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Botswana bleibt Spitzenreiter unter Afrikas Volkswirtschaften

Eine internationale Studie über 25 afrikanische Volkswirtschaften hat den südafrikanischen Binnenstaat Botswana wie bereits im Vorjahr die besten Wachstums- und Entwicklungschancen auf dem schwarzen Kontinent bescheinigt. An zweiter und dritter Stelle rangieren Tunesien und Südafrika, gefolgt von der Inselrepublik Mauritius sowie Namibia.

Am Ende der Tabelle liegen das einstige afrikanische Entwicklungsmodell Simbabwe, Mali, der Ölproduzent Angola sowie als Schlusslicht das Wüstenland Tschad. Sie gelten als besonders unattraktiv für in- und ausländische Investoren. Zusammengestellt wird der Africa Competiveness Report vom Schweizer Weltwirtschaftsforum, das seinen diesjährigen Afrika-Gipfel am Dienstag in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo begann. Die Studie untersucht eine Vielzahl von Faktoren, darunter die Rechtsstaatlickeit der Länder, das Ausmaß der Korruption sowie Fragen der Rechtssicherheit und die vorhandene Infrastruktur.

Die am Eröffnungstag der Konferenz veröffentlichte Studie ist ein weiteres Indiz für die tiefe Wirtschaftskrise des schwarzen Kontinents. Bezeichnenderweise trägt der Hauptartikel des Reports den Titel ?Die wirtschaftliche Tragödie des 20. Jahrhunderts: Wachstum in Afrika?. An anderer Stelle bezeichnet es Augusto Lopez-Claros, der Chefökonom des Weltwirtschaftsforums, als unabdingbar, die Faktoren für die so unterschiedliche Entwicklung vieler Länder in der Dritten Welt ausfindig zu machen. ?Afrikas Länder schneiden in der Studie fast ausnahmslos schlecht ab?, konstatiert er. Ihre äußerst niedrige Bewertung verdeutliche die schweren ökonomischen und institutionellen Probleme des Kontinents.

In der Tat gibt es über 20 Jahre nach Beginn der ersten Strukturprogramme quasi keine Wirtschaft südlich der Sahara, die die Intensivstation von Währungsfonds (IWF) und Weltbank verlassen hätte. Die Ausnahmen bleiben neben dem Industriestaat Südafrika die winzige Inselrepublik Mauritius sowie das äußerst dünn besiedelte Botswana, dessen Aufschwung von einem florierenden Diamanten- und Touristensektor getragen wird. Alle drei Volkswirtschaften sind jedoch untypisch für die 48 schwarzafrikanischen Länder, was ihre Vorbildfunktion stark mindert.

Botswanas Spitzenplatz gründet auf seinen effizienten staatlichen Institutionen und dem ausgezeichneten makroökonomischen Umfeld. In beiden Punkten erzielte das von von nur 1,6 Millionen Menschen bewohnte Land das jeweils beste Ergebnis. Etwas schwächer schneidet Botswana im Hinblick auf seine technische Infrastruktur ab. Hier lag es nur an vierter Stelle. Im internationalen Vergleich rangiert das Land hingegen nur auf Platz 36 unter 102 untersuchten Ländern. Südafrikas gutes Abschneiden erklärt sich vor allem aus seiner technologischen Spitzenstellung. Negativ bewertet werden unter anderem seine hohe Kriminalität sowie die Aids-Epidemie. Gegenwärtig sind rund elf Prozent der 45 Millionen Südafrikaner mit dem HIV-Virus infiziert.

Die Studie des Weltwirtschaftsforum folgt unmittelbar auf die Vorlage der jüngsten Wachstumszahlen durch die Afrikanische Entwicklungsbank, die letzten Monat im ugandischen Kampala ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Nach Angaben ihres Präsidenten Omar Kabbaj lag das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in Afrika im Jahr 2003 bei etwa 3,7% (2002: 2,8%). Angesichts einer Bevölkerungszunahme von rund drei Prozent ist dies aber viel zu wenig, um die Armut des Kontinents nachhaltig zu lindern. Als Zugmaschine dienten vor allem die Rohstoffe. Obwohl ihre Produktion im letzten Jahr nur um fünf Prozent stieg, konnten sie vom Wert her beachtliche 17 Prozent zulegen.

Gleichwohl fällt die Wirtschaftsleistung je nach Land sehr unterschiedlich aus. Während zum Beispiel der Zwergstaat Äquatorialguinea dank eines Erdöl- und Erdgasbooms um 15% wuchs, schrumpfte Simbabwe abermals um 13,2% - eine Folge der selbstzerstörerischen Politik des dortigen Regimes, das die Zivilgesellschaft ausgehebelt und die Eigentumsrechte im Zuge des Landraubs weitgehend außer Kraft gesetzt hat. Als Fortschritt wurde von der Afrikanischen Entwicklungsbank bewertet, dass die Zahl der Staaten, die um mehr als fünf Prozent wuchs, im letzten Jahr von zehn auf insgesant 18 gestiegen sei.

Wie die Studie des Weltwirtschaftsforums moniert auch die Afrikanische Entwicklungsbank die noch immer fast vollständige Abhängigkeit Afrikas von den Rohstoffpreisen und vom Wetter. Auch 50 Jahre nach der Unabhängigkeit der ersten Länder habe sich daran nichts geändert. Zudem erschwerten die Agrasubventionen vieler westlicher Länder den Afrikanern vereinzelt den Marktzugang. Nur Mauritius und Tunesien haben es bis heute vermocht, eine verarbeitende Industrie mit nennenswertem Exportbetrag zu etablieren.

Eine Umkehr des Niedergangs von Afrika sei derzeit nicht erkennbar. So hat sich der Anteil des Kontinents am weltweiten Exportvolumen von 6,3% (1980) auf nun 2,5% mehr als halbiert. Dasselbe gilt für Schwarzafrikas Bruttosozialprodukt (BIP), das mit 371 Mrd. US$ nur rund ein Prozent der Weltproduktion ausmacht. Heute sind alle Volkswirtschaften in Schwarzafrika kleiner als die von Mexiko und nur halb so groß wie das BIP von Brasilien, wobei Südafrika für fast die Hälfte des schwarzafrikanischen Sozialprodukts verantwortlich zeichnet. Gleichzeitig liegt Afrikas Anteil an der Weltbevölkerung bei zwölf Prozent. Wenig hoffnungsvoll stimmt auch der noch immer äußerst geringe Anteil des innerafrikanischen Handels, der in den letzten Jahren bei durchschnittlich acht bis neun Prozent des Sozialprodukts stagnierte.

Beide Studien warnen davor, dass Afrikas gegenwärtige Wirtschaftsentwicklung es unmöglich mache, die von der Uno angestrebten Milleniumziele zu erreichen. Dazu gehört vor allem der Versuch, den Anteil der Menschen, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müsssen, von 46% (1990) bis 2015 auf die Hälfte zu reduzieren. Beim gegenwärtigen Schnecktentempo Afrikas würde dieses Ziel frühestens gegen 2147 erreicht werden - mehr als 100 Jahre später als ursprünglich erhofft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-21

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