18 Löcher, die die Welt bedeuten

Golf macht besessen, vielleicht sogar abhängig. Darin scheinen sich alle einig, die schon einmal den Schläger geschwungen haben und dem Spiel seither verfallen sind. Diese, für Außenstehende schwer verständliche, Anziehungskraft erklärt auch die Existenz des Golfplatzes Rossmund außerhalb von Swakopmund. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, inmitten karger Wüstenlandschaft eine Golfanlage mit Grünanlagen anzutreffen, die auf den Besucher wie eine Fata Morgana wirkt.
Auch der Geschäftsführer und Miteigentümer des privaten Golfplatzes, Graham Louw, spricht von "großem Suchtpotenzial", wenn er seine Begeisterung für den Sport zu erklären versucht. Es ist eine Faszination, der neben ihm 350 Mitglieder des Rossmund Golfklubs erlegen sind. Ihre Leidenschaft allein kann jedoch nicht den Fortbestand ihrer Spielstätte sichern.

"Ein Golfklub benötigt mindestens 1000 zahlende Mitglieder, um die Instandhaltung der Spielanlage finanzieren zu können und wir haben nur knapp ein Drittel davon", sagt Louw. Mit den Einnahmen aus Mitgliedsgebühren, die 2500 N$ pro Person pro Jahr betragen, könne der Klub deshalb den Fortbestand des Golfplatzes unmöglich sichern.
Das hat auch damit zu tun, dass die Pflege der Anlage aufgrund ihrer Lage besonders kostspielig ist. Schließlich fällt über dem Wüstenplatz praktisch nie Regen und sämtliches Wasser muss zur Bewässerung der Grünflächen aus dem rund zehn Kilometer entfernten Swakopmund angepumpt werden.
"Rossmund ist einer von weltweit nur fünf Wüsten-Golfplätzen mit Rasenflächen und wir verwenden hier allein für Bewässerungszwecke täglich 1200 Kubikmeter Wasser", sagt Louw. Obwohl das Wasser von der Stadtverwaltung in Swakopmund subventioniert werde, entstünden dadurch monatliche Ausgaben von rund 25000 N$. Dazu kommen Stromkosten von etwa 45000 N$ im Monat, was sich zu einem Betrag summiert, der durch Mitgliedsbeiträge und Gebühren für die Nutzung des Golfplatzes nicht gedeckt werden kann.
Lachen tut der Seele gut - Golf macht wieder alles kaputt!" (Michel Monnard)Erschwerend kommt für die Betreiber des Golfplatzes hinzu, dass die Grünanlagen mit nur teilweise gereinigtem Klärwasser bewässert werden, das sehr salzhaltig ist und Chemikalien wie Natrium enthält. Diese Substanzen wirken stark korrosiv und verursachen hohe Reparaturkosten an dem Bewässerungssystem. Darüber hinaus müssen Pumpen und andere Maschinen regelmäßig von feinem Wüstensand befreit werden, der häufig zu Schäden an mechanischen Geräten führt. "Die Instandhaltung eines Wüsten-Golfplatzes ist ebenso mühsam wie kostspielig", sagt Louw. So sei zum Beispiel die Erhaltung der Grünflächen abgesehen von den hohen Bewässerungskosten auch deshalb außerordentlich teuer, weil der Rasen auf dem unfruchtbaren Wüstenboden kaum gedeihen könne und regelmäßig gedüngt werden müsse.
Bevor Louw den Golfplatz vor 15 Jahren übernommen hat, war die Finanzierung der Instandhaltung kein Problem. "Der Golfplatz wurde über viele Jahre von (der Bergbaufirma) Rössing Uranium finanziert, die 1979 die ersten 9 Löcher anlegen und den Platz zehn Jahre später um weitere neun Löcher ausbauen ließ", erzählt Louw. Da die Anlage zur Freizeitgestaltung für Angestellte der nahegelegenen Uranmine diente, wurde ihre Instandhaltung komplett von dem Unternehmen finanziert.
Da Louw und seinem Geschäftspartner Wim van der Plas dieses Geld seit der Übernahme des Golfplatzes fehlt, mussten sie andere Einnahmequellen erschließen. Es war die Geburt des "Desert Golf Village", einer Immobilienentwicklung, die direkt an den Golfplatz angrenzt und dessen Bewohner die Anlage kostenlos nutzen dürfen.
"Um den wahren Charakter eines Menschen zu erkennen, muss man mit ihm Golf spielen." Die erste Phase des Projekts umfasst 90 Grundstücke, von denen 60 bereits fertig bebaut sind. Die Eigenheim-Siedlung strahlt einen mediterranen Charme aus, der sich vor allem aus der vorgeschriebenen Verwendung natürlicher Baumaterialien wie Kalkstein ergibt, der aus einem Steinbruch direkt vor Ort stammt.
"Die meisten der Hauseigentümer nutzen ihre Immobilie nicht nur als Ferienwohnung, sondern wohnen permanent hier", sagt Louw. Etwa die Hälfte davon sei von Swakopmund an den Golfplatz umgesiedelt, "weil sie hier die unberührte Natur vor der Haustür haben und die Sonne öfters scheint als an der Küste".
Ungeachtet des großen Aufwands, mit dem die Erschließung der Grundstücke verbunden sei, ist Louw zufolge die Nachfrage derart groß, dass schon bald mit der zweiten Phase der Entwicklung begonnen werden soll, die weitere 150 Wohneinheiten vorsieht.

