Briefe 1893 - 1904 (55. Brief )
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Hamakari, den 25. Juni 1902
Lieber Vater!
Soeben bin ich von Karibib zurückgekommen und greife gleich zur Feder. In Karibib wollte ich schreiben, hatte aber so viel zu tun, daß ich nicht dazu kam. Ich habe auch neue Hinterräder an den alten Wagen machen lassen. Doch die Buchsen, die du mir durch Menzel damals schicktest, passten nicht, waren zu groß, passten zu dem anderen zweiten Wagen. Zum Glück waren die alten Buchsen noch gut. Schicke doch später, wenn du wieder eine Sendung schickst, 2 Buchsen mit, zu dem alten (1895) Wagen passend. Menzel muß es doch wissen. Sie sind etwa so viel kleiner, als die Buchsen zu dem später gemachten Wagen, etwa einen kleinen Fingerbreit kleiner.
Deine Sendung war mit dem Ende-Mai-Schiff nicht gekommen. So mußte ich in Karibib Waren kaufen und habe kein Geld geschickt. Ich hätte auch schwerlich jetzt bares Geld gekriegt. Nirgends ist was zu haben. Überall bei der Truppe habe ich angefragt, doch überall ist genug Vieh da und sie kaufen nur von ihren bestimmten Lieferanten. Doch jetzt habe ich Aussicht, Geld zu erhalten, wenn ich nächstes Mal hinunter fahre und dann wird die 2. Sendung, von der du schreibst, gewiß da sein und dann schicke ich das Geld für die erste Sendung.
Ich habe, seitdem ich meinen letzten Brief von Ende April schrieb, von euch keinen mehr erhalten. Nur Zeitungen von dir einmal. Aber gestern muß die Post nach Waterberg gekommen sein und da gehe ich noch heute hinüber. Da soll dieser Brief auch gleich mit. Sonst geht es mir gut. Mein Vieh habe ich gut heruntergebracht, für 4350 Mark verkauft. Mein Partner Leinhos ist gestern gleich ins Handelsfeld losgefahren.
Gewiß treffe ich auf Waterberg Briefe von euch an, ich freue mich schon darauf. Ich habe mich noch in Karibib überall nach Photographien erkundigt, aber ich habe nur 3 Stück bekommen. Sowie ich genug habe, schicke ich sie. Im Ganzen habe ich 11 Stück.
Ich hatte jetzt beim Heraufkommen von Karibib Malheur. Ich habe die Zange gebrochen vorne (vor Altertum). Ich habe unterwegs aus einheimischem Holz eine neue gemacht, ein tüchtiges Stück Arbeit, mit den primitiven Werkzeugen, die man unterwegs mithat. Es war kolossal kalt unterwegs. Ich habe 4 Springböcke beim Herauffahren geschossen, 2 Steinböcke, eine große fette Trappe (Pau) und ein Hartebeest (Bulle). Von dem Fell lasse ich meine Schuhe reparieren. Nach der Salzfarm komme ich jetzt nicht, da ich lieber hier auf Hamakari bleiben will, denn jetzt sind viele Hereros hergezogen und der Handel geht gut. Ich werde jetzt bei der Regierung anfragen, wegen des Platzes.
Ich mache noch Backsteine für ein neues Haus, das ich hoffentlich im November hoch setze. Ich habe 4 Owambos gemietet zum Arbeiten. Das alte Haus ist nämlich schlecht. Leinhos will die Backsteine brennen, was er versteht. Ich habe ein Buch über Naturheilkunde und Kneipsche Kur gekauft, und um mich vor den Erkältungen zu schützen, reibe ich mich jetzt immer morgens früh mit kaltem Wasser mit einem nassen Handtuch ab, daß ich triefe und lege mich so, ohne mich abzutrocknen, wieder in die warmen Decken. Es bekommt mir sehr gut. Ich denke, wenn ich mal wieder Fieber bekommen sollte, auch eine Kur mit Wasser zu machen. Chinin esse ich nicht mehr, das ist Mist! Professor Koch mit seinem „planmäßigen Vertreiben” von Malaria ist ganz entschieden im Unrecht. Durch Chinin wird das Fieber im Körper zurückgedrängt und aufgespeichert, aber nicht vertrieben.
