Bauprojekt droht Untergang

Von Marc Springer, WindhoekAuslöser des derzeit am Obergericht anhängigen Verfahrens ist eine am 15. August 2017 gefällte Entscheidung des Umweltministeriums, den Entwicklern Square Foot Developers eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für das Immobilienprojekt zu erteilen. Obwohl dessen Gegner diese Entscheidung angefochten hatten, wurden sie vom Ministerium nach eigener Darstellung nicht angehört, bevor jenes am 31. Oktober seinen ursprünglichen Beschluss bestätigte und damit auch die Unbedenklichkeitsbescheinigung legitimierte.Nun versuchen sie, sich per richterlicher Verfügung beim Ministerium Gehör zu verschaffen und dieses zu zwingen, die Freigabe für das Bauvorhaben zu überdenken. Bei dem anhängigen Prozess steht die Frage im Vordergrund, ob die Antragsteller eine Klageberechtigung haben, weil ihre Berufung am Obergericht jenseits der dafür geltenden Frist von 20 Tagen eingereicht wurde. Richter Harald Geier muss folglich zunächst entscheiden, ob diese Verzögerung durch die Tatsache entschuldbar ist, dass die Kläger nach eigener Darstellung erst am 12. Februar von der Entscheidung des Ministeriums erfahren haben.Sollte der Antrag Erfolg haben, wäre das Ministerium verpflichtet, sich mit den inhaltlichen Einwänden der Projekt-Gegner zu beschäftigen. Diese fasst der Direktor des als Hauptkläger agierenden Harmony Mountain Village, Richard Wahl, dahingehend zusammen, dass das Lifestyle Village gegen die Städtebau-Verordnung von Aris verstoße, weil sie eine deutlich höhere Baudichte als erlaubt vorsehe.Dieses Zugeständnis hätten sich die Entwickler durch eine „Täuschung“ des Umweltministeriums bzw. des zuständigen Stadtrats von Windhoek „erschlichen“ indem sie „vorgegeben“ hätten, an dem nahe Luiperdsvalley zwischen Windhoek und Rehoboth gelegenen Standort solle eine Wohnsiedlung für Pensionäre entstehen.Dieser Bebauungszweck sei in der Städtebau-Verordnung von Aris erlaubt, aber ausdrücklich auf eine Häuserdichte von einer Wohneinheit pro 450 Quadratmeter begrenzt. Diese Dichte sei bereits bei dem ersten Projektvorschlag überschritten worden der auf einer Fläche von 27 Hektar 186 Wohneinheiten umfasst habe. Dann sei die Dimensionierung auf 309 Unterkünfte erhöht und durch „Vortäuschung falscher Tatsachen“ ihre Genehmigung erwirkt worden.Wahl zufolge seien er und die anderen Gegner des Bauprojekts bewusst aus der Stadt gezogen, um der Hektik in Windhoek zu entkommen und ein Leben in freier Natur zu genießen. Durch das auf Geheiß des Obergerichts vorerst ausgesetzte Bauvorhaben sei diese Ruhe nun gefährdet, weil es sich bei dem Projekt entgegen der „Irreführung“ seitens der Entwickler eben nicht um eine Wohnsiedlung für Rentner, sondern um Unterkünfte für Familien handele.Dementsprechend sei mit deutlich mehr Bewohnern als in einem Senioren-Komplex zu rechnen, in dem jede Unterkunft meist nur von einer Person bewohnt werde. Ferner müsse mit erheblich mehr Verkehr und Lärm gerechnet werden, weil Kinder regelmäßig in die Stadt gefahren oder dort Besorgungen gemacht werden müssten. Die höhere Siedlungsdichte werde außerdem zu stärkerer Umweltbelastung führen weil mehr Müll und Abwasser anfallen und das Grundwasser stärker beansprucht werden würde.Rechtsexperten glauben, es könnte Jahre dauern, bis die juristische Klärung des Falls abgehandelt oder eine eventuell notwendige Änderung der Bauverordnungen von Aris im Sinne der Beklagten erreicht wurde. Für die Entwickler besteht also die Gefahr einer derart langen Verzögerung des Baubeginns, dass bereits gewonnene Käufer für die Wohneinheiten wieder abspringen könnten.

Bauprojekt droht Untergang

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-03

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