Andreas Vogt: "Schiffskapitän auf großer Fahrt"

Dr. Andreas Vogt, Jahrgang 1962, studierte von 1983-88 Sprachwissenschaft, Politik und Philosophie an der Universität Stellenbosch/Südafrika, 1993/4 Denkmalpflege in Bamberg und 1995 Afrikaanse Kulturgeschichte in Südafrika. 1997-2002 promovierte er an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Vogt war in leitender Funktion an mehreren Denkmalpflegeprojekten in Namibia beteiligt und ist Verfasser einer Reihe von Büchern und Artikeln bezüglich der Nationalen Denkmäler und anderer kulturhistorischer Themen Namibias. Heute lebt er als freischaffender Schriftsteller und Journalist in Windhoek.

Andreas Vogt: "Schiffskapitän auf großer Fahrt"

WAZon: Welche klassischen drei bis fünf Dinge würden Sie gerne auf eine einsame Insel mitnehmen?

Vogt: Ein Moskitonetz, mein Lieblingstaschenmesser, einen Potjie und einen Wasserkanister.

WAZon: Erinnern Sie sich an die erste Schallplatte, Kassette oder CD, die sie sich je gekauft haben?

Vogt: Meine erste CD war von Bernoldus Niemand: Hou my vas, korporaal. Schallplatten habe ich nie gekauft. Meine erste Kassette war: Arthur Fiedler: Boston Pops.

WAZon: Was halten sie von der namibischen Kulturszene?

Vogt: Wir lassen uns - deutsche Namibier inklusive - kulturell immer noch kolonisieren und sollten uns mehr auf eigene Füße stellen. In jeder Hinsicht. Der Wettkampf im Kulturbereich ist hart. Wir haben viele Möglichkeiten im eigenen Lande noch nicht erkannt und andere schnappen sie uns weg.

WAZon: Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Vogt: Schiffskapitän auf großer Fahrt.

WAZon: Wenn Sie beruflich nicht das machen würden, was Sie jetzt tun, wären Sie...?

Vogt: Schiffskapitän auf großer Fahrt. Schiffskapitän auf großer Fahrt im Ruhestand.

WAZon: Was war gut/schlecht in Ihrer letzten Woche, was wird besser in dieser?

Vogt: Gut: Ein paar Schecks sind eingegangen. Ein paar Artikel erschienen. Schlecht: Es hat sich in Windhoek wieder kaum etwas abgespielt.

WAZon: Wie sieht Ihr perfekter Tag aus?

Vogt: Ein Tag ohne schlechte Nachrichten, an dem ein großer Scheck eingeht, an dem man arbeitsmäßig vorankommt und an dem WAZon ein Interview mit einem machen will.

WAZon: Ihre größte Leistung?

Vogt: Den Doktortitel drei Tage vor dem 40.Lebensjahr erricht zu haben. Das war immer mein Ziel für die erste Lebenshälfte gewesen. Es muss dabei berücksichtigt werden, dass studieren damals hieß, das Land verlassen zu müssen. Einmal Südafrika (sechs Jahre) einmal Deutschland (vier Jahre), hat sich aber gelohnt, habe schließlich kaum etwas in Windhoek verpasst. Und jemand anderes muss nicht mehr die Bücher schreiben, die ich veröffentlicht habe.

WAZon: Was war Ihr größter Flop?

Vogt: Meine gezwungene Laufbahn als Rugbyspieler in Standard 8 (Jan Möhr Highschool) im Jahre 1978. Sie dauerte eine knappe Woche und ein Spiel gegen WHS, und endete mit einem verstauchten Zeigefinger. Ich glaube, wir haben damals 108:3 verloren.

WAZon: Was fehlt Ihnen zum Glück?

Vogt: Eigentlich gar nichts. Ich arbeite nicht für den falschen Arbeitsgeber, arbeite an meinem nächsten Buch und meinen Angehörigen geht es gut.

WAZon: Welche lebende Person der Zeitgeschichte würden Sie gerne einmal treffen? Vogt: Irgendwelche direkten Nachfolger der Hohenzollernkaiser, oder der von Bismarcks. Und Helge Schneider (deutscher Komiker, Komponist des Hitsongs "Katzenklo").

WAZon:: Wer sind Ihre (persönlichen) Helden in der Geschichte und in der Gegenwart?

Vogt: Martin Luther, Napoleon und alle Denker und Philosophen, die die Säkularisation unnachgiebig vorangetrieben haben.

WAZon: Was soll Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Vogt: Wie heißt es so schön in dem alten Volkslied "Ein Heller und ein Batzen": "Die Wirtsleut und die Frauen, die rufen beid' oh weh oh weh - die Wirtsleut wenn ich komme, die Frauen wenn ich geh..." (oder so ähnlich?). Ist mir eigentlich egal. Die Leute können ja lesen, was ich so geschrieben habe und sich daraufhin ihr Bild machen. Die Leute von morgen werden sowieso schon wieder andere Werte haben und vielleicht gar nicht einsehen können, worin die wirklichen Leistungen unserer Tage bestanden haben. Wenn ich mir ansehe, wie gerade in dem deutschen Kulturkreis die Leistungen der Altvordern betrachtet werden, kann einem die Lust vergehen, für die Ewigkeit zu wirken. Unser Konsumzeitalter ist schnelllebig, Andy Warhol hat jedem Menschen 15 Minuten Ruhm versprochen. Vielleicht ist man schon vergessen, noch bevor man aufgehört hat zu atmen.

WAZon: Was soll auf Ihrem Grabstein stehen?

Vogt: Hier ruht (hoffentlich) Andreas Vogt. Oder: Hier ruht (vielleicht) Andreas Vogt. Oder: Hier ruht (endlich) Andreas Vogt.