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Demonstation weckt Erwartung

Der große Marsch durch die Innenstadt Windhoeks gegen die Korruption hat gestern durch breite Beteiligung und durch das Bekenntnis prominentester Redner Geschichte gemacht. Über 2000 Menschen haben demonstriert und sich geduldig viele Reden angehört, die sich alle in ausgefeilter Formulierung um das Kernproblem drehen: gut bezahlte Entscheidungsträger in hohen Posten des Staates und des Privatsektors machen aus persönlicher Habgier dunkle Geschäfte auf Kosten sowohl der Staatskasse als auch der privaten oder halbstaatlichen Betriebskasse. Hinzu kommen Missbrauch und Verschwendung staatlicher, beziehungsweise korporativer Produktionsmittel, die eher zur Linderung der bitteren Armut und Arbeitslosigkeit dienen sollten.
Noch nie haben der Staat und der Privatsektor in ihrer Entschlossenheit, die Korruption auszumerzen, ein derart geschlossenes und vielfältiges Bild wie gestern auf den Straßen der Innenstadt und bei der Großkundgebung im Garten des Tintenpalasts geboten. Von der verlesenen Rede des Staatspräsidenten über die Beiträge des Jugendrates, des Arbeitgeberverbands, der Frauenrechtlerin, der Geistlichkeit, des Chefs der Anti-Korruptionskommission (ACC) und des Privatsektors ging jeweils der Vorsatz aus, konkrete und kompromisslose Maßnahmen zu ergreifen. Diese feierlich angekündigten Gelöbnisse müssen nun durch sichtbare Ergebnisse bestätigt werden, um über das bombastische Lippenbekenntnis hinauszukommen.
Als ACC-Chef Paulus Noa nach Beratung mit namibischen Redakteuren häufiger Fahndungserfolge und Bloßstellung von Korruptionfällen in die Medien lancierte, haben bezeichnenderweise etliche SWAPO-Köpfe aufgejault: die Generalsekretärin Pendukeni Iivula-Ithana und der Generalsekretär der Jugendliga, Eliah Ngurare, der übrigens auch die Mitveranstalterin der gestrigen Demonstration, Veronica de Klerk von Women's Action for Development (WAD) zu verunglimpfen sucht. Ohne weitere Interpretation ist auch zu vermerken, dass - obwohl angesagt - Präsident Pohamba und Altpräsident Sam Nujoma der gestrigen National-Veranstaltung nicht beigewohnt haben. Nujoma ist eher bei Propagandakundgebungen für seine Partei zu finden, derweil Pohambas "so wichtige" anderweitige Verpflichtung nicht weiter präzisiert wurde.
Wichtig ist zu vermerken, dass die vielen prominenten Redner gestern der Anti-Korruptionskommission moralisch den Rücken gestärkt und den Schreihälsen der regierenden Partei eine Absage erteilt haben und dass eine breite Vertretung von Arbeitnehmern und Angestellten aus erster Hand und mehrfach von der Pflicht erfahren hat, keinerlei Korruption zu dulden, sondern diese bei auftretendem Verdacht und bei Beweisen sofort der ACC zu melden. Namibia ist auf der internationalen Skala der Transparenz und der Korruption während der letzten Jahre einige Stellen abgerutscht. Es ist jetzt Zeit, vor allem im Eigeninteresse, ein neues Blatt aufzuschlagen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-13

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