Ansätze zum historischen Dialog
Von Eberhard Hofmann, Windhoek
Staatssekretärin Selma Ashipala-Musavyi beließ es in ihren Worten bei der generellen Würdigung von 25 Jahren deutsch-namibischer Kooperation, die beide Länder in Frieden, Stabilität und Versöhnung gestalten konnten. Beide Staaten hätten Grund, gemeinsam 25 Jahre zu zelebrieren. Sie würdigte deutsche Unterstützung und erklärte, dass Namibia weiterhin mit Deutschland kooperieren wolle.
Nach der Begrüßung der Gäste zur 25. Feier der Deutschen Einheit sprach Botschafter Schlaga von einem kürzlichen Treffen zwischen den beiden Außenministern, Frank-Walter Steinmeier, sowie Netumbo Nandi-Ndaitwah, die sich bemühten, zu den Geschehnissen von 1904 – 1908 „eine gemeinsame Sprache“ zu finden und Übereinstimmung zu den Folgen zu suchen.
Lammert sprach von Namibia und Deutschland als stabile Länder. Stabilität sei keine Selbstverständlichkeit, es gehörten strategische Beziehungen dazu, insbesondere auf politischer und auf der Wirtschaftsebene. Deutschland sei auch bereit, die komplizierte Vergangenheit mit Namibia aufzuarbeiten. Kein einziges deutsches Regierungsmitglied werde sich dieser Aufgabe verweigern. „Wir können die Zukunft aber nicht durch die Vergangenheit ersetzen. Für die Zukunft streben wir die besten Optionen an.“ Bei Gesprächen über die Vergangenheit müssten auch die unschuldigen deutschen Opfer angesprochen werden. Lammert ist nicht weiter auf Details eingegangen, und die Begriffe „Genozid“ und „Kolonialkrieg“ kamen in der freien Ansprache diesmal nicht vor.
Der Bundestagspräsident hält es für eine besondere, „unschätzbare, gemeinsame Erfahrung“, dass Namibias Unabhängigkeit und die Deutsche Einheit beide 25 Jahre zählen. Was in Deutschland das Ende jahrzehntelanger forcierter Trennung bedeutete – der Fall der Berliner Mauer –, habe auch Veränderungen für Namibia gebracht, „die nicht aus heiterem Himmel kamen“.
Die historischen Parallelen und die besonders vernetzte deutsch-namibische Geschichte vor 25 Jahren sprachen Lammert und Schlaga noch einmal mit Blick auf ein historisches Treffen am namibischen Unabhängigkeitstag 1990 an. Der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein russischer Amtskollege Eduard Schewardnadse trafen sich in der Residenz der neuen deutschen Botschaft in Windhoek zu einem Zeitpunkt, als die zwei Teile Deutschlands mit den ehemaligen Alliierten in den sogenannten „2 + 4-Gesprächen“ den Modus der deutschen Wiedervereinigung aushandelten. Es sei gleichzeitig „das gemeinsame Haus Namibia“ entstanden, bemühten sie die Bildsprache, die Präsident Geingob gern verwendet.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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