Das Recht auf Interpretation
Lieber Herr Sydow,
ich bin ihrer Aufforderung gefolgt und habe bei Wikipedia im Internet nachgeschaut, was Pornografie bedeutet. Hier das Ergebnis: "Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität betont werden." Treffer. Ich hatte Recht mit meiner Einschätzung Ihres Buches. Um Ihnen jedoch noch eine Gelegenheit zu geben, habe ich mich auch noch im Duden von 1949 informiert, aber auch da steht nur etwas von "unzüchtigem Schrifttum". Sieht also schlecht für Sie aus.
Gesellschaftskritisch habe ich doch erkannt, dass ihre beiden Hauptdarsteller schwul sind und sich in ihrer historischen Umgebung nicht wohl fühlen und sie deshalb Verbrechen begehen. Wie ich schon sagte, eine echt gute Idee. Nur schlecht geschrieben. Wenn Sie jetzt noch lernen, dass Satzteile auch mit Punkten und nicht nur mit Komma getrennt werden können, haben wir doch schon einen ersten Lernerfolg erzielt.
Es versteht sich auch von selbst, dass ich das Buch auf meine Weise interpretiere. Das ist doch mein gutes Recht als Buchleser und Buchkäufer. Gerade wenn ich schwul oder homophil veranlagt bin, wie Sie es vielleicht glauben, oder auch nicht. Da sollte ich einmal meine Lebensabschnittgefährtin befragen.
Apropos Lebensabschnittgefährtin: Sie haben Frau Jaeger ins Buch gebracht, indem Sie es ihr gewidmet haben. Wenn ich mir eine Radiomoderatorin, die ich persönlich nicht kenne, vorzustellen versuche, hat das eher etwas mit Fantasie zu tun und beileibe nichts mit "Sippenhaft".
Typisch namibisch ist, dass Sie mir das Recht verweigern zu beurteilen was "typisch namibisch" ist und was nicht. In ihrer grenzenlosen Arroganz gehen Sie davon aus, dass ich kein "Hiesiger" bin. Bin ich aber. Kein Geborener zwar, aber die Entwicklung von Land und Leuten in den letzten 15 Jahren ist mir nicht entgangen. Selbst wir beide, Sie und ich, wurden vor Jahren im Gebäude des NBC einander vorgestellt, aber leider habe ich bei Ihnen genauso wenig Eindruck hinterlassen wie Ihr Buch bei mir.
Zum Schluss muss ich noch anmerken, dass ich den beiden Kindern (12 und 14 Jahre) in meinem Haushalt Ihr Buch zu lesen verboten habe. Wenn die Zwei es lesen wollen sollen sie warten bis sie erwachsen sind.
Herrn Feddersen gebe ich den Rat, auf Ihrem Buch einen klaren und deutlichen Vermerk anzubringen - einen Vermerk, der den Käufer darauf hinweist, dass da so manches derbe Wort geschrieben steht. Und ich bleibe auch jetzt noch dabei: Ihr Buch ist Trashliteratur, Underground. Sollte im Regal wirklich neben Charles Bukowski stehen. Aber nicht im Buchhandel zwischen all den namibischen Büchern, die auch von Jugendlichen und Besuchern gekauft werden. Denn wie sagte es schon Hollywood: "Staatsanwälte küsst man nicht!"
H.J. Buller
[email protected]
ich bin ihrer Aufforderung gefolgt und habe bei Wikipedia im Internet nachgeschaut, was Pornografie bedeutet. Hier das Ergebnis: "Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität betont werden." Treffer. Ich hatte Recht mit meiner Einschätzung Ihres Buches. Um Ihnen jedoch noch eine Gelegenheit zu geben, habe ich mich auch noch im Duden von 1949 informiert, aber auch da steht nur etwas von "unzüchtigem Schrifttum". Sieht also schlecht für Sie aus.
Gesellschaftskritisch habe ich doch erkannt, dass ihre beiden Hauptdarsteller schwul sind und sich in ihrer historischen Umgebung nicht wohl fühlen und sie deshalb Verbrechen begehen. Wie ich schon sagte, eine echt gute Idee. Nur schlecht geschrieben. Wenn Sie jetzt noch lernen, dass Satzteile auch mit Punkten und nicht nur mit Komma getrennt werden können, haben wir doch schon einen ersten Lernerfolg erzielt.
Es versteht sich auch von selbst, dass ich das Buch auf meine Weise interpretiere. Das ist doch mein gutes Recht als Buchleser und Buchkäufer. Gerade wenn ich schwul oder homophil veranlagt bin, wie Sie es vielleicht glauben, oder auch nicht. Da sollte ich einmal meine Lebensabschnittgefährtin befragen.
Apropos Lebensabschnittgefährtin: Sie haben Frau Jaeger ins Buch gebracht, indem Sie es ihr gewidmet haben. Wenn ich mir eine Radiomoderatorin, die ich persönlich nicht kenne, vorzustellen versuche, hat das eher etwas mit Fantasie zu tun und beileibe nichts mit "Sippenhaft".
Typisch namibisch ist, dass Sie mir das Recht verweigern zu beurteilen was "typisch namibisch" ist und was nicht. In ihrer grenzenlosen Arroganz gehen Sie davon aus, dass ich kein "Hiesiger" bin. Bin ich aber. Kein Geborener zwar, aber die Entwicklung von Land und Leuten in den letzten 15 Jahren ist mir nicht entgangen. Selbst wir beide, Sie und ich, wurden vor Jahren im Gebäude des NBC einander vorgestellt, aber leider habe ich bei Ihnen genauso wenig Eindruck hinterlassen wie Ihr Buch bei mir.
Zum Schluss muss ich noch anmerken, dass ich den beiden Kindern (12 und 14 Jahre) in meinem Haushalt Ihr Buch zu lesen verboten habe. Wenn die Zwei es lesen wollen sollen sie warten bis sie erwachsen sind.
Herrn Feddersen gebe ich den Rat, auf Ihrem Buch einen klaren und deutlichen Vermerk anzubringen - einen Vermerk, der den Käufer darauf hinweist, dass da so manches derbe Wort geschrieben steht. Und ich bleibe auch jetzt noch dabei: Ihr Buch ist Trashliteratur, Underground. Sollte im Regal wirklich neben Charles Bukowski stehen. Aber nicht im Buchhandel zwischen all den namibischen Büchern, die auch von Jugendlichen und Besuchern gekauft werden. Denn wie sagte es schon Hollywood: "Staatsanwälte küsst man nicht!"
H.J. Buller
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Allgemeine Zeitung
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