undenkbar gewesen und zeigt, wie schnell sich die Dinge im Land derzeit verändern und wie hungrig die 14 Millionen Simbabwer nach einem Neuanfang sind.
Geld nur für Reformen
Allerdings gab es auch mahnende Stimmen: „Bei aller berechtigten Euphorie bleibt die Sorge, dass die Putschisten und ehemaligen Weggefährten Mugabes den Traum der Menschen nach Freiheit und Demokratie enttäuschen“, warnte Wolf Krug, Afrika-Experte der Hanns-Seidel-Stiftung. „Der Westen darf sich jetzt nicht an der Nase herumführen lassen. Finanzielle Hilfe muss an echte Reformen geknüpft werden“, sagte er.
Allgemein wird nach dem Abtritt Mugabes schon für diese Woche mit dem sofortigen Rückzug des Militärs aus dem politischen Leben und der Bildung einer Übergangsregierung unter Führung Mnangagwa gerechnet. Diese Lösung wäre im Grunde eine Regierung der Nationalen Einheit, weil ihr wohl mit Sicherheit auch Mitglieder der oppositionellen Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) angehören würden, vermutlich auch deren (erkrankter) Führer Morgan Tsvangarai als Premierminister. Dies wäre nach den langen Jahren des Niedergangs unter Mugabe und seiner Regierungsclique zumindest ein erster Lichtblick für das geschundene Land.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Jugendliga macht Tempo
Damit kulminiert eine Entwicklung, die mit der Intervention des Militärs am Mittwochmorgen begonnen hatte: Nur zwei Tage später hatten am Freitag acht der zehn Regionalverbände der regierenden Zanu PF für Mugabes sofortige Absetzung als Staats- und Parteichef gestimmt. Der 93-Jährige sei zu alt, um Partei und Regierung zu führen, hieß es in der Resolution. Vor allem der Jugendliga der ZANU, die wie alle anderen Parteiverbände Mugabe 37 Jahre lang sklavisch treu ergeben war, konnte es am Ende gar nicht schnell genug gehen: Ihre Mitglieder forderten bereits am Samstag den sofortigen Rauswurf Mugabes aus der Partei.
Statt Mugabe soll künftig Emmerson Mnangagwa die Zanu PF führen, also jener Mann, den Mugabe auf Geheiß seiner machthungrigen Frau erst vor zwei Wochen als Vizepräsident gefeuert und wenig später sogar aus der Partei ausgeschlossen hatte. Die von den Mugabes offenbar völlig eigenmächtig getroffene Entscheidung war vergangene Woche Triebfeder für jene Ereignisse gewesen, die nun im Sturz Mugabes als Staatschef gipfeln werden. Grace Mugabe sei auch für ihre Hassreden und ihre gesellschaftliche Spaltung aus der Partei geworfen worden, hieß es aus Kreisen des Zentralkomitees der Zanu PF.
Bis gestern sollte Mugabe eine Kapitulationsurkunde zum Amtsverzicht unterzeichnen. Weil er das nicht gemacht hat, wird das Parlament ihn wohl spätestens am heutigen Dienstag mit einem Misstrauensvotum stürzen.
Die Macht schwindet
Dass sich Mugabe mit seinem unvermeidlichen Abgang bis zuletzt widersetzte, hatte er am Freitag gezeigt, als er trotz Hausarrests an der Abschlussfeier seiner Universität in der Hauptstadt Harare teilnahm. Anders als früher war Mugabe bereits zu dieser Veranstaltung erstmals nicht mehr mit seiner Motorradstaffel und Präsidialgarde sondern nur mit drei Autos vorgefahren - ein deutliches Indiz für das Schwinden seiner Macht.
Am Samstag waren bei einer Großdemonstration in der Hauptstadt Harare zehntausende Simbabwer zur Unterstützung der Militäraktion gegen Mugabe auf die Straße gegangen. Eine solch farbenfrohe Demonstration wäre noch vor kurzem ohne ein sofortiges Eingreifen der Polizei völlig undenkbar gewesen und zeigt, wie schnell sich die Dinge im Land derzeit verändern und wie hungrig die 14 Millionen Simbabwer nach einem Neuanfang sind.
Geld nur für Reformen
Allerdings gab es auch mahnende Stimmen: „Bei aller berechtigten Euphorie bleibt die Sorge, dass die Putschisten und ehemaligen Weggefährten Mugabes den Traum der Menschen nach Freiheit und Demokratie enttäuschen“, warnte Wolf Krug, Afrika-Experte der Hanns-Seidel-Stiftung. „Der Westen darf sich jetzt nicht an der Nase herumführen lassen. Finanzielle Hilfe muss an echte Reformen geknüpft werden“, sagte er.
Allgemein wird nach dem Abtritt Mugabes schon für diese Woche mit dem sofortigen Rückzug des Militärs aus dem politischen Leben und der Bildung einer Übergangsregierung unter Führung Mnangagwa gerechnet. Diese Lösung wäre im Grunde eine Regierung der Nationalen Einheit, weil ihr wohl mit Sicherheit auch Mitglieder der oppositionellen Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) angehören würden, vermutlich auch deren (erkrankter) Führer Morgan Tsvangarai als Premierminister. Dies wäre nach den langen Jahren des Niedergangs unter Mugabe und seiner Regierungsclique zumindest ein erster Lichtblick für das geschundene Land.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
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Allgemeine Zeitung
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