Zu dem Konversationslexikon von Kürschner habe ich mich sehr gefreut, ich lerne doch so viel daraus, es kommt jeden Augenblick mal die Gelegenheit, um nachschlagen zu müssen.
Es fahren jetzt wenig Wagen im Handelsfeld, da die Steuer erhöht ist und der Handel überhaupt schlecht geht, wenn man nicht auf Schuld gibt. Jetzt fängt indes die Zeit wieder an, wo die Hereros Kost kaufen.
Ich habe fast 2 Monate lang nicht geschrieben, aber jetzt werde ich bald wieder schreiben, da ich hier Muße genug habe. Ich mache jetzt diesen Brief fertig und gehe dann zu Fuß nach Waterberg hinüber und gebe ihn gleich auf. Hoffentlich seid du, Muttichen und die Geschwister alle wohl. Paul schreibt mir gewiß auch bald mal.
Unsere Hühnerzucht geht gut. Ich habe schon etwa 10-12 Hühner verkauft (Stück 10-5 Mark), doch legen sie augenblicklich nicht, da es sehr kalt ist. Ich denke, mir auch Schweine anzuschaffen. Das bezahlt sich, glaube ich, da hier ziemlich viel Kost wächst für Schweine. Neulich, als ich unterwegs gerade mit dem Gewehr vom Wagen fort auf Jagd war, sind 2 wilde Schweine mit Jungen am Wagen vorbeigelaufen. Meine Hunde haben ihnen nichts anhaben können, da die Bachen mit ihren gewaltigen Zähnen die Jungen verteidigten. Der eine Hund hat eine Wunde davongetragen an der Seite.
Doch jetzt leb wohl, grüß Muttichen und die Geschwister vielmals von mir und erwarte einen baldigen, größeren Brief von
Deinem Hans
Lieber Vater!
Soeben bin ich von Karibib zurückgekommen und greife gleich zur Feder. In Karibib wollte ich schreiben, hatte aber so viel zu tun, daß ich nicht dazu kam. Ich habe auch neue Hinterräder an den alten Wagen machen lassen. Doch die Buchsen, die du mir durch Menzel damals schicktest, passten nicht, waren zu groß, passten zu dem anderen zweiten Wagen. Zum Glück waren die alten Buchsen noch gut. Schicke doch später, wenn du wieder eine Sendung schickst, 2 Buchsen mit, zu dem alten (1895) Wagen passend. Menzel muß es doch wissen. Sie sind etwa so viel kleiner, als die Buchsen zu dem später gemachten Wagen, etwa einen kleinen Fingerbreit kleiner.
Deine Sendung war mit dem Ende-Mai-Schiff nicht gekommen. So mußte ich in Karibib Waren kaufen und habe kein Geld geschickt. Ich hätte auch schwerlich jetzt bares Geld gekriegt. Nirgends ist was zu haben. Überall bei der Truppe habe ich angefragt, doch überall ist genug Vieh da und sie kaufen nur von ihren bestimmten Lieferanten. Doch jetzt habe ich Aussicht, Geld zu erhalten, wenn ich nächstes Mal hinunter fahre und dann wird die 2. Sendung, von der du schreibst, gewiß da sein und dann schicke ich das Geld für die erste Sendung.
Ich habe, seitdem ich meinen letzten Brief von Ende April schrieb, von euch keinen mehr erhalten. Nur Zeitungen von dir einmal. Aber gestern muß die Post nach Waterberg gekommen sein und da gehe ich noch heute hinüber. Da soll dieser Brief auch gleich mit. Sonst geht es mir gut. Mein Vieh habe ich gut heruntergebracht, für 4350 Mark verkauft. Mein Partner Leinhos ist gestern gleich ins Handelsfeld losgefahren.