"Ohne die Abgaben von Besitzern der Eigentumswohnungen könnte der Golfplatz langfristig nicht finanziell überleben", betont Louw. Angesichts der positiven Resonanz auf die erste Phase des Bauprojekts und unter Hinweis auf das große Kaufinteresse an den zusätzlich geplanten Wohneinheiten fühlt er sich rückblickend bestätigt. "Es gibt inzwischen keinen Zweifel daran, dass es richtig war, sich mit dem Immobilienbereich ein zweites Standbein zu schaffen", ist er sich sicher.
Wer sich nicht dauerhaft an dem Golfplatz niederlassen, sondern nur vorübergehend die Ruhe und Abgeschiedenheit der Anlage genießen will, kann sich in der Rossmund Lodge einquartieren, die ein Schwimmbad und 20 voll eingerichtete Chalets mit Blick auf den tiefer gelegenen Golfplatz bietet. Außerdem stehen bei Rossmund Konferenzräume, und ein Restaurant zur Verfügung, das bei Bedarf auch für Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Firmenfeiern gemietet werden kann. Des Weiteren verfügt die Anlage über einen Bowling-Rasen und ein Laden mit Golfzubehör, wo Besucher Ausrüstung mieten oder kaufen können.
"Was Dir Freude macht, ist ein Spiel; was dich entspannt, ist ein Hobby; was dir einen Nervenzusammenbruch beschert, ist Golf." "Wir wollen nicht nur Golfspieler ansprechen, sondern jeden, der gern ein paar Stunden in freier Natur verbringt", sagt Louw. Als besondere Attraktion nennt er dabei die rund 200 Springböcke, die Rossmund zu ihrer Heimat gemacht haben und unerschrocken zwischen den Golfspielern auf der Anlage grasen.
Louw räumt zwar ein, dass die zutraulichen Tiere an den Grünflächen mitunter Schaden anrichten. Sie seien aber ein großer Besuchermagnet und für viele Gäste - darunter zahlreiche Touristen - der Hauptgrund für ihren Besuch. Deshalb sei die Anlage auch nicht eingezäunt worden, damit sich die Tiere zwischen dem Golfplatz und dem angrenzenden Swakop-Rivier frei hin und her bewegen könnten.

"Wir versuchen Rossmund als Erholungsort zu etablieren und haben deshalb schon über 600 Bäume hier angepflanzt", erklärt Louw, der den Golfplatz als "Oase in der Wüste" versteht. Die Zielgruppe weiß seine Bemühungen zu schätzen. "Vor allem am Wochenende kommen viele Familien her", sagt er, "die hier zum Mittag essen oder sich einfach ein paar Stunden an der frischen Luft entspannen wollen".
"Golf ist wie eine Liebesaffäre: Nimmt man es nicht ernst, macht es keinen Spaß; nimmt man es aber ernst, bricht es einem das Herz."Als Antriebsfeder für sein Engagement, das er selbst als "Hobby" bezeichnet, nennt der 83-jährige Louw seine Faszination für den Golfsport, die er auch Anderen vermitteln will. Deshalb bietet Rossmund auch Übungsstunden für Laien und Fortgeschrittene an und hat ein "sehr erfolgreiches" Jugendprogramm ins Leben gerufen, das Schüler an den Golfsport heranführen und zu künftigen Mitgliedern des Klubs machen soll.

Louw verbringt nach eigenen Angaben "sieben Tage in der Woche" auf den Golfplatz und ist dort "meist der Erste, der kommt und der Letzte, der geht". Vor allem im Vorfeld größerer Turniere, die in Rossmund immer öfter stattfinden und sich auch zunehmend internationaler Beteiligung erfreuen, können die Tage für Louw lang werden. "Die Arbeit hier erfordert einen großen organisatorischen Aufwand - abgesehen von der Baustelle, auf der etwa 300 Angestellte tätig sind, beschäftigt Rossmund rund 18 Personen, die in der Verwaltung oder bei der Instandhaltung der Anlage helfen", erzählt Louw.

Ungeachtet des großen Arbeitsaufwands versucht er sich regelmäßig Zeit zum Golfen zu nehmen. Dabei geht es ihm inzwischen jedoch weniger um das Streben nach Perfektion oder den Wettkampf mit den Gegenspielern.
"Ich bin auf dem Platz nicht mehr so ehrgeizig wie früher", sagt er und fügt hinzu: "Heutzutage spiele ich nur zur Entspannung. Außerdem hält dieser Sport jung." Dann verlässt Louw sein Büro und gesellt sich kurz zu einigen Golfspielern, die sich nach einer Runde auf dem Platz zu einer Runde an der Bar im Klubhaus versammelt haben