Briefe 1893 - 1904 (XIII Brief Teil 1/2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Windhoek, den 13. Januar 1895
Liebe Eltern!
Am 20. geht – glaube ich – die Post ab und deshalb setze ich mich bei Zeiten hin, um zu schreiben. Den vorigen Brief werdet ihr Ende Januar erhalten. Es steht darin alles vom Wagen und von Eisen und anderen Sachen. Prengel hat jetzt vom Schmied Franke einen Brief erhalten, in dem er schreibt, daß es schlecht geht, daß er die 700 Mark gleich bezahlen kann. Nun, er wird dir schon darüber schreiben, wenn du die Bescheinigung an ihn schickst, die im letzten Brief war, und er muß es eben nach und nach schicken und sich der Wagenbauer gedulden.
Wenn du die Fracht für den Wagen dort gleich bar bezahlen mußt, dann lassen wir so viel anweisen von unserem ersparten Geld hier, was hier einfach bei Rentmeister Reinhelt eingezahlt wird und worüber derselbe eine Anweisung nach Deutschland schickt. Sollten sonst noch einige hundert Mark gleich nötig sein, schicken wir auch noch das. Wir begnügen uns dann eben mit einem Spann Ochsen vorläufig. Ich denke, daß du es so machst, daß der Wagen Anfang Mai hier ist, denn die Fracht ist jetzt und wird in nächster Zeit noch immer begehrter und die Ochsen steigen furchtbar im Preis und sind sehr knapp, daß wir uns beeilen müssen, welche zu kaufen. Wir haben es uns also so beredet. Ich fahre mit dem Wagen und Prengel arbeitet noch weiter bei Stern, aber mit dem Vorbehalt, im Fall einer Reparatur an unserem Wagen, ein paar Tage auszutreten. Wir denken eine Heimstätte auf Klein Windhoek zu nehmen, wo wir uns ein Haus und Werkstatt aufschlagen und alles so einrichten, daß wir dort an unserem Wagen arbeiten können. Dann kann, wenn ich nach der Bai bin, Prengel immer nach dem Rechten sehen, da wir uns nachher ja noch ein Spann Ochsen und auch Kleinvieh anschaffen. Prengel verdient 160 Mark im Monat und das ist eine schöne Hilfe nebenbei.
Also im vorigen Brief schrieb ich von dem Zeug, was wir brauchten:
1.) 1 Kluppe zum Gewindeschneiden von ¼ bis 1 Zoll Stärke der Backen
2.) Zentrumsbohrer von ......
3.) Holzbohrer (mit der Hand) etwa 1 Dutzend jede Sorte
4.) 1 Amboß, 150-180 Pfund schwer mit Horn
5.) 1 Schraubenschlüssel von richtiger Größe
6.) 5 Stemmeisen
7.) 5 Stangen Rundeisen
8.) 3 Stangen Flacheisen
9.) 1 Schneidemesser
10.) 1 Schneidehammer (etwa 12 Pfund)
11.) 1 Handsäge mit schmalem Blatt (zum Rundsägen)
12.) 1 kleiner Fuchsschwanz
13.) 1 starker Doppelhobel
14.) 2 Schneidezangen
15.) 1 kleiner Blasebalg
Ferner vom Wagen schrieb ich:
[Es folgt eine sehr lange Liste mit Vorgaben zu dem Wagen, Wünsche dazu, jede Menge Einzelheiten und Spezialbestellungen.]
Anfang Mai denke ich, kann der Wagen hier sein, da doch Anfang Februar schon damit begonnen mit der Arbeit wird, wenn du den vorigen Brief, wo alles drinsteht, doch Ende Januar erhieltest. Doch denke ich auch, Anfang März schon einen Brief von dir zu erhalten, wodurch ich erfahre, daß alles in Angriff genommen ist, sodaß ich Ochsen bestellen kann.