Gewiß treffe ich auf Waterberg Briefe von euch an, ich freue mich schon darauf. Ich habe mich noch in Karibib überall nach Photographien erkundigt, aber ich habe nur 3 Stück bekommen. Sowie ich genug habe, schicke ich sie. Im Ganzen habe ich 11 Stück.
Ich hatte jetzt beim Heraufkommen von Karibib Malheur. Ich habe die Zange gebrochen vorne (vor Altertum). Ich habe unterwegs aus einheimischem Holz eine neue gemacht, ein tüchtiges Stück Arbeit, mit den primitiven Werkzeugen, die man unterwegs mithat. Es war kolossal kalt unterwegs. Ich habe 4 Springböcke beim Herauffahren geschossen, 2 Steinböcke, eine große fette Trappe (Pau) und ein Hartebeest (Bulle). Von dem Fell lasse ich meine Schuhe reparieren. Nach der Salzfarm komme ich jetzt nicht, da ich lieber hier auf Hamakari bleiben will, denn jetzt sind viele Hereros hergezogen und der Handel geht gut. Ich werde jetzt bei der Regierung anfragen, wegen des Platzes.
Ich mache noch Backsteine für ein neues Haus, das ich hoffentlich im November hoch setze. Ich habe 4 Owambos gemietet zum Arbeiten. Das alte Haus ist nämlich schlecht. Leinhos will die Backsteine brennen, was er versteht. Ich habe ein Buch über Naturheilkunde und Kneipsche Kur gekauft, und um mich vor den Erkältungen zu schützen, reibe ich mich jetzt immer morgens früh mit kaltem Wasser mit einem nassen Handtuch ab, daß ich triefe und lege mich so, ohne mich abzutrocknen, wieder in die warmen Decken. Es bekommt mir sehr gut. Ich denke, wenn ich mal wieder Fieber bekommen sollte, auch eine Kur mit Wasser zu machen. Chinin esse ich nicht mehr, das ist Mist! Professor Koch mit seinem „planmäßigen Vertreiben” von Malaria ist ganz entschieden im Unrecht. Durch Chinin wird das Fieber im Körper zurückgedrängt und aufgespeichert, aber nicht vertrieben.
Zu dem Konversationslexikon von Kürschner habe ich mich sehr gefreut, ich lerne doch so viel daraus, es kommt jeden Augenblick mal die Gelegenheit, um nachschlagen zu müssen.
Es fahren jetzt wenig Wagen im Handelsfeld, da die Steuer erhöht ist und der Handel überhaupt schlecht geht, wenn man nicht auf Schuld gibt. Jetzt fängt indes die Zeit wieder an, wo die Hereros Kost kaufen.
Ich habe fast 2 Monate lang nicht geschrieben, aber jetzt werde ich bald wieder schreiben, da ich hier Muße genug habe. Ich mache jetzt diesen Brief fertig und gehe dann zu Fuß nach Waterberg hinüber und gebe ihn gleich auf. Hoffentlich seid du, Muttichen und die Geschwister alle wohl. Paul schreibt mir gewiß auch bald mal.
Unsere Hühnerzucht geht gut. Ich habe schon etwa 10-12 Hühner verkauft (Stück 10-5 Mark), doch legen sie augenblicklich nicht, da es sehr kalt ist. Ich denke, mir auch Schweine anzuschaffen. Das bezahlt sich, glaube ich, da hier ziemlich viel Kost wächst für Schweine. Neulich, als ich unterwegs gerade mit dem Gewehr vom Wagen fort auf Jagd war, sind 2 wilde Schweine mit Jungen am Wagen vorbeigelaufen. Meine Hunde haben ihnen nichts anhaben können, da die Bachen mit ihren gewaltigen Zähnen die Jungen verteidigten. Der eine Hund hat eine Wunde davongetragen an der Seite.
Doch jetzt leb wohl, grüß Muttichen und die Geschwister vielmals von mir und erwarte einen baldigen, größeren Brief von
Deinem Hans
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen