Das Herz schlägt im ¾-Takt
Das Herz schlägt im ¾-Takt

Das Herz schlägt im ¾-Takt

Die sechs Tanzpaare, die sich da gegenüberstehen, schauen mal mehr und mal weniger skeptisch. Die Gruppe ist zusammengewürfelt aus Fortgeschrittenen und totalen Anfängern. Deren Hüften sind anfangs noch ein wenig steif, die Gesichter hochkonzentriert. Über die Lautsprecher ertönt ein langsamer Walzer. Und mit jeder Minute Bewegung lockern sich die Gesichtsmuskeln, und heitere Lacher erklingen, wenn es doch mal den ein oder anderen Fuß erwischt. Zwischen den Paaren läuft Martina Schwardmann entlang und korrigiert – unter anderem immer wieder die Haltung. Dabei greift sie gerne auf ein Bild zurück: „Die Frau muss sich in den Armen des Tanzpartners wie in einem Goldenen Käfig fühlen.“ Als Schwardmann vor knapp 20 Jahren nach Namibia kam, sei ihr aufgefallen, dass hier mehr getanzt werde als in Deutschland. Besonders bei der deutschsprachigen Bevölkerung habe der Gesellschaftstanz immer noch einen sehr hohen Stellenwert. „Viele Eltern schicken ihre Kinder in die Tanzschule, damit ihnen Etiquette und Benimmregeln beigebracht werden.“ Sie erhofften sich, dass ihre Kinder – speziell die Söhne – durch die Kurse Sicherheit auf dem „gesellschaftlichen Parkett“ erlangten. Die in manchen Tanzschulen steife Atmosphäre – teilweise gibt es sogar noch eine Kleiderordnung – sieht Schwardmann durchaus kritisch. Denn besonders für Jungen sei es in der Pubertät schwierig, sich wirklich in diese Welt einzufinden. „In Deutschland hat man inzwischen erkannt, dass man vorrangig die Freude am Tanzen vermitteln sollte. Die Schüler dürfen dort zum Beispiel inzwischen anziehen, was sie möchten“, sagt Schwardmann. Es gebe auch so genannte Tanzpartys. „Da können die Jugendlichen auf einer entspannten Ebene zusammenkommen und sich kennenlernen.“ Die heute 58-Jährige selbst begann mit 13 Jahren zunächst, Ballettunterricht zu nehmen, bevor sie dann mit 15 Jahren in der Tanzschule Gesellschaftstanz lernte – bis heute ihr Steckenpferd. Ihre alte Tanzlehrerin war es dann auch, die sie nach dem Abbruch des Sprachenstudiums überredete, ebenfalls zu unterrichten. Von 1977 bis 1994 hat Schwardmann dann Jugendlichen als ADTV-Tanzlehrerin in ihrer eigenen Tanzschule in ihrem deutschen Heimatort Michelstadt bei Heidelberg (Baden-Württemberg) den Gesellschaftstanz näher gebracht. Der umfasst die fünf Standardtänze Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep sowie die fünf lateinamerikanischen Tänze Cha-Cha-Cha, Samba, Rumba, Paso Doble und Jive. Schwardmanns Repertoire umfasse aber noch deutlich mehr Stilrichtungen: „Ich kann auch Jazz, Ballett, Modern Dance, Rock´n´Roll, Showdance und Formationstanz.“ Letzteren unterrichtete sie auch in Namibia, zum Beispiel an der DHPS und am Windhoek Gymnasium. „Ein Höhepunkt in Namibia war das Musical Hair im Jahr 1998, das im NTN aufgeführt wurde. Das habe ich choreografiert und produziert.“ Außerdem wurde sie hier als „fliegende Tanzlehrerin“ bekannt. „Früher bin ich freitags immer zu verschiedenen Farmerverbänden geflogen und habe dort ein Wochenende lang Tanzunterricht gegeben.“ Heute bietet die 58-Jährige nur noch Kurse für Erwachsene an: Im Line Dance – ein Reihentanz, der meist zu Country- oder Popmusik getanzt wird – und im Gesellschaftstanz. Zunächst fanden die Kurse im Backstage statt, jetzt im Goethe-Zentrum. Die Teilnehmer sind 30 Jahre und älter. Unter ihnen ist zum Beispiel das Ehepaar Carola und Hellmut Risser. Die beiden haben sich zwar nicht auf dem Parkett kennengelernt, tanzen aber inzwischen seit über 30 Jahren zusammen und kommen regelmäßig zu Schwardmanns Tanzstunde im Goethe-Zentrum. „Wir suchen uns auch immer mal wieder neue Tänze, damit wir nicht nur bei den klassischen Standardtänzen bleiben“, sagt Carola Risser. Sie macht deutlich: „Für uns gehört das Tanzen zu unserem Leben dazu.