Besser hören, besser leben – das Ohr und seine wichtige Bedeutung

Das Hören ist eng verbunden mit unserem Sprachvermögen. Ist unser Hörvermögen gemindert oder gar nicht vorhanden, beeinflusst es uns in unserer Fähigkeit, Wörter und Sprache zu lernen und zu kommunizieren. Kommunikation verbindet uns mit anderen Menschen, sie hilft uns dabei, ein soziales Netz aufzubauen. Mit unserer Sprache können wir Gefühle ausdrücken und uns verständlich machen. Ist diese Fähigkeit durch vermindertes Hören oder Taubheit eingeschränkt, fühlen wir uns gehemmt und ausgeschlossen. Menschen, die schwerhörig sind, geraten häufig in die Isolation und vereinsamen. In Deutschland beispielsweise geht man anhand von Schätzungen davon aus, dass etwa jeder Vierte von einer Hörschädigung unterschiedlichen Grades betroffen ist. Mit zunehmendem Alter nimmt unser Hörvermögen ab. Das ist ein normaler Vorgang. Unser Körper versucht das ausgleichen, indem unsere Ohrmuscheln (genauso wie unsere Nasen) sich im Laufe unseres Lebens vergrößern. Je größer unsere Ohrmuscheln sind, desto besser können sie den Schall aufnehmen. Lautes Reden hilft nicht wirklich, um mit einem Schwerhörigen zu kommunizieren, sollte der Ursache ein geschädigtes Innenohr zugrunde liegen, das den Schall nicht mehr wahrnehmen kann. Lautes Reden wird sogar oft als unangenehm empfunden. Genetische Ursachen, angeborene Krankheiten, Gehirntumore, Erkrankungen während der Schwangerschaft wie z.B. Mumps, Schädelverletzungen, Infektionen oder Schalltraumen, ausgelöst durch Explosionen, können Einfluss auf unsere Hörleistung haben. Der Hörvorgang ist ein äußerst komplizierter Vorgang. Unser Ohr besteht aus drei Abschnitten: dem äußeren Ohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. In jedem dieser Bereiche finden jeweils unterschiedliche Phasen des gesamten Hörvorgangs statt. Das äußere Ohr besteht aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang. Gesprochene Worte, Musik und Geräusche verursachen Schallwellen. Unser Ohr versucht, die unterschiedlichen Signale aufzunehmen und das Gehörte im Gehirn für uns sinnvoll zu übersetzen. Das äußere Ohr hat die Aufgabe, die Schallwellen wie ein Trichter aufzunehmen und sie über das Trommelfell an das Mittelohr weiterzuleiten. Das Mittelohr, dass aus der Paukenhöhle mit den Gehörknöchelchen besteht, passt die ankommenden Schallsignale an, filtert sie und gibt sie an das Innenohr weiter. Die eintreffenden Schallwellen versetzen das Trommelfell in Schwingungen, die unsere kleinsten Knochen im menschlichen Körper, die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel), die ihren Namen aufgrund ihrer Form erhalten haben, aufnehmen. Über sie gelangen die unterschiedlichen Signale zum ovalen Fenster, wo sie ins Innenohr übergehen. Zudem gleicht das Mittelohr über die Ohrtrompete, der Eustachischen Röhre, den sich ständig ändernden Luftdruck der Umgebung aus. Beim Fliegen spüren wir manchmal einen unangenehmen Druck auf den Ohren. Durch Nasezuhalten und das Pressen von Luft öffnet sich die Ohrtrompete und gleicht den Überdruck wieder aus. Störungen und Erkrankungen auf dem Weg vom Außen- zum Mittelohr rufen eine Schallleitungsschwerhörigkeit hervor. Im Innenohr erreichen die Schallwellen die sogenannte Schnecke, auch Chochlea genannt. Die hier angesiedelten Hörsinneszellen wandeln die Schallsignale in elektrische Impulse um. Hier nimmt sie der Hörnerv auf und übermittelt sie in die Bereiche im Gehirn, die für das Hören zuständig sind. Die übermittelten Informationen werden dort schliesslich in fuer uns verstaendlicher Sprache umgesetzt. Störungen und Erkrankungen in diesen Abschnitten sind verantwortlich für Schallempfindungsschwerhörigkeiten. Störungen in der Schallweiterleitung können mit dem Tonaudiogramm und vielfältigen anderen Tests beim Hals-Nasen-Ohrenarzt festgestellt werden. Mit dem Audiogramm wird die Wahrnehmung der Tonfrequenzen gestestet. Eine Computertomografie kann Hinweise auf knöcherne Veraenderungen oder Tumore im Gehirn geben. Geschädigte Stukturen können dank neuester Technolgien und Operationstechniken teilweise ersetzt werden. Bei Infektionen können beispielsweise Röhrchen in das Trommelfell eingesetzt werden. So können Eiter und Sekrete ablaufen und das Ohr wird belüftet. Wenn Operationen nicht möglich sind, hilft ein Hörgerät dabei, das Hörvermögen teilweise oder vollständig zu verbessern. Leider verstärken Hörgeräte nicht nur die gewünschten Geräusche, sondern auch unangenehme Hintergrundgeräusche, zum Beispiel das Summen von Ventilatoren. Das führt dazu, dass manche Menschen Hörhilfen als störend empfinden und auf sie verzichten. Mit zunehmender Hörschädigung, besonders des Innenohres, kommen auch leistungsstarke Hörgeräte irgendwann an ihre Grenzen. Statt Hörgerät wäre ein Hörimplantat, ein sogenanntes Chochleaimplantat, eine Möglichkeit, das Hören zu verbessern. Die Implantatelektroden stimulieren den Hörnerv und das führt zu einer Hörwahrnehmung. Bei Taubheit helfen Lippenlesen und das Erlernen der Gebärdensprache, um sich weiterhin mitzuteilen und auszutauschen. Am Sinnvollsten ist jedoch die Vorbeugung. Am schädlichsten für unser Ohr sind Lärm und Stress. Die ständige und laute Beschallung mit Musik oder auch Flug- oder Arbeitslärm sind höchst belastend für unsere Ohren und führen langfristig zu Hörschäden. Medikamente, wie sie beispielsweise in der Tuberkulosebehandlung eingesetzt werden, können den Hörnerv dauerhaft schädigen und so zu Schwerhörigkeit oder Taubheit führen. Auch Alkohol und Nikotin können einen schädigenden Einfluss auf unsere Ohren haben. Infektionen sollten immer unverzüglich behandelt werden, damit Bakterien oder Viren die kleinen Gehörknöchelchen nicht zerfressen. Bei Ohrgeräuschen, Ohrenschmerzen, Verletzungen und Infektionen sollten Sie umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen, der je nach Ursache der Probleme eine angemessene Therapie einleiten kann. Je zügiger Sie einen Arzt aufsuchen, desto effektiver kann eine Schwerhörigkeit verhindert werden. Kerstin van Wyk