Briefe 1893 - 1904 (Teil 2/2 )
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari (VI Brief )
Also Soldat gespielt habe ich hier auch, was ich nicht gedacht hätte. Doch war es ein gemütliches Soldatenspielen, denn wenn wir auch eben denselben Lohn wie die richtigen Soldaten und Uniform und alles hatten, so hatten wir dafür nur geringe Pflichten zu erfüllen und waren eben doch keine richtigen Soldaten. Das Postenstehen des Nachts mußte natürlich gewissenhaft gemacht werden und es wurde auch häufig inspiziert. Die Schießübungen morgens dagegen waren ganz ungeniert und dauerten nur kurze Zeit. Und mit den paar militärischen Griffen und so, das machte Spaß. Einmal nachts, als wir alle schon längst ruhig schliefen, da, mit einem Mal wach ich auf, draußen knallen überall Schüsse, überall erschallen Signale. Es war ziemlich dunkel und nur mit ziemlicher Mühe gelang es mir, alle meine Montourstücke zurecht zu kriegen, umzuschnallen, Gewehr zu ergreifen und hinaus zu eilen, wo schon Tünschel, Wilke und Kläwe (der andere, der bei uns arbeitet) bereit standen. Wir wußten faktisch nicht, war es Scherz oder Ernst. Wir eilten der weiter hinten befindlichen Landstraße zu und besetzten dort ein zum Viertel erbautes Haus. Da kam auch schon ein Reiter und dann noch einer angesprengt. Wir riefen Halt und es war der Platz-Leutnant, der sagte, wir sollten nur annehmen, der Feind stünde dort und wir sollten schießen. Nun, wir knallten denn auch ein bißchen und gingen dann wieder schlafen. Ein anderes Mal, als mal wieder Alarm war, beunruhigten wir uns aber nicht wieder sosehr. Es ist hier jetzt bald Hochwinter und nachts sehr kalt, der Tag währt jetzt nur noch von morgens ½ 7 bis abends ½ 6 Uhr. Ich bin schon so viel umhergereist im Land unten, daß ich ganz zufrieden bin, hier jetzt ruhig still zu sitzen. Wir haben hier auch alle möglichen Haustiere, ein halbes Dutzend Hunde, große und kleine, dann Katzen, einen zahmen Ziegenbock, Hühner, Hasen und Küken, alles wimmelt hier ums Zelt herum. Schweine sind hier eingeführt von Ansiedlern, von der Truppe sind auch etwa ein Dutzend Kamele eingeführt, die auch schon Junge haben und die hier auf die Weide gehen. Jetzt haben wir ja Waffenstillstand mit Hendrik (Witbooi), doch nur bis zum 1. August. Bis dahin kommen ja noch Truppen mit dem deutschen Schiff. Wenn Hendrik sich bis dahin nicht besonnen hat, dann wird Leutwein ihn gewiß mit aller Kraft angreifen. Und viel Munition kann Hendrik jetzt auch nicht mehr rankriegen, da jetzt überall aufgepasst wird. Der vormalige Feldwebel Hesse, der damals nach dem Treffen bei Hornkranz, als er einen Verwundeten nach Windhoek von Hornkranz aus zu bringen hatte, sich bei dem unterwegs durch die Hottentotten stattfindenden Überfall so feig zeigte und ausriß und daher schon vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollte, derselbe ist jetzt verduftet und zwar auf englisches Gebiet jenseits des Ovango, wo er in einem Bergwerk arbeitet und die Deutschen auf der anderen Seite des Flusses auslacht. Mein Landsmann Hermann Schmidt soll in Transvaal sein, da er auch hier ausgerissen ist, als man ihn verhaften wollte. Er hat dem Unteroffizier noch sein Gewehr gegeben und dann plötzlich dem Pferd die Sporen gegeben und ist davongesprengt.
Ich adressiere diesen Brief nach Grünow, da er dort gewiß Ende August ankommt, um die Zeit, wenn schon Ferien sind. Da hast du es doch sehr schön mit diesen letzteren und noch dazu in unserem schönen Grünow. Hoffentlich bekomme ich auch bald wieder ein paar Zeilen von dir. An Friedel habe ich jetzt auch einen langen Brief geschrieben mit einer ausführlichen Schilderung meiner ersten Reise, und du kannst dir ja denselben geben lassen. Ein paar interessante Bücher, daran kannst du mal denken helfen, mir mal mitzuschicken. Man hat hier gar keine Lektüre oder sonstige Beschäftigung.
Doch nun lebe wohl, ich will recht sehr wünschen, daß du dich gesund befindest und die kommenden Ferien gut verlebst. Grüße alle Freunde von mir, die du siehst und sag, ich schreibe ihnen auch bald einen Brief. Auch die alten Ortmanns und Helwichs und Karl Beyer und Bauer Grüße bei Gelegenheit. In herzlicher Liebe,
Dein Bruder Hans
N.B. Zigarren sind hier auch schlecht und sehr teuer. Die Handelsleute, die einen Store hier haben, machen oder haben vielmehr schon längst ein riesiges Geschäft. Heute ist die Truppe mit einem Geschütz nach Okahandja. Leutwein ist auch mit, um - wie man denkt - dort Samuel (den dort von Leutwein nun als Oberhäuptling bestimmten Anführer der Hereros) gegen andere feindliche Häuptlinge in Schutz zu nehmen und das Ansehen der deutschen Regierung dort zu festigen.
Ich adressiere diesen Brief nach Grünow, da er dort gewiß Ende August ankommt, um die Zeit, wenn schon Ferien sind. Da hast du es doch sehr schön mit diesen letzteren und noch dazu in unserem schönen Grünow. Hoffentlich bekomme ich auch bald wieder ein paar Zeilen von dir. An Friedel habe ich jetzt auch einen langen Brief geschrieben mit einer ausführlichen Schilderung meiner ersten Reise, und du kannst dir ja denselben geben lassen. Ein paar interessante Bücher, daran kannst du mal denken helfen, mir mal mitzuschicken. Man hat hier gar keine Lektüre oder sonstige Beschäftigung.
Doch nun lebe wohl, ich will recht sehr wünschen, daß du dich gesund befindest und die kommenden Ferien gut verlebst. Grüße alle Freunde von mir, die du siehst und sag, ich schreibe ihnen auch bald einen Brief. Auch die alten Ortmanns und Helwichs und Karl Beyer und Bauer Grüße bei Gelegenheit. In herzlicher Liebe,
Dein Bruder Hans
N.B. Zigarren sind hier auch schlecht und sehr teuer. Die Handelsleute, die einen Store hier haben, machen oder haben vielmehr schon längst ein riesiges Geschäft. Heute ist die Truppe mit einem Geschütz nach Okahandja. Leutwein ist auch mit, um - wie man denkt - dort Samuel (den dort von Leutwein nun als Oberhäuptling bestimmten Anführer der Hereros) gegen andere feindliche Häuptlinge in Schutz zu nehmen und das Ansehen der deutschen Regierung dort zu festigen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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