Wenn ich den Wagen habe, dann kann ich auch ins Feld ziehen und die Tauschsachen, die ich noch habe, verhandeln (die sonst ziemlich wertlos sind).
Also, lieber Vater, sehe vor allen Dingen drauf, daß der Wagen in Kisten zu Collis verpackt ist. Sind die Teile nur so zusammengebunden oder geschraubt, dann wird es doch immer als Wagen behandelt und so gemessen. Die Leute müssen eben gar nicht ahnen, daß es Wagenteile sind.
Aber jetzt will ich erst mal was anderes erzählen, obwohl da gerade auch nicht viel zu berichten ist. Meine Reise habe ich im vorigen Brief erzählt. Jetzt werdet ihr fragen, wie ich Weihnachten verlebt habe. Das ist sehr still und ruhig hier gefeiert worden. Wir feierten schon am Nachmittag vor Weihnachten. Ich ging mit Frl. Wilke auf die Höhen, um einen einigermaßen passenden Weihnachtsbaum zu finden, was uns auch gelang. Diesen putzten wir dann nachher recht hübsch aus und am Abend brauten wir eine Bowle und dachten an Deutschland und alte Zeiten. Ich bekam auch eine Kiste Zigarren und eine Flasche Jamaika Rum zum Grog brauen. Die Weihnachtstage ging ich mal zu Prengel nach Klein-Windhoek, sonst verlebte ich die Zeit recht still für mich und dachte auch viel an euch zu Hause. Tag vor Neujahr stach mich eine Wespe oder vielmehr ich erhielt 4-5 Stiche ins Gesicht und meine ganze eine Gesichtshälfte schwoll unförmlich an und das Auge war auch ganz zu, sodaß ich 2 Tage im Bett blieb. Tag nach Neujahr aber zog es schon ab, sodaß ich wieder arbeiten konnte. Jetzt haben wir das Lazarett schon hoch und fangen an zu putzen. Tünschel & Wilke bekommen auch jetzt 3 Maurer von Deutschland.
Liebe Eltern!
Am 20. geht – glaube ich – die Post ab und deshalb setze ich mich bei Zeiten hin, um zu schreiben. Den vorigen Brief werdet ihr Ende Januar erhalten. Es steht darin alles vom Wagen und von Eisen und anderen Sachen. Prengel hat jetzt vom Schmied Franke einen Brief erhalten, in dem er schreibt, daß es schlecht geht, daß er die 700 Mark gleich bezahlen kann. Nun, er wird dir schon darüber schreiben, wenn du die Bescheinigung an ihn schickst, die im letzten Brief war, und er muß es eben nach und nach schicken und sich der Wagenbauer gedulden.
Wenn du die Fracht für den Wagen dort gleich bar bezahlen mußt, dann lassen wir so viel anweisen von unserem ersparten Geld hier, was hier einfach bei Rentmeister Reinhelt eingezahlt wird und worüber derselbe eine Anweisung nach Deutschland schickt. Sollten sonst noch einige hundert Mark gleich nötig sein, schicken wir auch noch das. Wir begnügen uns dann eben mit einem Spann Ochsen vorläufig. Ich denke, daß du es so machst, daß der Wagen Anfang Mai hier ist, denn die Fracht ist jetzt und wird in nächster Zeit noch immer begehrter und die Ochsen steigen furchtbar im Preis und sind sehr knapp, daß wir uns beeilen müssen, welche zu kaufen. Wir haben es uns also so beredet. Ich fahre mit dem Wagen und Prengel arbeitet noch weiter bei Stern, aber mit dem Vorbehalt, im Fall einer Reparatur an unserem Wagen, ein paar Tage auszutreten. Wir denken eine Heimstätte auf Klein Windhoek zu nehmen, wo wir uns ein Haus und Werkstatt aufschlagen und alles so einrichten, daß wir dort an unserem Wagen arbeiten können. Dann kann, wenn ich nach der Bai bin, Prengel immer nach dem Rechten sehen, da wir uns nachher ja noch ein Spann Ochsen und auch Kleinvieh anschaffen. Prengel verdient 160 Mark im Monat und das ist eine schöne Hilfe nebenbei.
