Chronische Krisenverwaltung

Die jährlich wiederkehrende Debatte über die Gründe für das Platzgerangel am ersten Schultag geht regelmäßig an der Tatsache vorbei, dass es schlicht und ergreifend zu wenig Klassenzimmer in Namibia gibt.

Natürlich tragen die Eltern zum chaotischen Verlauf des Schulbeginns bei, weil viele von ihnen die eigenen Kinder nicht frühzeitig anmelden. Und natürlich ist die andauernde Landflucht eine Ursache dafür, dass die Schulen in den städtischen Zentren überlaufen sind und selbstverständlich führt das Qualitätsgefälle zwischen einzelnen Schulen dazu, dass jene mit vergleichsweise hohem Niveau überrannt werden.

Aber dieser Sachverhalt kann nicht über den Fakt hinwegtäuschen, dass der traditionelle Kampf um Schulplätze weniger mit schlechter Planung zu tun hat. Schließlich wurden bisher immer alle Antragssteller untergebracht, auch wenn dafür die Klassenstärke auf über 40 Kinder erhöht oder an einigen Schulen ein Unterrichts-Schichtsystem eingeführt werden musste.

An der ständigen Krisenverwaltung kann also nicht die Nachlässigkeit der Eltern, die angeblich mangelhafte Vorbereitung der Erziehungsbehörden, die Landflucht, oder der unterschiedliche Bildungsstandard einzelner Schulen Schuld sein. Vielmehr ist es der ganz offensichtliche Mangel an Klassenzimmern, der aus politischen Gründen gern verschwiegen wird.