Aktive wollen Cohen-Bibliothek retten
Neue Besen kehren gut, heißt es im Volksmund, aber auch die alt erprobten sind zuweilen bestens geeignet für den Einsatz in schwierigen Fällen. Gemeint sind hier geladene Mitglieder der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund, die sich zu einer Sondersitzung mit dem Vorstand trafen, um neue Wege in eine finanziell gesicherte Zukunft zu eruieren.
„Nicht einer von denen, die heute hier sitzen, war noch nicht im Vorstand der Wissenschaftlichen Gesellschaft oder wüsste nicht aus der Praxis, wie Vorstandsarbeit funktioniert“, resümierte Erhard Roxin. Neben den Vorstandsmitgliedern Eberhard Mercker (Vorsitzender), Karin Gebhardt (Enkelin von Dr. Alfons Weber), Diethard Fahrbach, Georg Erb, Alexander von der Pforte (Schatzmeister) und Eberhard Tölken stellten sich Herbert Schier (Vorsitzender der Alfons Weber-Stiftung), Achim Lenssen, Peter Steinkopff, Konny von Schmettau sowie Franz Irlich stellenweise kontroversen, aber durchaus konstruktiven Diskussionen.
Die mögliche Umwandlung des Geländes, auf dem die Sam Cohen Bibliothek steht, in ein Geschäftsgrundstück oder der (teilweise) Umzug des Bibliotheksbestandes war das Hauptthema, denn darauf hatten die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung im August gedrungen: Transparenz und Mitspracherecht zu schaffen und Perspektiven aufzuzeigen (AZ berichtete).
Das große Debakel rund um die finanzielle Situation der Wissenschaftlichen Gesellschaft stellte sich im Laufe der Diskussion als weniger drastisch dar, als der Vorstand zunächst hatte verlautbaren lassen. Vielmehr waren die Einnahmen aus dem Museum, das die Bibliothek weitgehend mit trägt, zwar nicht gerade überwältigend, aber dank großzügiger Spenden ließ sich von 2010 an bis heute jedes Jahr unter dem Strich mehr Profit nachweisen.
Hier liege jedoch der Knackpunkt, waren sich Mercker und von der Pforte einig, da man seit Jahren auf großzügige Spenden angewiesen sei und damit schlecht planen könne. Dem widersprach Erhard Roxin, dessen Vater bereits langjähriges aktives Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft gewesen war: „So wurde hier immer gearbeitet, denn die Gemeinschaft unterstützt uns seit Jahr und Tag. Für mich ist das kein Ausnahmezustand und man muss keine Angst haben. In solchen Situationen muss man wachsen und sich verstärkt einsetzen.“
Alle Versammelten kamen einstimmig überein, dass das ursprünglich vom Vorstand angedachte re-zoning der Bibliothek komplett gestoppt werden müsse. Lediglich der Vorsitzende kam immer wieder auf dieses Thema zurück und fand sich nicht bereit, einzulenken.
Als jedoch die Kosten eines solchen Vorhabens auf nahezu 300.000 N$ resümiert wurden, musste Mercker zugeben, dass er nicht mit diesem Umfang gerechnet hatte. „Wir haben keinen Geschäftsführer und keinen Kurator“, erklärte Mercker, „und damit haben Herr von der Pforte und ich uns ein großes Stück Kuchen auf dem Teller gelegt, das wir nun nicht schlucken können.“
Die darauf folgenden Diskussionen erbrachten als Quintessenz durchaus positive Aussichten: Ein Umzug der Sam Cohen Bibliothek ist ein für alle Mal vom Tisch, da er für zu teuer, aufwändig und praktisch nicht umsetzbar befunden wurde. Mit dieser Aussage des Vorstandes machte sich unter allen Anwesenden deutliche Erleichterung breit, so dass die konstruktiven Erörterungen letztendlich zu der Formulierung klarer Schritte führten.
Dass die Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund zu großen Teilen von schwer einschätzbaren finanziellen Zuwendungen abhängig ist, wird auf Dauer untragbar sein, und somit wurde allen klar, dass man nur gemeinsam und aktiv etwas bewegen kann, um diesem Umstand Rechnung zu tragen.
Schlussendlich wurde entschieden, dass die Bildung zweier Subkomitees die Gesamtsituation der Gesellschaft zusammenfassen und gezielt in eine sicherere Zukunft leiten könne.
Auf der einen Seite fanden sich Teilnehmer der Sondersitzung bereit, mit professionellem Marketing und gezielter Öffentlichkeitsarbeit nicht nur eine fachliche Übersicht der Bestände zusammenzufassen, sondern auch auf dieser Basis eine übersichtliche Broschüre zu erstellen, die als Grundlage genutzt werden soll, internationale Kulturfonds und weitere mögliche Unterstützer zu gewinnen.
Ein weiteres Komitee soll sich mit einer professionellen Bestandsaufnahme der Grundstücke und Gebäude sowie deren derzeitiger und zukünftiger Nutzung auseinander setzen und auf dieser Grundlage eine Expertise erstellen. Alle Mitarbeiter an diesen Projekten bzw. Komitees fanden sich bereit, diese Aufgaben auf möglichst ehrenamtlicher Basis zu leisten.
Nach zweistündiger Sondersitzung ging die Versammlung mit dem Resümee auseinander, dass in der in zwei Wochen stattfindenden Vorstandssitzung eine klare Entscheidung getroffen werden soll, ob das Stoppen der Re-zonierung sowie die Bildung der genannten Subkomitees Marketing und Gebäude-/ Finanzsondierung als Vorschlag an die Mitgliederversammlung herangetragen wird und man somit baldmöglichst aktiv werden kann.
Konny von Schmettau, Swakopmund
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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