“ Für viele Paare sei der gemeinsame Tanz ein Ausgleich zum Alltag, so Schwardmann. Auch sie selbst tanze „leidenschaftlich gerne“ mit ihrem Ehemann. Und es mache sie immer wieder glücklich, „wenn ein Paar harmonisch und rhythmisch zusammen tanzt“. Der gemeinsame Tanz spiegele immer auch die Beziehung wider, die ein Paar abseits des Tanzparketts habe – „zum Beispiel harmonisch, dominant oder verschoben. Kein anderer Sport sei anstrengender für eine Beziehung. „Denn man muss sich beim Gesellschaftstanz wirklich aufeinander einlassen, und man braucht viel Geduld miteinander. Man kann sehr viel lernen für das Private – gerade heute im Emanzipationszeitalter. Die Frau kann lernen, sich auch mal führen zu lassen, während der Mann bewusst die Führung übernehmen kann.“ Sie hätte vielleicht auch Eheberaterin werden können, fügt Schwardmann hinzu und lacht. Sie suche für ihre Kurse vor allem Leute, die mit Ehrgeiz bei der Sache sind. Denn bevor man „richtig tanzen“ könne, müsse man sich erst einmal durchkämpfen: „Erst gibt es zehn Wochen ein Grundprogramm, dann nochmal zehn Wochen eines für Fortgeschrittene. Aber so richtig zu tanzen anfangen kann man eigentlich erst nach 30 Wochen – das heißt über den Grundschritt und einfache Figuren hinausgehen.“ Wenn man sich als Tanzlehrer selbst verwirklichen wolle, sei es natürlich das Ziel, seine Schüler genau an diesen Punkt zu bringen. Dazu habe im Prinzip jeder Schüler das Potenzial, so Schwardmann. „Natürlich gibt es nicht in jedem Kurs einen Fred Astair und eine Ginger Rogers. Aber jeder, der gut an sich arbeitet, kann eine gute Figur machen.“ Auf wirklicher Talentsuche sei sie jedoch nicht. „Um die zu entdecken, müsste man auch gezielt Jugendarbeit machen und etwa in allen achten Klassen suchen.“ Außerdem sei der Turniertanz in Namibia bisher nicht so bekannt. „Für richtige Wettbewerbe müsste man nach Südafrika reisen, hier gab es ja bisher erst ein richtiges Turnier.“ Auch Schwarze kommen zu Schwardmanns Kursen. Und dabei falle auf, dass diese meist doch noch mehr Rhythmus-Gefühl als die Deutschsprachigen hätten. „Der Grund dafür ist vermutlich, dass hier jeder tanzt, zu jeder Gelegenheit“, sagt Schwardmann. Als einen vergleichbaren afrikanischen Tanz zum Gesellschaftstanz nennt sie den Sokkie. „Der Tanz hat Ähnlichkeit mit unseren Discofox, aber er hat keinen Stopschritt, und die Frau steht nicht parallel zum Mann wie in der klassischen Tanzhaltung.“ Im Gegensatz zur westlichen Konsumgesellschaft würden in Namibia – und generell in Afrika – durch das Tanzen noch Gefühle ausgedrückt. „Von den Deutschsprachigen tanzt heute doch zum Beispiel niemand mehr eine Rumba, weil er das Gefühl Liebe ausdrücken will“, so Schwardmann. Nicht nur die Motivation, warum Paare sich aufs Parkett wagen, sondern auch der Gesellschaftstanz selbst habe sich im Laufe der Zeit verändert. „Er geht mit der Mode“, so Schwardmann. „Zum Beispiel gibt es bei den lateinamerikanischen Tänzen heute viel mehr Showelemente als früher.“ Und ebenfalls auf andere Tanzrichtungen habe die heutige schnelllebige Gesellschaft einen Einfluss: „Dadurch sind Tänze wie Hip Hop oder Streetdance entstanden.“ Einen vergleichbaren afrikanischen Tanz zum Gesellschaftstanz sieht Schwardmann im Sakie Sakie. „Der Tanz hat Ähnlichkeit mit unserem Discofox, aber er hat keinen Stoppschritt und die Frau steht nicht parallel zum Mann wie in der klassischen Tanzhaltung.“ Auch für ihre Tanzstunden plant Schwardmann eine Veränderung. Sie möchte die Tanzstunden zu einem Tanzclub-Format umwandeln – das habe auch finanzielle Gründe. Die Neuerung solle schon diesen Monat über die Bühne gehen. Der Tanzclub solle vorerst weiterhin im Goethe-Zentrum stattfinden.

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Allgemeine Zeitung 2024-05-17

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