Also im vorigen Brief schrieb ich von dem Zeug, was wir brauchten:
1.) 1 Kluppe zum Gewindeschneiden von ¼ bis 1 Zoll Stärke der Backen
2.) Zentrumsbohrer von ......
3.) Holzbohrer (mit der Hand) etwa 1 Dutzend jede Sorte
4.) 1 Amboß, 150-180 Pfund schwer mit Horn
5.) 1 Schraubenschlüssel von richtiger Größe
6.) 5 Stemmeisen
7.) 5 Stangen Rundeisen
8.) 3 Stangen Flacheisen
9.) 1 Schneidemesser
10.) 1 Schneidehammer (etwa 12 Pfund)
11.) 1 Handsäge mit schmalem Blatt (zum Rundsägen)
12.) 1 kleiner Fuchsschwanz
13.) 1 starker Doppelhobel
14.) 2 Schneidezangen
15.) 1 kleiner Blasebalg
Ferner vom Wagen schrieb ich:
[Es folgt eine sehr lange Liste mit Vorgaben zu dem Wagen, Wünsche dazu, jede Menge Einzelheiten und Spezialbestellungen.]
Anfang Mai denke ich, kann der Wagen hier sein, da doch Anfang Februar schon damit begonnen mit der Arbeit wird, wenn du den vorigen Brief, wo alles drinsteht, doch Ende Januar erhieltest. Doch denke ich auch, Anfang März schon einen Brief von dir zu erhalten, wodurch ich erfahre, daß alles in Angriff genommen ist, sodaß ich Ochsen bestellen kann.
Wenn ich den Wagen habe, dann kann ich auch ins Feld ziehen und die Tauschsachen, die ich noch habe, verhandeln (die sonst ziemlich wertlos sind).
Also, lieber Vater, sehe vor allen Dingen drauf, daß der Wagen in Kisten zu Collis verpackt ist. Sind die Teile nur so zusammengebunden oder geschraubt, dann wird es doch immer als Wagen behandelt und so gemessen. Die Leute müssen eben gar nicht ahnen, daß es Wagenteile sind.
Aber jetzt will ich erst mal was anderes erzählen, obwohl da gerade auch nicht viel zu berichten ist. Meine Reise habe ich im vorigen Brief erzählt. Jetzt werdet ihr fragen, wie ich Weihnachten verlebt habe. Das ist sehr still und ruhig hier gefeiert worden. Wir feierten schon am Nachmittag vor Weihnachten. Ich ging mit Frl. Wilke auf die Höhen, um einen einigermaßen passenden Weihnachtsbaum zu finden, was uns auch gelang. Diesen putzten wir dann nachher recht hübsch aus und am Abend brauten wir eine Bowle und dachten an Deutschland und alte Zeiten. Ich bekam auch eine Kiste Zigarren und eine Flasche Jamaika Rum zum Grog brauen. Die Weihnachtstage ging ich mal zu Prengel nach Klein-Windhoek, sonst verlebte ich die Zeit recht still für mich und dachte auch viel an euch zu Hause. Tag vor Neujahr stach mich eine Wespe oder vielmehr ich erhielt 4-5 Stiche ins Gesicht und meine ganze eine Gesichtshälfte schwoll unförmlich an und das Auge war auch ganz zu, sodaß ich 2 Tage im Bett blieb. Tag nach Neujahr aber zog es schon ab, sodaß ich wieder arbeiten konnte. Jetzt haben wir das Lazarett schon hoch und fangen an zu putzen. Tünschel & Wilke bekommen auch jetzt 3 Maurer von Deutschland.
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Allgemeine Zeitung
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